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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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ist. Sie wollten etwas für sein Andenken tun. Ich habe natürlich nie für ihn arbeiten können. Und du, Sally?«
    Mum nickt und wedelt abwehrend mit der Hand. Ich merke ihr an, dass sie keine Lust hat, über ihre Modelkarriere vor hundert Jahren zu reden, wenn vor ihr ein junger Star sitzt, der gerade den Zenit erreicht hat.
    Harry und ich geben den Versuch einer intelligenten Unterhaltung auf und gaffen nur noch.
    »Was hat Nonie gerade über dein Zimmer gesagt?«, fragt Svetlana mit der Andeutung ihres Kicherns.
    Harry wird klar, dass das Spiel aus ist, und geht vor ihr auf die Knie.
    »Ich verehre den Boden, auf dem du gehst«, sagt er. »Krähe hat dir bestimmt alles erzählt. Mein Zimmer ist ein Schrein, der deinem himmlischen Körper gewidmet ist. Willst du mit mir essen gehen?«
    Sie lächelt ihn an und streichelt über seine stoppelige Wange.
    »Na gut«, sagt sie. »Weil du so nett fragst. Wenn ich aus New York zurück bin. Ruf mich an.«
    Die Tür geht auf und Krähe steht da, mit einer Kreation in vielen Pinktönen, die so klein wirkt, als wäre sie für eine Puppe gemacht.
    »Fertig«, sagt sie. »Oh. Wie ich sehe, hast du Harry schon kennengelernt.«
    Und allmählich breitet sich auf ihrem Gesicht ein großes, schüchternes Lächeln aus.

  
    Ein paar Stunden später, als wir uns von dem Schock erholt haben, Svetlana in unserer Küche zu begegnen, erklärt mir Krähe das mit dem Wettbewerb.
    »Ich habe das Plakat gesehen, und Harry hat mir erzählt, worum es geht. Ich dachte, wenn ich gewinne, könnte ich sie ihm vorstellen.«
    Bei ihr klingt alles so einfach.
    »Und was hast du entworfen?«
    »Ich habe ein kleines schwarzes Spitzencocktailkleid gezeichnet. Ganz schlicht, nur die Hüften sind gepolstert, so …«
    Ohne nachzudenken, unterbricht sie sich, nimmt einen Zettel und einen Stift und zeichnet das Kleid auf, um uns zu zeigen, was sie meint. Es ist eine schlichte Silhouette, ein eng anliegendes Oberteil wie ein Spitzentrikot mit einem ausgestellten Rock. Wenn man näher hinsieht, erkennt man, dass die Hüften überzeichnet sind, ein wenig wie die bestickte Robe aus dem V&A,die Krähe und ich so bewundern. In der Mitte der Taille fällt ein Dreieck aus weißer Spitze in mehreren Lagen bis zum Saum. Mum ist rübergekommen, um auch einen Blick darauf zu werfen, und legt Krähe die Hand auf die Schulter.
    »Velazquez«, sagt sie und nickt anerkennend. »Und ein bisschen Watteau. Richtig?«
    Krähe nickt zurück. Ausnahmsweise brauche ich Edie nicht zum Übersetzen. Mum redet von einem spanischen Maler aus dem siebzehnten Jahrhundert und einem französischen aus dem achtzehnten. Beide haben vor allem Frauen in dramatisch großen Roben gemalt, deswegen erinnere ich mich so gut an sie. Trotzig denke ich, ich hätte den Einfluss früher erkannt, wenn Mum und Krähe sich die Mühe gemacht hätten, mich bei ein paar ihrer Kunststreifzüge mitzunehmen.
    »Aber warum hast du uns nichts davon erzählt?«, fragt Mum.
    Krähe sieht zu Boden und schweigt. Wir versuchen ihr die Geschichte aus der Nase zu ziehen, aber ohne Erfolg. Selbst Harry bringt sie nicht zum Reden. Sie hat mal wieder dichtgemacht wie Harrison Ford.
    Es ist Jenny, die darauf kommt. Wir sehen uns Gossip Girl im Fernsehen an, und es ist gerade Werbepause.
    »Du hast doch auch bei dem Wettbewerb mitgemacht, oder?«
    »Ja«, gebe ich zu. »Mit einem total genialen Entwurf. Im Kopf. Nur dass er auf dem Papier aussah wie eine zerknüllte Papiertüte an einer Bratz -Puppe.«
    »Siehst du. Oder kapierst du es immer noch nicht?«
    »Nein.«
    »Sie wollte dich nicht bloßstellen. Durch dich hat sie dochüberhaupt erst von dem Wettbewerb erfahren. Und du bist ausgeschieden.«
    »Vielen Dank für die Erinnerung, Jenny.«
    »Und jetzt ist sie im Finale. Wie viele Leute haben mitgemacht?«
    Ich habe nachgesehen. Es waren ungefähr zehntausend.
    »Sie wollte es dir nicht unter die Nase reiben.«
    Krähe war mir noch nie durch ihre Sensibilität aufgefallen. Sie hat bisher überhaupt nicht sensibel auf mich gewirkt. Aber heute wurde ich zuerst Zeugin, wie sie versucht hat, Harry zu verkuppeln, und zwar bislang erfolgreich. Und dann scheint ihr aufgefallen zu sein, dass auch ich Gefühle habe. Es ist eine Art Offenbarung für mich.
    Zurzeit ist Jenny gut in solchen Dingen. Irgendwie ist sie in allem gut. Sie ist sogar nett zu Edie, was nicht leicht sein dürfte nach allem, was Edie über sie als Krankenhausfee gesagt hat. Seit Wochen hat Jenny dieses

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