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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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schrieb auch noch über rote Segel, Feen, Rosen, unerwiderte Liebe, versteht sich, und so weiter und so fort. Und er war bekannt geworden als Historiker und Analytiker, der sich begründete Hoffnung auf eine Aspirantur in Moskau machen durfte. Am Lehrstuhl für die Geschichte der KPdSU hielt man diese Publikation wenn nicht für ein politisches Vergehen, so doch geradezu für eine Schande. Man begann, an Lengvinas’ Eignung, auch weiterhin die Parteigeschichte zu erforschen, zu zweifeln. Der Poet begriff das bestens und verdoppelte seinen Einsatz, später verdreifachte er ihn sogar – drei Kästen! Ich weiß, wer mich verraten hat, so ein stiller Mitarbeiter der Redaktion. Lengvinas, der sein Bier schon selbst getrunken hatte, verpasste mir zwei schöne Veilchen, brach mir auch noch eine Rippe, aber für das Paradies im Arsch entschuldigte er sich. Verhielt sich ritterlich, könnte man sagen. Endlich begriff er, dass er sich schweinisch benommen hatte. Wäre er nicht so ein schrecklicher Karrierist gewesen, wir hätten uns heftig angefreundet.
    Genug davon, kehren wir zurück zu Lucija in die Gorkijstraße. Dort wohnte sie jetzt. Ja, mit Antanas Bladžius, besagtem Röntgenologen. Na, da gibt es nichts zu staunen. Ich wunderte mich auch nicht sehr, dass sie die Schule geschmissen hatte und nicht mehr als Lehrerin arbeitete. Dennoch zuckte ich zusammen, als ich erfuhr, dass sie mit der Mobilen Röntgenstation unterwegs war, durch die gesamte Republik. Endlich, so bekam ich zu hören, habe sie sich selbst gefunden. Diese Worte missfielen mir am meisten. Sie hat gesucht und obendrein noch gefunden! Da war auch Neid mit im Spiel, wenn es auch mir so gelänge. Lucija redete, als lese sie eine Schlagzeile aus der Tiesa ab. Weder ihre kühle Ironie, die mir damals gefallen hatte, war geblieben und schon gar nicht der noch kühlere, oft schockierende Zynismus. Obwohl sie sich freute, mich getroffen zu haben, und mir die Hände drückte, blickte sie beim Sprechen irgendwo anders hin. Sie sagte: Du warst eine interessante Seite im Buch meines Lebens, verzeih. So, ganz ernst: eine Seite im Buch ihres Lebens. Früher hätte sie nie so gesprochen. Irgendeine Veränderung war mit ihr vorgegangen. Wir tranken Kaffee im Vaiva . Einige Bekannte, langmähnige Typen, nickten mir von weitem zu und hoben anerkennend die Daumen – was für ein Weib! Lucija wirkte noch immer ziemlich extravagant. Aber mich befiel abermals Traurigkeit.

5
    Näher mit dem Röntgenologen Antanas Bladžius bekannt zu sein, war mir nicht vergönnt. Ich sah ihn ein einziges Mal auf jenem Platz unter den Linden und folgte ihm und Lucija bis zur Parkbank. Es war damals schon dunkel, nur Bladžius’ Brillengläser funkelten. Ich weiß nicht, ob ich ihn auf der Straße erkannt hätte. Er fiel nicht besonders auf. Zuvorkommend war er, sich des eigenen Wertes bewusst, kein Grünschnabel mehr, aber auch nicht dieser beleibte, keinen Widerspruch duldende, herrisch auftretende Herr Doktor , dem man häufig in Krankenhäusern und Polikliniken und wer weiß wo noch begegnete. Er verstand sich zu kleiden, das sah ich, jedoch ohne modische Finessen. Aber ich konnte ihn wirklich nur kurz in Augenschein nehmen, als er sich mit Lucija in den Hüften wiegte, und ich, direkt neben den beiden, Aldutė an mich presste, die schon bald verheiratet sein und Krutulienė heißen würde.
    Die Impressionen jenes Lagers entfernen sich auf natürliche Weise, die Farben verblassen. Während man jeden Tag um sein bescheidenes Plätzchen unter der Sonne und unter den Wolken zu kämpfen hat, werde ich auch nicht mehr erfahren, warum Lucija in dieser Nacht nicht im Röntgenbus war. Wir Lagermenschen zerstreuten uns, die Röntgenstation jedoch, samt Personal und Lucija, blieb in dem Städtchen am See. Die Lungenkontrolleure hatten dort noch irgendwelche Dinge zu erledigen, oder sie wollten einfach ein wenig verschnaufen. Die weiteren Ereignisse, sollte es solche gegeben haben, spielten sich also schon ohne mich ab. Als hätte ich irgendwas verändern oder beeinflussen können! Was nicht ist, das ist nicht. Und ich vergaß ganz zu sagen: Am nächsten Morgen nach der Abschiedsfete durfte ich Elli in Empfang nehmen, ohne Vorwarnung war sie angereist. Auf eine Umarmung verzichteten wir, aber ich freute mich und erschrak zugleich. Dass bloß Lucija keinen Lärm machte! Sie war dazu in der Lage: Ein Satz genügte. Aber eigentlich war es mir egal, mochte sie tun, was sie wollte. Ich begab mich mit

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