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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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sorgfältigen und wohldurchdachten Plänen ist, dass die Leute dazu neigen, sie zu ignorieren.
    Andere Leute. Ich nicht, ich halte mich sklavisch daran.
    Mit einem Räuspern öffne ich die Haustür. Ich habe beschlossen, mit dem Modeln anzufangen, denn dann sind meine Eltern hoffentlich so gelähmt vor Verwirrung und Schock, dass ich ihnen die Riesensumme, die sie jetzt verschiedenen Standbesitzern schulden, unbemerkt unterjubeln kann. Wie eine Wurzelbehandlung nach einer örtlichen Betäubung.
    Â»Dad?«, sage ich nervös und schließe die Haustür hinter mir. »Annabel?«
    Hugo saust mir sofort zwischen die Beine und legt mir die Pfoten auf den Bauch. Er war offensichtlich frisch beim Friseur, denn ich kann erkennen, wo seine Augen sind, statt ihre Lage anhand der Nase bloß zu schätzen.
    Â»Hey, Hugo.« Ich bücke mich, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. »Du siehst sehr elegant aus.« Er leckt mir das Gesicht ab, was,glaube ich, so viel heißt wie »Vielen Dank« oder »Du riechst nach Hotdog«. Dann schaue ich wieder auf. »Dad? Annabel?«
    Stille.
    Wisst ihr was? Die Atmosphäre in diesem Haus könnte eindeutig einladender sein. Ich war den ganzen Tag weg, und es ist dunkel. Warum stehen sie nicht im Flur und warten ängstlich darauf, dass ich sicher und unversehrt nach Hause komme? Was sind denn das für Eltern?
    Â»Dad?«, wiederhole ich leicht knurrig. »Annab…«
    Â»Harriet?«, unterbricht mich Annabel aus dem Wohnzimmer. »Komm bitte mal rein.«
    Ich seufze laut, lasse meine Schultasche fallen und tue, wie mir geheißen. Annabel hockt in ihrem Bürokostüm auf dem Sofa und isst unerklärlicherweise Sardinen aus der Dose, und mein Vater sitzt im Lehnstuhl ihr gegenüber.
    Erinnert ihr euch, was ich darüber gesagt habe, dass englische Schüler so gut wie nie etwas anderes tragen als ihre Schuluniform? Bei Anwälten ist das anscheinend auch so. Annabel trägt entweder ihr Kostüm oder ihren Morgenmantel oder den Morgenmantel über ihrem Kostüm. Und wenn sie mal zum Abendessen ausgeht, muss sie sich dafür extra ein Kleid kaufen.
    Â»Was isst du da?«, frage ich, setze mich auf den Lehnstuhl und betrachte Annabels Dose.
    Â»Sardinen«, antwortet Annabel – als hätte ich nicht eigentlich gefragt: Warum isst du dieses Zeug? –, bevor sie sich die nächste in den Mund steckt. »Also, Harriet«, sagt sie, sobald sie geschluckt hat. »Dein Vater hat Probleme auf der Arbeit.«
    Â»Annabel!«, ruft Dad. »Um alles in der Welt … Knall ihr das doch nicht so vor die Füße. Lieber Himmel, sag doch wenigstens ein paar einleitende Worte!«
    Â»Schön.« Meine Stiefmutter verdreht die Augen. »Hallo, Harriet. Wie geht’s dir? Dein Vater hat Probleme auf der Arbeit.« Dann sieht sie meinen Vater an. »Besser?«
    Â»Nicht im Geringsten.« Mein Vater blickt finster drein. »Es ist nichts, Harriet. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    Â»Du hast deinem wichtigsten Kunden gesagt, er solle sich doch ins Knie … Richard. Und das mitten beim Empfang.«
    Mein Vater zupft ein paar Flusen vom Sofa. »Also, es war nicht für seine Ohren bestimmt, oder?«, sagt er in betont rechtfertigendem Tonfall. »Es ist nur wegen der Akustik so laut rausgekommen. Der Laden besteht nur aus Betonwänden.«
    Â»Und wir sind erpicht darauf, dir ein erstklassiges Beispiel von erwachsenem Verhalten vorzuleben, dem du nacheifern kannst, Harriet.«
    Â»Die Wände sind schuld«, fährt mein Vater wütend auf.
    Ich sehe Annabel an. Unter ihrer Schnoddrigkeit wirkt sie ehrlich besorgt. »Wie schlimm ist es?«
    Annabel steckt sich eine weitere Sardine in den Mund. »Schlimm. Er muss morgen früh zum Chef, und es sieht nicht gut aus. Kann sein, dass er seinen Job verliert.«
    Â»Das ist eine reine Formalität«, murmelt mein Vater.»Ich bin kreativ. Von mir erwartet man, dass ich unberechenbar bin. Ich bin der Typ, der braune Wildlederschuhe trägt, wenn’s regnet: Sie wissen nicht so richtig, was sie mit mir machen sollen. Wahrscheinlich bekomme ich eine Gehaltserhöhung, weil ich so ein unorthodoxer Nonkonformist bin.«
    Annabel hebt eine Augenbraue und reibt sich dann die Augen. »Hoffen wir’s, denn im Augenblick können wir es uns wirklich nicht leisten, nur von einem Gehalt zu leben. Egal. Was ist mit

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