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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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verstand. Schweigend nahm er das Glas. Die beiden Männer kippten den Scotch herunter.
    »Was ist es diesmal?«, fragte Bruce. »Eine Puppe? Ein Stofftier?«
    »Ich weiß es nicht. Wen hätte ich denn fragen sollen? Die Leute begreifen es doch sowieso nicht. Sie sehen nicht, was passiert.«
    Bruce schenkte nach. »Irgendetwas muss an den Sachen dran sein, eine Art Präparierung oder so. Vielleicht kann man mit Ann Walker sprechen, dass sie es untersuchen lässt. In einem Labor oder so. Da muss doch etwas zu finden sein, dass diese Dinge möglich macht.«
    Dave nickte.
    Bruce hob das Glas. »Auf die Kleine der Walkers. Zwei Jahre alt, ein Jammer. Friede ihrer Seele.«
    »Cheers«, sagte Dave leise.
    Sie tranken.
    »Diese Schweinebande«, murmelte Bruce.
    »Sie sind mitten unter uns, aber niemand weiß, wer sie sind. Das macht es so schwierig.«
    »Du könntest einer von ihnen sein.«
    »Du ebenso.«
    »Ja, das könnte ich. Wir alle könnten einer von ihnen sein und ein falsches Spiel spielen. Wie Doppelagenten. Niemand kann hinter die Augen eines Menschen blicken und dessen tatsächliche Wahrheit sehen.«
    »Da hast du leider Recht.«
    Bruce schenke erneut nach, diesmal jedoch weniger. Er sagte: »Ich wünschte, ich wüsste wo man anfa ngen soll. Man kann zu niemandem gehen, zu keinem Bullen und zu keiner Zeitung. Niemand wird einem glauben. Im Grunde kann man niemanden trauen, nicht einmal wir sollten darüber miteinander reden. Weil du einer von ihnen bist - oder ich.«
    »Vince ist vier, Bruce, ich lasse meinen Sohn kaum noch aus den Augen. Überall in seiner Nähe kann das Böse sich verschanzt haben und darauf lauern, zuzuschlagen. Ich habe schon überlegt, mit Vince wegzugehen. Woanders hin. Keine Ahnung, wohin, aber weit weg.«
    »Man ist nirgends sicher, Dave. Du kannst davonlaufen, aber du kannst dich nicht verstecken. Wenn es geschehen soll, geschieht es - es ist wie mit dem Tod.«
    »Es ist schon das zweite Mal in diesem Jahr passiert, allein in dieser Stadt zweimal. Und Gott allein weiß, wi e häufig dort draußen insgesamt, ohne dass ein Zusammenhang erkennbar war.« Dave nahm das Glas und leerte es. Dann sagte er: »Es muss was unternommen werden, Bruce, verdammt, es muss endlich was geschehen.«
    »Wi r können nichts machen, Kumpel. Wir können nur hoffen, dass wir Glück haben. Dass nichts geschieht. Wir kennen weder den Feind, noch wissen wir, wo er steckt. Wir können ihn nicht identifizieren. Oder hast du einen zielführenden Vorschlag?«
    Dave sah zur Seite, er hatte keine Antwort.
    »Na, siehst du «, murmelte Bruce. Er stand auf, kippte den Scotch und sagte: »Ich muss nach vorne. Du kannst gerne bleiben und dir noch einen genehmigen.«
    Dave schüttelte den Kopf. »Ich muss nach Hause. Zu Vince. Nach ihm sehen, du verstehst schon.«
    »Ja, selbstverständlich.« Bruce kam hinter dem Schreibtisch hervor und gab Dave einen Klaps auf die Schulter. Wortlos verließen die beiden Männer den Raum und traten direkt ein in die unbeschwerte Fröhlichkeit, die in dem rappelvollen Pub herrschte.
     
    *
     
    Joachim hielt es nicht länger aus. Seit mehr als dreißig Minuten wartete er bereits. Einige Male hatte er das Telefon in der Hand gehalten, um zu Hause anzurufen, doch er hatte es nicht getan. Er war schlichtweg nicht in der Lage, mit Carola zu sprechen. Nicht jetzt. Sie hatte ihn eiskalt angelogen. Sie hatte Michael wiedergesehen. Mit ihm geschlafen. Unfassbar. Niklas ... .
    Nein, niemals, unmöglich. Niklas hatte Joachims Augenfarbe, den Schwung seiner Lippen, die gleiche schmale Nase. Kein Zweifel.
    Oder?
    Joachim verließ das Hotelzimmer und ging nach unten. Er stutzte. Die Rezeption war verwaist, die Lobby menschenleer. Joachim trat vor die Hoteltür. Einige Meter entfernt stand Michael. Er lehnte wie gelangweilt an der Hausmauer und rauchte. Joachim ging zu ihm.
    »Er hatte in dieser Straße gewohnt«, sagte Michael, ohne Joachim anzusehen.
    »Wer hat hier gewohnt?«
    »Charles Dickens. Im Jah re 1835 lebte er hier in dieser Straße. Seine Erinnerungen an diese Zeit flossen ein in seinen ersten Roman The Pickwick Papers . Hat Graig mir erzählt.«
    »Ist Graig d er Typ von der Rezeption?«
    » Ja. Zuerst dachte ich, der Kerl sei schwul. Nicht, dass mich das interessiert hätte, aber du kennst das ja ... - man sieht jemanden und denkt sich das ein oder andere. Aber er ist mit einer Frau verlobt, er hat mir sogar ein Foto gezeigt. Ich wusste gar nicht, dass man sich heutzutage noch verlobt. Ist

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