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schauen, was geht. Puh, du erwartest echt eine Menge von mir.«
»Ich weiß. Die nächste Zehnerkarte Squash geht auf mich.«
»Machst du Witze? So billig kommst du mir nicht davon!«
»Was immer du willst.«
»Brünett und auf Strich rasiert, kein Silikon«, sagte Dirk nervös lachend.
»Meinetwegen auch das.«
»Es eilt sehr, ja?«
»Ja.«
»Gut, ich fahre gleich rüber in die Dienststelle. Wie erreiche ich dich?«
»Ruf mich auf dem Handy an.«
»Ich melde mich so schnell wie möglich.«
»Vielen Dank!«
»Dank mir nicht zu früh«, sagte Dirk und legte auf.
Joachim atmete tief durch. Hoffentli ch bekam Dirk das hin - und zwar zügig.
Er sah auf die Uhr. Niklas saß seit Stunden ununterbrochen vorm Fernseher, der Junge musste bereits ecki ge Augen haben. Joachim ging in das Wohnzimmer.
»Mach die Glotze aus, es reicht jetzt«, sagte er.
»Wann kommt Mama? Ich hab' Hunger.«
»Das glaube ich gerne«, murmelte Joachim und dachte bei sich, dass Niklas in letzter Zeit viel zu kurz gekommen war. Er sagte: »He, Großer: Lass uns Burger essen gehen.«
Niklas' Gesicht hellte sich auf. »Oh ja, jippi! Jetzt?«
»Na klar. Los, schnell was anziehen und dann los!«
Niklas schaltete den Fernseher aus, dann lief er in sein Zimmer. Joachim folgte ihm, um ihm saubere Kleidung aus dem Schrank zu geben. Bevor sie kurz darauf losfuhren , hinterließ Joachim eine schnell hingekritzelte Nachricht auf dem Wohnzimmertisch: Sind einen Happen essen. Dirk ist an der Sache dran. Liebe Dich!
*
Es war der Nachrichtenredaktion der lokalen Fernsehstation in Osaka nur wenige Sätze wert, dass die Polizei bei der Suche nach der vor fünf Tagen spurlos verschwundenen vierjährigen Masayoshi kaum noch Hoffnung habe. Eine viel zu kurz eingeblendete Aufnahme des kleinen Mädchens wurde gezeigt, auf der sie ihre heißgeliebte Puppe an sich drückte. Dann strahlte die Sprecherin auch schon wieder und las vom Teleprompter die Nachricht ab, dass vor einer Stunde die derzeit populärste Rockband der Welt aus Sidney kommend auf dem Internationalen Flughafen Kansai in der Bucht von Osaka gelandet war. Dazu wurden Aufnahmen gezeigt, wie hunderte von begeisterten jungen Menschen der kurz in die Menge winkenden Band einen stürmischen Empfang bereiteten.
*
Der ersehnte Anruf kam rund zwei Stunden nach dem Telefonat.
»Es ging nicht eher«, sagte Dirk.
»Macht nichts«, entgegnete Joachim. Er platzte vor Neugierde. »Und?«
»Sieht so aus, als lebe der Kerl in Münster.«
»Münster.« Joachim suchte Blickkontakt zu Carola und hob kurz den Daumen.
»Hast du was zum Schreiben?«
»Nicht hier. Moment, ich wechsle kurz den Raum, ich nehme dich mit. Bist du sicher, dass du den Richtigen gefunden hast?«
»Davon darfst du getrost ausgehen.«
»Ich bin dir zutiefst dankbar, Dirk. So, jetzt habe ich Stift und Papier, es kann losgehen.«
Dirk nannte eine Straße mit Hausnummer sowie eine Telefonnummer. »Viel Erfolg!«, sagte er dann. »Wobei auch immer.«
»Danke, das kann ich gebrauchen.«
Sie beendeten das Gespräch.
Joachim wischte sich übers Gesicht. Seine Hand war kalt, sein Herz raste, er war zum Zerreißen angespannt. Mit zittrigem Finger tippte er die notierte Telefonnummer in sein Handy.
Das Freizeichen ertönte. Einmal, zweimal, dreimal. Joachim musste sich setzen, seine Beine wurden immer wackeliger. Das Freizeichen ertönte zum vierten Mal, fünften Mal, sechsten Mal.
»Hallo?« Eine männliche Stimme.
Joachim fuhr zusammen. Er hatte kaum noch damit gerechnet, dass der Anruf entgegengenommen wurde.
»Spreche ich Herrn Michael Wohlert?«
»Wer möchte das wissen?«
»Mein Name ist Joachim Netzner. Ich bin auf der Suche nach einem Michael Wohlert, der früher in Hannover gewohnt hat und als Kind mein Spielkamerad gewesen war.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verunsicherte Joachim. Er wartete einen Moment, bis er nachfragte: »Sind Sie noch dran?«
»Ja.«
Erneut folgte eine kurze Pause.
Joachim hakte nach: »Sind Sie zufällig der Michael Wohlert, den ich suche?«
»Ja. Hallo Joachim, oder besser: Jo.«
Anstatt erleichtert aufzuatmen, war Joachim geradezu erschrocken, dass diese kräftige, jedoch leicht schwankende Stimme tatsächlich dem Michael Wohlert gehörte.
» Michi, wie geht es dir? Erinnerst du dich überhaupt noch an mich?«
»Antwort Frage eins: Gut. Antwort Frage zwei: J a.«
Joachim zog die Augenbraue hoch. Was war das für eine Art des Antwortens? »Prima«, sagte
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