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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wie sie heißt. Wo ist dieses Mädchen jetzt, nach dem Sie mich gefragt haben?»
    «Rowenna? Sie geht in dieselbe Schule wie meine Tochter.»
    «Oje», sagte Barry. «Aber manchmal ändern Menschen sich ja auch, nicht?»
    «Wenn sie es wirklich wollen», sagte Merrily. «Also – was ist diesem Hilary Pile passiert?»
    «
Sie
ist ihm passiert. Er war Kanonikus an der Kathedrale, fünfundvierzig Jahre alt, verheiratet, Kinder. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber ich habe ihn für einen vernünftigen Mann gehalten. Ganz bestimmt nicht der Typ, der was mit einem Schulmädchen anfängt.»
    «Rowenna?»
    «‹Tochter eines Militärs› hat nur in den Zeitungen gestanden. Ich glaube, sie war minderjährig – ich bin sicher, dass sie es war. Fünfzehn oder so. Abgesehen davon wurde zuerst darüber spekuliert, ob es Vergewaltigung war, als sie Hilary verhaftet hatten, daher wurde ihr Name rausgehalten – seiner allerdings nicht.»
    «
Jetzt
fällt es mir wieder ein. Das war vor ungefähr zwei Jahren, oder? Aber er   …»
    «Ja. Der arme Kerl hat sich in seiner Garage erhängt. Hat einen Abschiedsbrief hinterlassen – einen ziemlich langen. Der Brief wurde bei der amtlichen Untersuchung vorgelesen. Darum hatte er extra gebeten.»
    «Helfen Sie mir noch ein bisschen auf die Sprünge», sagte Merrily.
    «Es war ein ziemlich blumiger Text. Er hat ständig Milton zitiert. Er sagte, dieses Mädchen sei vom Teufel geschickt, und es war klar, dass sich die Presse darüber lustig machen würde: Genau, was man von Geistlichen erwartet, die eine Entschuldigung für ihr widerwärtiges Verhalten suchen. ‹Vom Teufel geschickt›. Offenbar war sie ein blasses kleines Ding, aber sie wusste, welche Hebel man in Bewegung setzen muss, nun   … äh   … Entschuldigung, das habe ich jetzt nicht so gemeint   …»
    Merrily schrieb automatisch auf ihrem Predigtblock mit.
    «Sie haben gesagt, es gab noch   … andere Dinge, die in der Presse nicht erwähnt wurden.»
    «O ja, und ehrlich gesagt, bin ich ziemlich erstaunt, dass davonnichts durchgesickert ist. Aber ich vermute, dass den Leuten, die darüber Bescheid wussten, klar war, wie schädlich das sein könnte. Mir kommt es inzwischen so vor, als ob diese Angelegenheit der Grund dafür gewesen ist, dass ausgerechnet ich hier der Berater für spirituelle Grenzfragen werden sollte. Sie wollten jemanden von außen, jemanden, der noch nichts mit der Kathedrale zu tun gehabt hatte. Es ist unglaublich, was für hohe Wellen so was schlagen kann. Es gibt schließlich immer Leute, die nach den verderblichen Einflüsterungen des Satans Ausschau halten, oder?»
    «Und was ist passiert?»
    «Nachdem Hilary Selbstmord begangen hatte, gaben zwei weitere Geistliche gegenüber dem Bischof zu, ebenfalls eine Beziehung mit dem Mädchen gehabt zu haben.»
    «Meine Güte!» So etwas hatte sie nicht erwartet.
    «Es wurde angenommen, dass noch ein vierter in die Sache verwickelt war, aber er hat sich nicht geäußert und die Ermittlung überstanden. Es war natürlich keine
polizeiliche
Ermittlung.»
    «Hat irgendwer mit dem Mädchen selbst geredet?»
    «Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass jemand aus der Kathedrale auch nur
in die Nähe
dieses Mädchens kommen wollte. So wie ich das sehe, hat das Militär es so arrangiert, dass ihr Vater anderswo stationiert wurde. Offenbar in Hereford, auch wenn hier niemand weiß, wohin sie gegangen sind – oder vielleicht wollte es auch niemand wissen. Die Sache hat einen ziemlich langen Schatten geworfen und tut es immer noch: Ich weiß von einer beträchtlichen Anzahl zuvor gefestigter Ehen, die seitdem den Bach runtergegangen sind. Die Andeutung des armen Hilary, dass das Mädchen mit dem Bösen im Bund war, hat eine ganze Reihe Anhänger gefunden.»
    «Barry, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.»
    «Und ich weiß nicht, was Sie Ihrer Tochter sagen sollen, Merrily», sagte Barry. «Aber wenn sie mit Rowenna Napier befreundet ist, könnte es sein, dass sie ein bisschen zu schnell erwachsen wird, wenn Sie verstehen, was ich meine.»
    «Ich schulde Ihnen einen Gefallen», sagte Merrily.
    Jetzt hatte sie Angst.

41
Nimm mich
    Im
Slater’s
hinter der Broad Street saß Jane vor ihrer Pizza und ließ sich nichts anmerken – gelegentlich rief sie sich ins Gedächtnis, was dieser Schleimbeutel Dean Wall im Schulbus über Rowenna und Danny Gittoes gesagt hatte.
    Gittoes war Deans bester Freund und ein bisschen weniger aufdringlich, aber der Gedanke, dass

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