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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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sie noch einmal an, doch diesmal ein wenig genauer. Plötzlich sehe ich, was mir vorhin nicht aufgefallen ist: Ihr Hals ist angespannt, und sie zieht die Schultern hoch. Ihre Schlüsselbeine sind rot und fleckig. Der untere Lidrand ihrer Augen ist rosa. Sie kaut unablässig auf der Unterlippe.
    Â»Cool«, sagt Nat nach einer unendlich langen Pause, und dann kriecht ihr eine hektische Röte die Wangen hoch und verharrt dort und starrt mich an. »Also …« Sie räuspert sich. »Haben sie …« Sie schluckt. »Du weißt schon … dich angerufen?« Sie räuspert sich zum dritten Mal. »Infinity? Haben sie dich angerufen?«
    Sie hat gestern ganz und gar nicht vergessen.
    Kein bisschen.
    Â»Nein.« Ich habe ihnen gar nicht meine Nummer gegeben, füge ich im Geiste hinzu, denn irgendwie glaube ich nicht, dass es was nützt, es laut zu sagen.
    Â»Oh.« Das Rot auf Nats Wangen wird dunkler.»Schade. Das tut mir leid. Wir vergessen das Ganze, ja?«
    Ich runzle die Stirn. Ich dachte, das hätten wir schon getan. »Okay.«
    Â»Und tun so, als wäre es nie passiert«, fügt Nat mit gepresster Stimme hinzu.
    Â»â€¦ Okay.«
    Â»Okay.«
    Je öfter sie sagt, wir sollten das Ganze vergessen, desto deutlicher wird, dass es ihr noch nicht gelungen ist.
    Â»Wir machen einfach weiter wie immer«, fügt Nat hinzu. »… Okay.«
    Dann breitet sich Schweigen aus – und keins von der behaglichen Sorte. Kann gut sein, dass es in zehn Jahren das erste unbehagliche Schweigen ist, dass es je zwischen uns gegeben hat.
    Abgesehen von dem einen Mal, als sie in den Ballettsaal gepinkelt und es meinen Fuß getroffen hat. Das war auch ein bisschen unbehaglich.
    Â»Egal«, sagt Nat nach ein paar Minuten, und ich sehe förmlich, wie sie sich zusammenreißt. Sie fährt sich über die Haare, streicht ihren Mantel glatt und zieht mit einer Hand ihre Strumpfhose hoch. »Also, Harriet.« Sie richtet den Blick auf den letzten Bissen des Marmeladenbrots in ihrer anderen Hand und sammelt sich sichtlich. »Wo sind in dem Ding hier die Proteine, hä? Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass du das gründlich recherchiert hast.«
    Endlich ist das Gespräch wieder bei einem Thema, mit dem ich umgehen kann.
    Â»Und ob ich gründlich recherchiert habe!«, erwidere ich aufgebracht und übertreibe meine Empörung ein wenig. »Die Proteine sind …«Was kann ich sagen, um das Gespräch so weit wie möglich vom Modeln abzulenken? »Hühnchen«, beende ich den Satz und grinse sie an. »Da ist auch Hühnchen drauf. Hab ich das vergessen zu erwähnen? Das ist ein Erdbeer-und-proteinhaltiges-Hühnchen-Sandwich. Mmmm. Mein Lieblingssandwich.«
    Â»Erdbeer und Hühnchen?« Nat lacht, und meine Schultern entspannen sich ein wenig.
    Â»Man kann sehr gut von Erdbeer-und Hühnchen-Sandwiches leben«, erkläre ich und weiche ihrem Blick aus. Ob es uns gelingt, so lange um das Thema des gestrigen Tages herumzuschleichen, bis es von selbst verschwunden ist? Funktionieren beste Freundschaften so?
    Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
    Doch für den Rest des Schulwegs sind wir damit beschäftigt, es herauszufinden.

18
    E s ist wirklich beeindruckend.
    Das Tolle an Toby Pilgrim ist, dass er in heiklen Situationen stets Einfühlungsvermögen und Takt an den Tag legt.
    Â»Wow«, sagt er, als Nat und ich die Klasse betreten. Wir sind – gerade so – unversehrt in die Schule gekommen, doch das Gespräch war nicht gerade gemütlich. Ich habe über die griechische Herkunft des Delphiniums (delphis, weil er aussieht wie ein Delfin) gesprochen, darüber, wie viele Frauen Heinrich VIII. tatsächlich hatte (zwischen zwei und vier, je nachdem, ob man katholisch ist oder nicht), und über die Tatsache, dass die ägyptischen Pyramiden ursprünglich strahlend weiß waren. Nat hat den Blick in die Ferne gerichtet und genickt und ist immer stiller und steifer geworden, und die roten Flecken um ihre Schlüsselbeine immer röter.
    Hauptsache, es ist uns gelungen, die Themen Modeln, das Stehlen von Träumen und die niederschmetternde Enttäuschung lebenslanger Ambitionen zu umschiffen.
    Und die Tatsache, dass man die dicke Luft zwischen uns mit dem Messer schneiden kann.
    Egal. »Wow«, sagt Toby.»Die dicke Luft zwischen euch kann man ja mit dem Messer schneiden! Wie im Kalten Krieg

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