MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
gegründet. Seine Nachfolger veranlassten mehrere Aus- und Umbauten der Stephanskirche und 1365 erhielt Wien auf GeheißRudolfs IV. die erste Universität. Abgesehen von diesen Großprojekten wurde auch sonst allerorts ge-, aus- und umgebaut, sodass es dem Zeitgeist entsprechend zu einer Gotisierung der Stadtlandschaft kam.
Während Wien sein äußeres Erscheinungsbild veränderte, prallten die Machtansprüche der Landesherren mit den Emanzipationsbestrebungen eines erstarkenden städtischen Bürgertums aufeinander. Beide Seiten verständigten sich auf die Verabschiedung einer Ratsverfassung, die die Einrichtung eines Bürgermeisteramtes (1282) und die Installation eines Stadtregiments vorsah, das sich seit 1396 (Ratswahlprivileg) zu jeweils einem Drittel aus „Erbbürgern“ (Patriziern), Kaufleuten und Handwerkern zusammensetzte. Konflikte zwischen diesen Gruppen waren bisweilen mit dynastischen Streitigkeiten der Habsburger verquickt, die erst mit dem AmtsantrittAlbrechts II. im Jahre 1411 ein vorläufiges Ende fanden.
Während dieser Karriere machte, 1438 den Thron von Böhmen und Ungarn bestieg und zum deutschen König gewählt wurde, kündigten sich außen- und innenpolitische Probleme an, die die Stadtgeschichte Wiens über das 15. Jh. hinaus überschatten sollten. So hatten Wiens Kaufleute das Nachsehen, als sich der Italienhandel mit der Verleihung des Stapelrechts an Passau und andere oberdeutsche Städte seit Beginn des 15. Jh. nach Westen verlagerte. Gleichzeitig geriet die zweite wirtschaftliche Säule der Stadt, der Weinbau, wegen permanenter innerer Konflikte und äußerer Bedrohungen ins Wanken. Erste Leidtragende der einsetzenden Wirtschafts- und Finanzflaute waren wie so oft die Minderheiten. Unter dem Vorwand, sie paktierten mit der religiösen Hussitenbewegung in Prag, deren Anhänger nach der Hinrichtung ihres geistigen VatersJan Hus (1369–1415) plündernd durch die Nachbarlande zogen, fand 1421 das erste Judenpogrom (Wiener Gesera) der Stadtgeschichte statt. Es traf die etwa 800 Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die sich seit Beginn des 14. Jh. auf dem Areal um den heutigen Judenplatz häuslich eingerichtet, religiös institutionalisiert und als Geldverleiher ökonomisch etabliert hatten. Auf BefehlAlbrechts wurden sie der Stadt verwiesen oder ermordet, ihre Häuser verkauft und die Synagoge abgerissen.
Das Schweizertor führt zum ältesten Trakt der Hofburg
1461 wurde Wien erneut von inneren Unruhen erschüttert, weil sich wieder einmal zwei Habsburger, die BrüderFriedrich III. undAlbrecht VI., um den Platz in der Hofburg stritten. Die in die jahrelangen Auseinandersetzungen involvierten Wiener Bürger wechselten mehrfach die Seiten und einige von ihnen, darunter auch der BürgermeisterWolfgang Holzer, mussten ihre Parteinahme am Ende sogar mit dem Leben bezahlen. Die Machtprobe nahm schließlich ein gewissermaßen „natürliches“ Ende: Albrecht starb und Friedrich konnte 1463 dessen Platz in der Hofburg übernehmen.
Es folgten gut 20 friedliche Jahre, in denen die Stadt zum Bistum (1469) und die Stephanskirche zur Kathedrale avancierte, die Wiener Universität großes Ansehen erlangte und eine Reihe von Kirchen ausgebaut wurden. Allerdings schwelte seit 1469 ein Konflikt zwischenFriedrich und dem UngarnkönigMatthias Corvinus. Weil Friedrich dessen Wahl zum König nicht anerkennen wollte, drang Corvinus 1485 gewaltsam in die Hofburg ein und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahre 1490 tonangebend. Danach leitete Friedrich aus der Ferne noch drei Jahre lang die Geschicke der Stadt, bis sein SohnMaximilian I., seit 1486 König, 1493 seine Nachfolge antrat, ohne jedoch in Wien zu residieren. Während ein zentralistisch geführter landesfürstlicher Beamtenapparat seine Interessen vor Ort vertrat, mehrte der letzte deutsch-römische Kaiser des Mittelalters (seit 1508) durch diverse Kriege und eine Reihe geschickt eingefädelter Hochzeiten Besitz und Macht der Habsburger in Europa. Als besonders erfolgreich erwies sich die im Rahmen desWiener Fürstenkongresses (1515) opulent gefeierte Doppelhochzeit zwischen den noch minderjährigen Abkömmlingen der Habsburger und der polnischen Jagiellonen, die seinerzeit über Ungarn und Böhmen herrschten.
Aufgrund des für die Habsburger glücklichen Umstands, dass einer der Bräutigame, der ungarische Thronfolger Ludwig, in der Schlacht bei Mohács gegen die Türken 1526 kinderlos starb, fiel die Macht über Ungarn und Böhmen
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