MK Boeckelberg
Feinde hatte.« Bongartz sah Ecki entsetzt an.
»Hatte einer der Spieler vielleicht Streit mit dem Opfer?« Schalke sah den Geschäftsführer forschend an.
»Einer aus der Mannschaft? Sie meinen, einer der Spieler könnte Hefter auf dem Gewissen haben? Nein, Herr Kommissar, das sind alles nette Jungs, die nur Fußball spielen wollen. Die sind nicht in der Lage, jemanden umzubringen. Sie sollten sie mal sehen. In Wahrheit sind die Spieler doch wie Kinder. Große Jungs, mit einem noch größeren Herz, Und einer guten Seele. Nach dem Training hängen sie an ihren Playstations. Nee, das können Sie vergessen. Unter meinen Spielern ist kein Mörder.«
»Ich wäre da nicht so sicher.« Ecki schloss sein Notizbuch. »Wir werden den Fall aufklären. Und dann müssen Sie womöglich Ihre Sicht auf Ihre Spieler und auf Ihre Arbeit zumindest überdenken. Das sage ich aus Erfahrung.« Ecki sah Bongartz ungläubigen Blick. »Ist so. Leider.«
»Bevor Sie jetzt gehen und Ihre Arbeit tun, meine Herren, habe ich noch eine Bitte an Sie.« Günter Bongartz richtete sich schwerfällig in seinem Sessel auf. »Sie können sich sicher vorstellen, was dieser Mord in unserem Haus bedeutet. Die Presse wird uns aussaugen. Das war schon bei dem Skelettfund am Bökelberg kein Zuckerschlecken, das kann ich Ihnen sagen. Aber dieser neue Fall wird uns an den Rand des Wahnsinns bringen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Medienmeute über uns herfallen wird. Können wir den Fall nicht vorerst vertraulich behandeln? Bis wir wissen, wie wir mit der Öffentlichkeit umgehen.«
»Tut mir leid, Herr Bongartz. Ich fürchte, Sie schätzen die Presse richtig ein. Gerade in Ihrem Metier bleibt wenig unter der Decke. Die Medien leben ja davon. Und dazu gibt es in den Vereinen viel zu viele Typen, die jede Veränderung im Club für sich und ihre eigene Politik ausnutzen. Das ist hier so, auf Schalke und anderswo.« Schalke hob bedauernd die Arme.
»Schalke?« In Bongartz Augen blitzte so etwas wie professionelle Neugierde auf. Hatte er etwa eine wichtige Entwicklung verschlafen?
»Nein, nichts aktuelles. Ich bin halt Schalke-Fan. Deshalb komme ich darauf.«
Der aufgeregte Glanz in Bongartz Augen war verschwunden. »Ach so. Ich dachte schon.«
»Es stimmt, was mein Kollege sagt. Wir werden Ihnen den Presserummel nicht ersparen können, fürchte ich. So leid mir das tut. Wir werden mit unserem zuständigen Staatsanwalt sprechen, um unser Vorgehen abzustimmen. Aber ich denke, auch er wird zu keinem anderen Ergebnis kommen. Auch für uns ist der Fall schon schlimm genug. Wir haben nun vier Morde aufzuklären.«
»Sie kommen nicht weiter?« Günter Bongartz legte seine Fingerspitzen aneinander. Er sah für einen kurzen Augenblick aus wie ein kühl rechnender Analytiker. Er schien in seinem Kopf die Möglichkeiten zu bewerten, vorerst doch noch von der Presse verschont zu bleiben.
»Ich habe Ihnen eigentlich schon zuviel erzählt, Herr Bongartz. Aber es ist richtig, wir ermitteln noch in alle Richtungen. Das macht die Sache nicht eben leicht. Aber bitte, behandeln Sie das vertraulich.«
»Selbstverständlich. Sie können sich auf mich verlassen. Sagen Sie – Sie brauchen mir darauf jetzt natürlich nicht zu antworten – aber in der Stadt wird gemunkelt, dass unser OB-Kandidat möglicherweise in die Fälle verwickelt sein könnte.« Bongartz Gesichtsausdruck ähnelte jetzt dem eines lauernden Raubtiers.
»Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben, Herr Bongartz, aber derzeit gehört Herr Hünner nicht zu den Hauptverdächtigen. Herr Hünner hat seine Verlobte verloren. Deshalb ist er Teil unserer Ermittlungen.« Ecki ärgerte sich über den Versuch, ihn aushorchen zu wollen. »Ich möchte Sie nur um eins bitten: Gehen Sie nicht von sich aus an die Presse. Eine Pressekonferenz zu dem Fall wird alleine von uns durchgeführt. Und sollten sich Redaktionen bei Ihnen melden, verweisen Sie sie an uns. Nur wir sind autorisiert, Auskunft zu geben.«
Günter Bongartz hob jovial die Arme. »Sie können sich selbstverständlich auf mich verlassen. Und, bitte, meine Herren, tun Sie bitte alles, um den Mörder von Paul Hefter zu finden. Bitte. Unter den Fußballfans werden Sie ihn aber nicht finden.«
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Fußball ist ein hartes Geschäft. Und manchmal vielleicht auch ein bisschen, na ja, unmenschlich, wenn Sie so wollen. Aber niemand begeht einen Mord, um einem Verein zu schaden.«
»Hier geht es nicht
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