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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Ähnliches gesagt hatte. «Ich möchte zu Hause nichts einschleppen, verstehen Sie?»
    Die Frau aus dem Video hatte sich umgebracht, obwohl sie Kinder und Mann gehabt hatte – ein klarer Beweis dafür, dass paranormale Erscheinungen drastische Auswirkungen auf das seelische Gleichgewicht der betroffenen Person haben konnten.
    Hier schien dieses Problem nicht zu bestehen. Merrily fühlte sich mit dieser Frau auf recht sicherem Terrain.
    «Nach allem, was Sie sagen, handelt es sich vermutlich um einen
Abdruck
, der üblicherweise mit einem ganz bestimmten Ort in Verbindung steht. Er folgt niemandem. Er kann nicht in jemanden hineinfahren. Man kann ihn nicht entfernen. Es ist ungefähr wie eine Diaprojektion auf einer Wand.»
    «Mrs.   Watkins   …» Helen Matthews saß auf der Sofakante. Sie trug eine weiße Jacke, ihr schwarzes Haar war zurückgenommen, und ihre Stimme zitterte. «Man kann sich tausendmal sagen, dass es einem nichts antut, dass es nicht wirklich da ist, aber wenn man mitten in der Nacht allein im oberen Flur ist, alle Türen zu sind und kaum Licht brennt, und man weiß   … dass einem etwas folgt, und man sich endlich dazu bringen kann   … sich umzudrehen, um sich davon zu überzeugen, dass da nichts ist   … und da ist   …
Da ist..
.
»
    Ein so heftiger Schauder überlief sie, dass es fast wirkte wie ein Krampf. Den Tränen nah, klammerte sie sich ans Sofa. Sogar Susan Thorpe wirkte mitgenommen.
    «Okay», sagte Merrily sanft. «Nur, dass wir uns genau verstehen. Sie haben gesagt, dass alle Türen zu waren und das Licht heruntergedimmt war. Könnte es vielleicht sein, dass eine der Türen geöffnet wurde   …»
    «Nein! Ganz bestimmt nicht. Und wenn   … Wir haben hier nur alte Damen. Zurzeit leben hier nur alte Damen. Aber es war ein Mann. Oder jedenfalls männlich   … ein männliches
Ding

    «Wie hat er ausgesehen?»
    «Er war   …» Helen verlor die Beherrschung. «Er sah aus wie ein verdammter
Geist
. Er ist aus der Wand gekommen.»
    «Konnten Sie sein Gesicht sehen?»
    «Ich glaube, er hatte einen Schnurrbart. Und ich glaube, er trug einen Anzug. Wie in den alten Schwarz-Weiß-Filmen, doppelt geknöpft mit breiten Schultern.»
    Merrily warf Susan Thorpe einen Blick zu. Die schüttelte den Kopf.
    «Nach dieser Beschreibung könnte es jeder gewesen sein, der hier im vergangenen Dreivierteljahrhundert gewohnt hat. Wir sind erst vier Jahre hier – bin von Hampshire hergekommen, um näher bei meiner Mutter zu sein. Ich meine, als wir ankamen, lagen keine verstaubten Fotoalben rum oder so, und es war vor uns ein Landgasthaus. Es könnte jeder sein.»
    «Werden denn irgendwelche Geschichten über das Haus erzählt? Gibt es irgendwelche   …»
    «Morde? Selbstmorde? Nicht dass ich wüsste, aber ich könnte ja ein bisschen in Hay herumfragen.»
    «Um Gottes willen!», rief Susan Thorpe. «Ich kenne Hay. Die Sache wäre im Handumdrehen in der ganzen Stadt herum. Wir führen hier ein Unternehmen. Sieben Angestellte hängen von uns ab, also wollen wir doch versuchen, nicht hysterisch zu werden. Bis jetzt ist es uns gelungen, die Heimbewohner nichts davon merken zu lassen, es wäre mir lieb, wenn das so bliebe. Außerdem ist es das erste Mal in vier Jahren, dass ich von so etwas höre. Warum sollte dieses   … Ding ausgerechnet jetzt anfangen, hier herumzugeistern?»
    «Wir glauben, dass Abdrücke und Ortserinnerungen noch nach vielen Jahren aktiviert werden können», sagte Merrily. «Manchmal erfolgt das als Reaktion auf eine emotionale Krise oder Störung.»
    «Das kann nicht sein! So etwas gibt es hier nicht.»
    «Sie haben vorhin selbst gesagt, dass sich alte Leute manchmal wie Verbrecher benehmen können. Geistige Labilität, Demenz   …»
    «Beim ersten Anzeichen von Demenz müssen sie gehen, so leid es mir tut. Wir sind kein Pflegeheim. Und die einzigen Hinweise auf Hysterie gab es   … nicht bei Ihnen natürlich, Helen, aber ganz bestimmt bei Ihrer Vorgängerin   …»
    «
Sie
haben es nicht gesehen», sagte Helen ruhig. «Haben Sie jemals so etwas gesehen, Mrs.   Watkins?»
    «Möglicherweise. Sagen wir so, ich kenne das Gefühl. Ich weiß, wie beängstigend es ist. Aber ich will auch nicht überreagieren. Ich habe nicht vor, hier überall Weihwasser zu verspritzen, oder so. Was ich tun werde, ist, jetzt mit Ihnen beiden dort hinaufzugehen und ein paar Gebete zu sprechen.»
    Susan Thorpe richtete sich auf. «Laut?»
    «Natürlich laut.»
    «O nein, das geht

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