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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ausgezogen sein – also heute. ‹ Warum?›, hat sie ihn vollkommen entgeistert gefragt. ‹ Was habe ich Ihnen getan?› – ‹Nichts›, sagte er. ‹Stellen Sie keine Fragen, gehen Sie einfach, und vielen Dank.› Was soll man davon halten, können Sie mir das erklären?»
    «Merkwürdig», sagte Merrily. «Ich   …»
    «Aber ich verstehe nicht   … Was habe ich denn falsch gemacht?»
Sie hörte die Worte wieder, mit ihrem hallenden Echo in der Kathedrale, sah eine Frau von ungefähr sechzig, die verzweifelt in ihren vernünftigen Stiefeln davonging, ihren Tweedmantel, ihren   …
    «Mrs.   Thorpe, trägt Ihre Mutter manchmal eine grüne Samtkappe in so einer Art Tudor-Stil?»
    «Gehen Sie weg. Gehen Sie»
, hatte Kanonikus Dobbs gezischt.
«Ich kann das unmöglich hier besprechen.»
     
    O mein Gott, dachte Jane.
Es stimmt wirklich. Sie sind wirklich ein Paar!
    Im Café an der Ecke saßen Lol und sie vor ihren Tellern mit Schokoladenkuchen, von dem sie abwechselnd essen mussten, weil der Tisch wackelte.
    «Und, es ist was Ernstes, oder? Mit dir und Moon.»
    «Wir sind einfach   …»
    «Gute Freunde?»
    «So was in der Art.» Er schien nicht gerne über Moon zu reden. Sie musste gute zehn Jahre jünger sein als er. Nicht dass das etwasausmachte, natürlich. Jane war gute
zwanzig
Jahre jünger als Lol, und sie   …»
    Egal.
    «Also kümmerst du dich ein bisschen um ihre Wohnung, während sie diese Scheune herrichtet?»
    «So ungefähr. Ihre Familie stammt vom Dinedor Hill, und sie wollte immer dorthin zurück. Hrm   … wie geht’s deiner Mom?»
    «Oh, du erinnerst dich noch an sie? Wie
nett
. Ihr geht’s gut. Übrigens arbeitet sie jetzt ein paar Tage die Woche von einem Büro aus, das hier ganz in der Nähe liegt.»
    «Wirklich?» Er sah auf.
    «Im Torhaus des Bischofspalastes. Ich war noch nicht dort, aber ich schätze, es ist echt cool.»
    «Was macht sie dort?»
    «Das ist allerdings
nicht
so cool. Sie ist zur Diözesan-Exorzistin ernannt worden. Du weißt schon – wie in diesem Film, in dem sich der Kopf dieses Mädchens komplett um seine Achse dreht und es grüne Kotze hochwürgt und mit einem Kruzifix masturbiert? Mit solchen Leuten hat es Mom jetzt zu tun. Allerdings gibt es nicht besonders viele solche Leute, jedenfalls nicht hier in der Gegend – es ist jedenfalls ein ziemlich heikler Job.»
    Lol legte seine Kuchengabel weg. Er wirkte besorgt. «Warum will sie so was machen?»
    «Weil sie denkt, die Kirche sollte in der Lage sein, den Leuten bei paranormalen Erscheinungen zu helfen, und weil niemand da war, der
ihr
geholfen hat, als sie es nötig hatte.»
    «Ich weiß.»
    «Die Frage, die du stellen solltest, lautet: Warum wollen
sie
, dass Mom das macht? Ich glaube, es ist reiner Etikettenschwindel. Sie wollen diese ekligen, erzreaktionären Sachen einfach hinter einem hübschen Gesicht verstecken. Schließlich sagensie zum Beispiel auch, dass nicht viel über Geister in der Bibel steht, weil Gott nicht will, dass wir was mit Geistern zu tun haben oder unser Bewusstsein erweitern und so weiter. Gott will nur, dass wir sonntags in die Kirche trotten und uns ansonsten raushalten.»
    «Das wäre für manche Leute gar kein schlechter Rat», sagte Lol, und Jane spürte, dass er an etwas Bestimmtes dachte.
    «Das ist feige, Mr.   Robinson.»
    «Stimmt. Und es kommt von jemandem, der von Verrückten und noch verrückteren Psychiatern echt genug hat.»
    «Heißt das, dass du Mom jetzt meidest wie die Pest?»
    «Oh, das ist   … kein Problem. Die Pest hatte ich schon.»
    Was ging in ihm vor? Hatte er immer noch Gefühle für Mom, trotz dieser ultraschönen Moon? War sie vielleicht gar keine Traumfrau?
    «Lol?»
    «Mmmm?»
    «Hast du ein Problem?»
    «Ähm   …» Lol aß den letzten Bissen seines Schokoladenkuchens. «In dem Film – mit dem Mädchen und dem Kopf, der sich herumdreht und der grünen Kotze und dem Kruzifix? Das passiert nicht alles gleichzeitig.»
    «Wovon redest du?»
    «Das sind ganz unterschiedliche Szenen – in dem Film.»
    «Danke, Lol», sagte Jane ziemlich genervt. «Ich erzähle es Mom. Das wird sie garantiert unheimlich beruhigen.»
     
    Die Pflegerin hieß Helen Matthews. Sie wohnte in Hay-on-Wye, etwa fünf Meilen vom Heim entfernt. Sie war um die dreißig, hatte zwei kleine Kinder und wirkte ausgeglichen und glaubwürdig. «Ich mache mir nur Sorgen um die Kinder», sagte sie, und Merrily musste an die Frau in dem Video im Exorzisten-Kurs denken, dieetwas

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