Mobile
Vielleicht hätte ich gerne dein Leben, aber dir eins auswischen ... - weshalb sollte ich? Du hattest mir nie etwas Schlechtes angetan, und Carola hast du dir geschnappt, als sie frei gewesen war. Von mir zu dir ist alles in Ordnung, das Problem ist der umgekehrte Weg: Von dir zu mir. Aber das ist allein dein Thema.«
»Carola hat mir bestätigt, dass du damals vor unserer Tür standest. Aber sie sagt, sie hätte dich nicht in die Wohnung gelassen.«
Michael musste kurz nachdenken, dann sagte er: »Das habe ich auch nie behauptet.«
»Doch! Du hast gesagt, Niklas könne von dir sein .«
Ein müdes Lächeln huschte über Michaels Gesicht. »Ich habe lediglich gesagt, dass ein DNA-Test Sicherheit gibt. Mehr nicht. Was du daraus machst und reininterpretierst, ist deine Sache. Meine Fresse, du lässt dich aber auch ziemlich schnell aufs Glatteis führen, das ist ja schlimm. Deine Naivität hätte mich fast eine Rippe gekostet.«
Joachim sah zur Seite. Es war ihm peinlich.
»So, und jetzt ruf endlich Carola an, ich besorge in der Zwischenzeit die Mail-Adresse von dem Schuppen hier.«
Joachim hielt ihn an der Schulter fest. »Ich würde dir so gerne vertrauen können, Michi.«
Michael legte kurz seine Hand auf Joachims Hand. »Versuche es doch einfach! Es ist nicht schwer, sondern allein eine Sache der Überwindung des inneren Widerstands.«
Joachim nickte vor sich hin. Michael ging ins Hotel. Joachim sah ihm hinterher. Dann holte er sein Handy hervor und rief Carola an.
*
»Sie sind zu zweit«, sagte Graig leise ins Telefon und versicherte sich mit einem raschen Blick durch die leere Lobby, dass niemand zuhörte. »Deutsche. Sie haben sich gerade Fotos schicken lassen ... . Ein Mobile und ein kleines Kind. Ein Junge ... . Der eine ist angeblich der Vater, wie der andere zu dem Kind steht, weiß ich nicht ... . Zumindest tapsen sie nicht mehr im völligen Dunkeln ... . Ich habe keine Ahnung, wie sie an die Informationen kamen ... . Nein, ich habe wirklich nichts, gesagt, das schwöre ich. Ich bin ein ergebener Diener auf dem Weg nach oben, niemals würde ich ... . Ja, ist gut ... . Mach ich ... . Ja, selbstverständlich.«
Das Gespräch endete. Greg legte den Hörer zurück in die Station. Er schwitzte am ganzen Körper. Er hatte einen Fehler gemacht, einen großen Fehler, einem der beiden Deutschen ein paar Sätze zu viel gesagt. Wieso bloß hatte er sich zu dieser Dummheit hinreißen lassen? Nun blieb ihm nur zu hoffen, dass sie ihm glaubten, dass er den Mund gehalten hatte. Die Wahrheit und eine Entschuldigung konnte er sich sparen, eine Entschuldigung reparierte nichts. Deshalb forderten sie auch keine Entschuldigungen ein.
Sie akzeptierten keine Lecks.
Niemals.
Greg wusste, dass es eng für ihn werden würde. Verdammt eng.
*
Der Pub war nur eine Straße entfernt. Am Tresen standen einige Gäste, nur wenige Tische waren besetzt. Es war spät, die meisten Gäste hatten ihr Feierabendbier längst getrunken und waren bereits gegangen. Joachim und Michael entschieden sich für einen Tisch mit zwei Stühlen in der Ecke des Raumes.
»Ich hole uns was«, sagte Joachim. »Was nimmst du?«
»Ein Bier. Selbstverständlich groß, ein Pint.«
Joachim ging zum Tresen. Ein hochaufgeschossenes Muskelpaket zapfte Bier. In seinem Polohemd war auf der Brust der Name Bruce eingestickt. Bruce nickte Joachim zu und sagte: »Wir schließen bald. Im The Ghost Of Lady Luck haben wir noch Sinn für englische Tradition, bei uns wird weiterhin um dreiundzwanzig Uhr der Schlüssel gedreht.«
»Für ein schnelles Bier reicht es aber noch?«
»Sicher. Was darf es denn sein?«
Joachim sah auf die Brauereischilder an der Zapfanlage. Die Namen sagten ihm nichts.
»Was empfehlen Sie?«
»Wo kommen Sie her?«
»Aus Deutschland.«
»Aha. Dann p robieren Sie ein Mild Ale. Es ist eher süßlich und hat nur einen geringen Anteil an Hopfen, es wird hier gern getrunken.«
»Gut, dann bitte zwei.«
»Ich bringe sie gleich an den Tisch.«
Joachim bedankte sich und kehrte zu Michael zurück.
»Verdammte Axt, wo ist mein Bier?«, fragte Michael und guckte verstimmt.
»Der Wirt bringt es uns.«
Michael sah zum Tresen herüber. »Der Gorilla? Von dem möchte ich keine verpasst bekommen, ich wette, der tötet ein Pferd mit einem einzigen Schlag.«
Joachim holte sein Handy hervor. Kein Anruf oder eine gesendete Nachricht. Wortlos schob er es in die Hosentasche zurück.
»Keine Nachricht kann auch eine gute Nachricht
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