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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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konnte. Solange ihr immer nur Schafe, Wolle und Pullover im Kopf herumgeisterten, würde daraus auf absehbare Zeit auch nichts mehr werden.
    Sie fand die Spinnerei in Billarb erst nach einigem Suchen, doch dafür hatte sie in anderer Hinsicht Glück, denn die Frau, die sie draußen vor dem Gebäude antraf, war die Besitzerin, Sonja Sörensen. Sie kontrollierte frisch gefärbte Wolle, die draußen zum Trocknen aufgespannt war. Eva stellte sich vor. »Winklund. Wir hatten telefoniert. Ich bringe die Wolle von Gustav Axelsson.«
    Sonja Sörensen nickte. »Er hat die besten Schafe weit und breit. Gute Pflege macht sich einfach in besserer Wollqualität bemerkbar.« Sie deutete auf ihren eigenen Pullover. »Manchmal stricke ich mir auch was daraus.«
    »Diese Farbe...« Eva war fasziniert. Der Pullover war von einem so klaren Orange, wie sie es bisher an Wolle noch nie gesehen hatte. »Wie ist das gefärbt?« Eva unterbrach sich und deutete auf die Ständer an der Außenseite des Gebäudes. »Oder das da drüben. Das sieht ja herrlich aus!« Die Wolle, die dort aufgespannt war, leuchtete in unterschiedlichsten Regenbogenfarben. Blau, Rot, Orange, Gelb, Türkis - die Stränge schienen förmlich zu glühen.
    Sonja Sörensen winkte einem Arbeiter, der die Wollsäcke aus Malins Lieferwagen holte und ins Gebäude trug, dann wandte sie sich zu Eva um. »Sie sind gar nicht neugierig, wie?« Sie grinste gutmütig. »Aber es ist kein Geheimnis. Jeder weiß hier, dass ich schon länger mit Pflanzenfarben experimentiere.«
    »Ich würde sagen, das Experiment ist voll und ganz gelungen.« Eva war begeistert. Nicht nur, weil die Farben von so überwältigender Leuchtkraft waren, sondern weil soeben eine Idee in ihrem Kopf Gestalt gewann. Die Sache mit den Schafen und den Pullovern war ihr die ganze Woche nicht aus dem Kopf gegangen, aber jetzt erst, hier draußen vor Sonja Sörensens Spinnerei, wurde eine konkrete Vorstellung daraus. Sie ging zu einem der Ständer und zog einen Faden aus einem Strang. »Das ist ziemlich dick. Lässt sich das auch feiner spinnen?«
    »Natürlich, das ist kein Problem.« Sonja Sörensen schaute Eva fragend an. »Verraten Sie mir, worüber Sie gerade so angestrengt nachdenken?«
    Eva schüttelte den Kopf, doch sie strahlte dabei. »Das ist noch nicht spruchreif. Aber Auf jeden Fall finde ich es sehr spannend, Sie kennen gelernt zu haben!«
    Eva sprudelte förmlich über vor Begeisterung, als sie in den Laden gestürmt kam. »Malin, ich habe eine Wahnsinnsidee!«
    Malin, die neben dem Ständer mit dem Trachtenschmuck stand, drehte sich zu ihr um. Eva erstarrte. Malin war nicht allein. Sie war in Gesellschaft von jemandem, den Eva hier zuallerletzt erwartet hatte.
    »Eine Idee?«, sagte Henning. »Darauf habe ich gewartet. Dann hat dir die Zeit hier am Ende der Welt doch noch gut getan.« Lächelnd trat er auf sie zu und zog sie in die Arme. »Hallo, meine Schöne! Gut siehst du aus! Ein bisschen schmutzig, aber gut.«
    Verlegen machte sie sich los und trat einen Schritt zurück. Als sie ihre Haare aus der Stirn strich, merkte sie, dass Wollreste sich in den Strähnen verfangen hatten, und ihre Jeans sah aus, als hätte sie damit den Schafstall aufgewischt.
    »Was machst du hier?«, fragte sie. »Ist was passiert?«
    »Das könnte ich dich fragen. Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, dich anzurufen, und heute wieder.«
    Sie betrachtete die schwarzen Ringe unter ihren Fingernägeln und hoffte, dass ihr das schlechte Gewissen nicht allzu deutlich anzusehen war. Gestern hatte sie kurzerhand ihr Handy abgeschaltet, weil sie in Davids Beisein nicht gestört werden wollte.
    »Du hättest bei Britta anrufen können«, sagte sie.
    »Das habe ich getan«, versetzte er in ärgerlichem Tonfall. »Nur um zu erfahren, dass sie schon längst ihr Baby hat.«
    Eva merkte, wie sie errötete. »Die Kleine ist gerade mal zwei Tage alt!«
    »Und du hast nur zufällig vergessen, mir davon zu erzählen, oder?«
    Auf diese Frage gab es keine Antwort, jedenfalls keine, die ihr Versäumnis gerechtfertigt hätte. Daher versuchte sie es gar nicht erst, sondern hielt lieber den Mund.
    »Wie auch immer«, sagte Henning. »Britta kommt offenbar schon wieder ganz gut allein zurecht. Du bist praktisch nie bei ihr, und außerdem ist Peter ja da.« Er betrachtete sie abwägend, und ihr war klar, worauf er hinauswollte: Sie sollte nach Linköping zurückkommen und in der Firma Weiterarbeiten.
    »Wir haben vier Wochen ausgemacht«,

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