Mittwinternacht
das?»
«Wo?»
«Der Typ, der da durchs Fenster reinschaut.»
«So leicht lasse ich mich nicht auf den Arm nehmen.»
«Sieht eigentlich nicht schlecht aus, wenn man auf ältere Männer steht. Er trägt schwarze Klamotten. Ich glaube, er kommt rein.»
«Jetzt weiß ich’s.» Jane schob sich ein Stück Pizza in den Mund. «Es ist der Satan persönlich.»
«Genau. Und er will zu
dir
.»
Ein kalter Luftzug traf Janes Knöchel, als die Tür des Lokals geöffnet wurde.
Gerade als Merrily überhaupt keine Lust hatte, mit Huw zu reden, rief er an.
«Wie geht’s, junge Frau?»
«Ganz gut.»
«Ich habe schon ein paarmal angerufen», sagte Huw. «Und ich habe für Sie gebetet.»
«Danke.»
«Was gab es für ein Problem?»
«Rattenaugen», sagte Merrily, «vermutlich.»
«Ach?» Sein Tonfall hatte sich kein bisschen verändert.
Sie erzählte ihm in aller Ruhe, dass sie das Opfer von so etwas wie einem psychischen Angriff gewesen war. Und sie erzählte ihm, dass sie damit fertiggeworden war.
«War es das, was mit Ihnen in die Kirche von St. Cosmas gekommen ist?», fragte Huw.
«Ich glaube schon.»
«Und Sie sind damit fertiggeworden?»
«Ja.»
«Also sind Sie clean, ja?»
«Davon gehe ich aus. Und was ist mit Ihnen?»
Huw schwieg einen Moment und sagte dann: «Ich war gestern Abend im Krankenhaus und habe einen Anschiss von einer irischen Krankenschwester kassiert, die eine sehr hohe Meinung von Ihnen hat. Ich habe gesagt, dass ich diese Meinung natürlich teile.»
«Und haben Sie ihr auch erklärt, warum Sie und Dobbs mich hintergangen haben?»
«Ich habe ihr versichert, dass ich Ihnen bei der ersten Gelegenheit alles ausführlich erklären werde. Deshalb rufe ich auch an. Können wir uns heute Abend treffen?»
«Ich weiß nicht», sagte Merrily. «Ich habe gerade andere Probleme.»
«Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.»
«Vielleicht will ich das aber nicht.»
«Merrily …»
«Ja?»
«Wir haben eine Krise.»
«Wer ist
wir
?»
«Sie, ich, Ihre Kathedrale – die christliche Kirche.»
«Möchten Sie herkommen?»
«Könnten wir uns um sechs Uhr in Ihrem Torhaus-Büro treffen? Sind wir dort allein?»
«Na gut», sagte sie.
Lol hielt ihr die Beifahrertür des Astra auf, knallte sie zu, nachdem sie eingestiegen war, und ging um das Auto herum zur Fahrerseite.
Jane starrte ihn an. «Wohin fahren wir?»
Er ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer an und fuhr los. «Zu einer Beerdigung.»
«Machst du Witze?»
«Klar mache ich Witze. Ich trage samstags immer einen schwarzen Anzug.»
«O Gott», sagte Jane. «Es ist Moon, oder?»
Lol bog rechts in Richtung der Greyfriars Bridge ab. Sie musste sich beherrschen, um nicht zu fragen, warum er eben ausgerechnet in dieses Lokal gekommen war. Für Lols Verhältnisse hatte er einen ziemlich lässigen Auftritt hingelegt. Egal, es war cool gewesen, einfach mitzuspielen. Und noch viel cooler, zu bemerken,dass ihn ihre unheimlich herzliche Begrüßung scheinbar ein bisschen geschockt hatte.
Sie grinste. «Ich hab dir Angst eingejagt, stimmt’s?»
«Man kann es übertreiben», sagte Lol, «und man kann es
übertreiben
.»
«Ich war einfach zufällig megafroh, dich zu sehen.» Lol würde jedenfalls nicht zulassen, dass sie auf dem Belüftungsgitter von C&A übernachtete. «Was hat sie für ein Gesicht gemacht?»
«Wer?»
«Rowenna! Ich habe es nicht mitgekriegt. Ich musste schließlich meiner Begeisterung darüber Ausdruck verleihen, dass du gekommen warst.»
«Ja», sagte er, «ich schmecke den Mozzarella jetzt noch.»
«Also, wie hat sie reagiert?»
«Sie wirkte überrascht.»
«Super», sagte Jane.
Lol fuhr wie ein Wahnsinniger. Wahrscheinlich war er spät dran. Es musste ihn Zeit gekostet haben, sie zu finden, und er hatte schon seinen Beerdigungsanzug getragen, also hatte er garantiert auf Anweisung von Frau Pfarrer gehandelt. Echt, der entkam man wirklich nie.
«Du bist nicht zufällig dort vorbeigekommen, oder, Lol?»
«Deine Mom hat mir gesagt, dass du im
Slater’s
zum Essen verabredet bist.»
«Na toll», sagte Jane genervt.
«Außerdem hat sie gesagt, dass ihr euch gestritten habt.»
«Es war eine unbedeutende Meinungsverschiedenheit.»
«Wie zwischen den Serben und den Kroaten.»
«Was hat sie noch gesagt?»
«Sie hat eine Menge Sachen gesagt, die sie dir vermutlich besser selbst erklärt.»
«Weißt du was», sagte Jane schroffer, als sie beabsichtigt hatte,«du kannst ihr ausrichten, dass sie mir ein
Weitere Kostenlose Bücher