MK Boeckelberg
vielleicht. Aber ein Fußball-Fan durch und durch. Er hat alles für seinen Verein getan.«
»Seit wann war er bei Ihnen angestellt?« Ecki sah den Geschäftsführer des Bundesligaclubs ungeduldig an. Er hatte sein Notizbuch aufgeschlagen und wartete auf eine Antwort.
Bongartz räusperte sich. »Angestellt. Was heißt schon angestellt? Paul Hefter war halt immer da, auch früher am Bökelberg schon. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es mal eine Zeit ohne ihn gegeben hat. So lange ich den Verein kenne, so lange kenne ich auch seinen alten Motorroller, mit dem er jeden Morgen angeknattert kam. Hefter hat kein Geld oder Gehalt von uns bekommen, wenn Sie das meinen. Dafür durfte er sich hier auf unserem Gelände frei bewegen. Das ist ein großes Privileg, müssen Sie wissen. Ihm war das offenbar Bezahlung genug: Die Nähe zum Verein und zu den Spielern. Wer darf denn schon als normaler Fan in die Kabine der Mannschaft? Näher dran geht nicht. Also, Paul Hefter ist quasi ein Überbleibsel aus grauer Vorzeit, ein Dino sozusagen, den wir vom Bökelberg mit in den Nordpark genommen haben. Ein Teil des Mythos.« Der Geschäftsführer bemerkte Eckis skeptischen Blick. »Es ist so, wie ich sage. Dieser Verein lebt von und mit solchen Typen wie Hefter. Sie machen zu einem Gutteil die Basis des Vereins aus. Auch wenn das nun, angesichts dieses Wirtschaftsunternehmens«, Bongartz machte eine ausholende Handbewegung, »wie Hohn klingt, oder meinetwegen auch zynisch, ohne ehrenamtliche Leute wie Hefter könnten wir einpacken.«
»Aber Sie machen Millionenumsätze. Was brauchen Sie dann diese Leute? Das verstehe ich wirklich nicht.« Ecki blickte von seinem Notizbuch auf.
»Wissen Sie, Menschen wie Hefter sind besessen von ihrem Verein. Sie sind quasi das Salz in der Suppe. Sie brauchen als Verein eine Basis aus diesen Leuten. Das ist nur gut für den Verein. Gerade solche Typen halten die Seele des Vereins warm. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich verstehe schon, das Fußballgeschäft ist das Geschäft der großen Gesten und Gefühle.«
»So ist es, Herr Hauptkommissar. Denken Sie an Ihre eigenen Gefühle diesem Club gegenüber. Ich bin davon überzeugt, dass auch Sie als Kind oder Jugendlicher glühender Anhänger dieses Clubs waren. Der Fußball begeistert die Menschen. Deshalb erfüllen wir eine wichtige soziale Rolle in unserer Gesellschaft. Fußball verbindet die Menschen, über alle Klassen und Generationen hinweg.«
Schalke hatte leuchtende Augen, das konnte Ecki sehen. Besonders die Stelle mit der »Seele des Vereins« schien es ihm angetan zu haben.
»Das klingt alles sehr nett, Herr Bongartz. Aber wir sind nicht zu Ihnen gekommen, um mit Ihnen über Fußball zu philosophieren, sondern um einen Mord aufzuklären. Um einen Mord in Ihrem Haus.«
Bongartz machte ein betrübtes Gesicht. »Sie haben Recht. Das ist schrecklich.«
»Was wissen Sie über Ihr Faktotum? Wo lebte Hefter? Wie lebte er?« Ecki brauchte endlich Fakten.
»Also, wenn ich ehrlich bin, Herr Eckers, weiß ich so gut wie nichts über ihn. Nur das, was ich Ihnen schon gesagt habe, dass er jeden Morgen mit seinem Motorroller kam, bei Wind und Wetter, und dass er manchmal etwas schmuddelig aussah. Ja, und dass unser Zeugwart ihm ab und an mal was zugesteckt hat. Eine Trainingsjacke, die nicht mehr gebraucht wurde, mal ein T-Shirt, oder im Winter auch schon mal eine abgetragene Mütze. Wo er wohnt? Ich meine, gewohnt hat? Keine Ahnung. Da müssen Sie mal auf der Geschäftsstelle fragen. Die Damen am Empfang oder auch den Zeugwart, vielleicht weiß ja unser Greenkeeper etwas.«
»Ich denke, Sie sind alle eine große Familie? So klang das zumindest gerade für mich.« Auch wenn Ecki die Antwort schon kannte, wollte er die Frage trotzdem gestellt haben.
»Nun ja, wissen Sie, das ist doch einfach zu beantworten. Hefter ist sozusagen mitgelaufen im Betrieb. Er ist nicht groß aufgefallen. Da habe ich mich nicht groß kümmern müssen. Ich bin ja auch kein Übervater.«
»Wir werden es schon herausfinden.«
»Ich würde Ihnen ja gerne helfen. Aber ich weiß es wirklich nicht. Ich meine einmal gehört zu haben, dass er aus Waldniel kam, jedenfalls aus der Ecke. Aber genau weiß ich das nicht.«
Ecki blätterte in seinem Notizbuch. »Dann können Sie mir sicher auch nicht sagen, ob Hefter Feinde hatte. Zum Beispiel hier im Verein?«
»Gott bewahre, in unserem Verein gibt es keine Mörder. Nein. Ich bin sicher, dass Paul Hefter hier keine
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