Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
Vom Netzwerk:
es?«, fragt Wilbur/iam leicht irritiert.
    Â»Alle.«
    Â»Und keiner schert sich drum?«, hakt er schon etwas fröhlicher nach.
    Â»Keinen Fliegenschiss. Sie überschätzen maßlos, wie sehr sich die Modebranche für Ihr Privatleben interessiert.« Und dann wendet sie sich mir zu. »Und was dich angeht, Harriet Manners …«
    Â»Diesmal bin ich gefeuert, richtig?« Ich schaue zu Boden. »Tut mir leid,Yuka.«
    Â»Ich bin nicht begeistert, einfach unter den Hintern geklemmt zu werden«, sagt sie mit Eisesstimme.»Tu das nie wieder.«
    Â»Okay«, murmle ich. »Aber …«
    Â»Und du bist nicht gefeuert. Warum sollte ich dich feuern? Du hast genau das gesagt, was ich dir vorgesagt habe, wenn auch mit deinen eignen Worten. Wenn ich gewusst hätte, dass du das kannst, hätten wir uns das mit dem Zuflüstern gleich sparen können.«
    Mir klappt das Kinn runter. »Aber war das nicht ein PR …«
    Â»Nein, natürlich nicht. Ich mache keine nichtssagende PR. Das stinkt nach Unaufrichtigkeit. Wenn ich der Meinung wäre, bei Mode ginge es darum, zu sein wie alle andern, würde ich mich dann seit dreißig Jahren Tag für Tag wie ein Negativ von Miss Havisham kleiden?«
    Sie hat recht. Sie hat wirklich recht.
    Â»Vermutlich nicht.«
    Â»Na, dann. Ich bin jetzt fertig mit diesem Gespräch. Du unterzeichnest morgen früh den nächsten Vertrag bei mir, Harriet.«
    Â»Nur unter einer Bedingung«, höre ich mich sagen.
    Yuka zuckt zusammen. »Bedingungen gibt es bei mir nicht«, sagt sie kalt.
    Â»Ich versäume keinen weiteren Tag in der Schule«, sage ich mutig. »Keinen einzigen. Wenn Sie mich wollen, müssen Sie sich mit den Abenden, den frühen Morgenstunden und den Wochenenden zufriedengeben. Wie …« Ich überlege kurz. »… wie beim Zeitungsaustragen«, beende ich den Satz lahm.
    Â»Zeitungsaustragen?« Yuka kneift die Augen zusammen. »Hast du gerade die Arbeit für mich mit einer Runde Zeitungaustragen verglichen?«
    Ich nicke. »Ja.«
    Yuka schließt die Augen und öffnet sie nach ein paar Sekunden wieder. Ihre Mundwinkel zucken. »Dann ist das abgemacht. Ich möchte dich für eine weitere Saison verpflichten, damit du mich auf Trab hältst. Allmählich habe ich richtig Spaß daran, keine Ahnung zu haben, was du als Nächstes tust. Danach schmeiße ich dich wahrscheinlich wegen einer Jüngeren raus.« Sie schaut in die Luft. »Und Nick?«
    Nick tritt aus dem Dunkeln, wo er unbemerkt gestanden hat. Mein ganzer Bauch krampft. »Ja, Tante Yuka?«, sagt er mit einem frechen Grinsen.
    Â»Nenn mich noch einmal so, und du kannst dir deine Papiere abholen.«
    Â»Ja,Tante Yuka?«
    Yuka seufzt. »Ruf dir ein Taxi und fahr heim, Nicholas. Du bist wie dein Vater,viel zu nervig, um neben dir zu sitzen.« Und damit dreht sie sich rum und stolziert davon.
    Â»Die reinste Vetternwirtschaft«, sagt Nick traurig und schüttelt den Kopf. »Echt peinlich.«
    Ich kichere ein wenig und komme mir vor wie eine Sechsjährige, und dann drehe ich mich wieder um, um Nick den Menschen vorzustellen, die ich am meisten in der Welt liebe. Die Menschen, denen mehr an mir liegt als irgendjemandem auf diesem Planeten.
    Doch das geht nicht.
    Denn sie haben sich in Luft aufgelöst.

74
    A lso«, sage ich nach einem verlegenen Schweigen. Eine Tür schwingt noch, und ich glaube, wenn ich ganz angestrengt lausche, kann ich meine Liebsten in der Ferne immer noch hören, die treulose Bande.
    Â»Eben waren sie doch noch alle da.« Ich huste ein paar Mal.
    Â»Ich bin noch hier«, stellt Will (wie ich ihn ab jetzt nennen werde, alles andere ist zu verwirrend) fest und setzt seinen Zylinder wieder auf. Und dann sieht er Nick an. »Und wer hätte das gedacht, meine kleine Kichernuss. Nick ist auch hier. Schon wieder. Was für ein Zufall.«
    Â»Mhm.« Meine Wangen sind knallrot, und als ich verlegen zu Nick rüberschaue, bemerke ich ein wenig überrascht, dass auch seine Wangen …
    Nein. Das ist sicher nur das Licht. Hier drin ist es ziemlich düster.
    Â»Also«, sage ich und ringe mir ein gekünsteltes Lachen ab. »Ich schätze, wir arbeiten für dieselbe Person.«
    Â»Und was meinst du wohl, warum das so ist?« Will wirft sich in Pose, sodass sein Kinn in seiner Hand ruht, wie diese Skulptur von Rodin – Der Denker.

Weitere Kostenlose Bücher