Mobile
Hoffnung. Ne in, ich muss mich korrigieren: Du bist tatsächlich meine letzte Hoffnung.«
»Okay«, sagte Dirk, und es klang ziemlich verhalten. Er ahnte, was kommen würde, es kam häufiger vor, dass Freunde und Bekannte ihn darum baten, doch bislang hatte er es stets verstanden, den Bitten nicht zu entsprechen. Es hing zuviel dran, als dass er es riskieren konnte.
»Du muss jemanden für mich finden.«
Am anderen Ende der Leitung ließ Dirk Flüchter die Schultern sacken und schüttelte den Kopf. »Joachim! Du weißt genau, dass ich das nicht kann.«
»Natürlich kannst du!«
»Ja, ich kann. Aber ich ... darf nicht. Das weißt du.«
»Du bist mein Freund, Dirk, und ich habe dich noch nie großartig um etwas gebeten. Aber jetzt brauche ich dich. Bitte! Du musst jemanden für mich finden, einen Freund aus Kindertagen. Ich habe schon alles versucht, um ihn zu finden. Ich war bei seinem Elternhaus, ich war stundenlang im Internet unterwegs ... aber ich finde ihn nicht.«
»Engagiere einen Privatdetektiv, Joachim. Der kostet zwar eine Kleinigkeit, aber es gibt einige ziemlich gute Jungs. Ich kann dir mit Empfehlungen weiterhelfen, wenn du möchtest.«
»Scheiß auf s Geld, Dirk, die Kohle ist nicht das Problem. Das Problem ist die Zeit, die die Suche kostet. Ich habe keine Zeit, verstehst du?«
»Sorry, Joachim, aber das geht nicht.«
Joachims Stim me wurde hitziger: »Du bist Polizist, Dirk, für dich sind das nur ein paar Eingaben in eure wundersame Datenbank. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn ich einen anderen Weg sehen würde. Aber ich sehe keinen, ich habe alles versucht.«
»Ich komme in Teufels Küche ... .«
»Meine Güte, das ist Polizisten-Alltag, ihr ruft doch ständig irgendwelche Personendaten ab.«
»Es ist nicht so einfach, wie du denkst. Bei diesen Dingen gibt es klare Vorschriften, man bekommt einen Heidenärger, wenn man dagegen verstößt, es sind schon Kollegen deswegen abgemahnt und suspendiert worden. Ich kann nicht einfach so ... - nein, tut mir leid!«
»Komm schon, Dirk, warum hast du damit solche Bauschmerzen?«
»Weil. Ich. Meinen. Job. Verlieren. Könnte! Deshalb, Joachim.«
»Und ich könnte meinen Sohn verlieren.«
»Was? Wovon redest du?«
Joachim antwortete nicht gleich. Was sollte er Dirk sagen? Sein Freund würde ihn für verrückt erklären, wenn er ihm erzählte, dass es scheinbar irgendeine mysteriöse Verbindung zwischen Daniel und einem Holzmobile gab - nein, damit brauchte er ihm gar nicht erst zu kommen. Er sagte: »Hier ist etwas im Busch, das ich mir nicht erklären kann. Aber ich bin davon überzeugt, dass es um Daniel geht, wieso und weshalb auch immer. Sein Zustand verschlechtert sich zunehmend. Es geschehen seltsame Dinge, die Carolas und meine und garantiert auch deine Fantasie bei weitem übertreffen. Wenn ich eine Chance haben will, die Geschehnisse zu verstehen und zu begreifen, was mit Daniel passiert, brauche ich die Adresse von dieser bestimmten Person. Komm schon, Dirk, ich brauche deine Hilfe - nur dieses eine Mal! Wenn du mir jetzt deine Unterstützung versagst, kann es gut sein, dass du dich dafür selbst ewig verfluchen wirst.«
»Du fährst mächtige Geschütze auf, Joachim, das klingt ja ganz schön dramatisch.«
»Es ist dramatisch«, brüllte Joachim plötzlich. »Uns geht der Arsch auf Grundeis, etwas Schlimmes geschieht mit unserem Sohn und wir stehen machtlos davor. Verdammt Dirk, spring endlich über deinen Schatten und hilf mir, verdammte Scheiße!«
Dirk antwortete nicht.
Joachim schloss die Augen und presste die Hand gegen die Stirn. Was war er bloß für ein Idiot, er hätte die Beherrschung nicht verlieren dürfen. »Bitte verzeih mir meinen Ausbruch«, sagte er leise.
»Ich erwarte, dass du mir zeitnah be richtest, warum ich meinen Hintern für dich riskiere.«
Joachim richtete auf. Hatte er richtig gehört?
»Also: Name der Person?«
Joachim musste schlucken, dann sagte er: »Michael Wohlert. Mein Jahrgang. Ich vermute, er ist in Hannover geboren, aber sicher weiß ich es nicht. Seine Eltern heißen Mechthild und Werner. Werner ist bereits verstorben, Mechthild weiß ich nicht.«
»Okay, hab' ich. Niedersachsen?«
»Die Familie ist nach Hessen gezogen, vor etwa dreißig Jahren. Mehr weiß ich nicht.«
»Ein anderes Bundesland ist immer schwierig. Ich werde einige Kollegen anzapfen müssen, denen ich einige gute Argumente liefern muss.«
»Du machst das schon.«
»Das sagst du so ... . Also, ich werde mal
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