Mittwinternacht
tun
willst
, im Gegensatz zu dem, was man dir zu tun befiehlt. Satan ist einfach nur ein anderes Wort für individuelle Freiheit. Also sind Satanisten vielleicht nur Leute, die keine Vorschriften mögen.»
«Jetzt vereinfachst du es aber ziemlich.»
«Nein, tue ich nicht.»
«Okay, was ist dann mit diesen Missgeburten, die in dieser Dorfkirche eine Krähe geopfert haben?»
«Was soll mit ihnen sein?»
«Was sie gemacht haben, ist ja wohl schlecht, oder siehst du das anders?»
«Okay», sagte Rowenna. «
Erstens
, das mit der Krähe ist ohne Worte.
Zweitens
, es war eine Kirche, die niemand benutzt – eine überflüssige Kirche, klar?
Drittens
, worin besteht der Unterschied zwischen dieser Aktion und irgendwelchen normalen Demonstranten, die mit irgendeiner Sache nicht einverstanden sind und deswegen etwas demolieren, was diese Sache repräsentiert? Vielleicht waren es einfach Leute, denen es total stinkt, wie reich die Kirche von England ist – und wie total nutzlos, genau wie das Oberhaus … alles nur, um die Leute zu kontrollieren.»
«Na ja … vielleicht.»
«Von wegen
vielleicht
. Heute Morgen hat dein Unbewusstes gesprochen. Dein inneres Wesen wollte sich befreien, und deshalb hast du das Schlimmste gesagt, was man in einem Pfarrhaus von sich geben kann.»
«Oder ich wollte ihr einfach ein bisschen auf die Nerven gehen.»
«Jetzt versuchst du zurückzurudern. Du hast nicht darübernachgedacht, was du gesagt hast, also muss es ein Ausdruck deines innersten Wunsches sein, dich zu befreien. Hör auf mich, zieh es durch.»
«Bist du verrückt geworden?»
«Jetzt machst du es schon wieder. Entweder du tust es, oder du hältst die Klappe. Also tu es: Gib dich dem Teufel hin. Du stehst einfach auf, breitest die Arme aus, holst tief Luft und sagst mit deiner verführerischsten Stimme:
Fürst Satan, nimm mich …
» Rowenna kicherte. «Es sind ja nur Worte, also kann dir nichts passieren … Aber es ist auch eine Aufforderung an dein inneres Wesen, die Fesseln abzustreifen. Ich schätze, wenn man so was in einer Kirche sagt, erlebt man die totale Wahnsinnsekstase.»
«Nein danke.»
«Verstehst du …», Rowenna deutete mit ihrer Messerspitze auf Jane, «… du bist einfach komplett indoktriniert. So schaffst du es nie aus dem System raus.»
Jane war unbehaglich zumute. Sie hatte sich so cool und überlegen gefühlt, als sie hereingekommen war, aber jetzt hatte Rowenna den Spieß umgedreht, und sie war wieder ein Feigling, ein ängstliches kleines Mädchen.
«Ro», sagte sie. «Kann ich heute bei dir übernachten? Ich kann schließlich nicht zurück, oder?»
«Klar kannst du zurück. Und nimm Satan gleich mit. Damit meine ich: Geh mit hocherhobenem Kopf zurück, zeig ihr dein neues Wesen.»
«Es wäre nur für eine Nacht.»
«Oh, Kleine …» Rowenna seufzte. «Das könnte echt schwierig werden. Wir haben diesen Diplomaten aus dem Mittleren Osten im Haus. Ich dürfte dir das gar nicht sagen, weil es eine Menge Leute gibt, die diesen Typen abservieren möchten. Es ist ein Bewachungsjob – und wir sind die sichere Unterkunft. Du verstehst doch, was ich damit meine, oder? Bewaffnete Typen in Transporternvorm Haus rund um die Uhr und so weiter. Es ist echt total nervtötend.»
«Oh.»
«So was kommt ziemlich oft vor. Und es bedeutet, dass jeder, der uns besuchen will, Wochen im Voraus auf Herz und Nieren überprüft wird, um irgendwelche Risiken zu minimieren.»
«Aber was soll ich jetzt machen?»
Rowenna beugte sich über den Tisch und drückte Janes Arm. «Weißt du, was dein Problem ist? Du machst dir zu viele Sorgen. Dein inneres Wesen ist immer noch total eingeschnürt. Na ja, im
Pod’s
werden sie das irgendwann schon hinkriegen …
irgendwann
bestimmt.»
«Was stimmt denn nicht mit dem
Pod’s
?»
«Garnichts. Es ist schon okay. Aber es ist nicht viel mehr als eine Spielwiese für gelangweilte Hausfrauen, die zu ängstlich sind, eine Affäre anzufangen. Das muss dir doch auch schon aufgefallen sein.»
«Ich dachte eigentlich, es geht dort um die
richtigen
Sachen.»
Rowenna lächelte ein bisschen mitleidig. «Hör mal, ich muss jetzt gehen. Los, frag mich, wohin. Das wird dir bestimmt gefallen.»
«Hm?»
«Ich gehe in die Kathedrale.»
«Ich dachte, wir gehen zusammen shoppen!»
«Ja, dachte ich auch», sagte Rowenna zerknirscht. «Ich hatte bloß vergessen, welcher Tag heute ist. Ich muss mich mit meinem Cousin treffen, der …» Rowenna sah auf. «Wer ist
Weitere Kostenlose Bücher