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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die Pistole verhältnismäßig lautlos funktionierte.
    Vor Modesty lag ein langer, breiter Gang mit stahlvergitterten Zellentüren auf beiden Seiten. Der Gestank ungewaschener Menschen drang zu ihr, das Jammern eines von Angst gebrochenen Mannes und die schrillen, keuchenden Schreie eines in einem Albtraum befangenen Menschen.
    Rechts von ihr stand die schwere Tür des Wachzimmers halb offen. Drinnen plärrte Marschmusik aus einem Radio, von Nachrichten unterbrochen, die in höchster Erregung herausgeplappert wurden.
    Modesty überlegte zwei Sekunden lang, welche der zwei Möglichkeiten sie wählen sollte. Sie wäre gerne weitergestürmt, hatte aber in einer harten Schule gelernt, daß nichts so lebenswichtig war, wie sich den Rückzug zu sichern. An ihrer Hüfte, knapp unter dem Gesäß, war die weiße Narbe von einer Kugel, um sie daran zu erinnern, daß Nachlässigkeit bestraft wird.
    Sie ließ den Kongo in seine Flachtasche im Rippenmuster der Pulloverpasse gleiten. Aus der StretchTasche an ihrem rechten Schenkel vorne zog sie einen seltsamen Gegenstand heraus, der aus einer Nasenklammer und einem Mundstück bestand, beides durch eine zweieinhalb Zentimeter dicke kleine Trommel verbunden: eine winzige Gasmaske.
    Einen Augenblick zögerte sie und überlegte, ob sie den «Festnagler» anwenden sollte. Das hätte bedeutet, Sweater und Büstenhalter auszuziehen und bis zur Taille nackt das Zimmer zu betreten. Sie empfand keine Scheu bei dem Gedanken, denn es war eine höchst praktische Methode, die sie zum erstenmal vor fünf Jahren in Agrigent bei einem Anlaß auf Leben und Tod mit Willie Garvin improvisiert hatte, und sie hatte ihre Wirksamkeit seither zweimal erhärtet. Die Methode nagelte garantiert ein ganzes Zimmer voll Männer fest und ließ sie zumindest für zwei, drei lebenswichtige Sekunden erstarren.
    Sie entschied, daß das hier nicht nötig war. Da die Wachen müßig und arglos herumsaßen, war der «Festnagler» überflüssig. Schnell legte sie die Gasmaske an, deren Trommel an der Nase, das Gummimundstück mit den Lippen fest gegen die Kiefer gepreßt.
    Sie stieß die Tür ganz auf und trat ein, wobei ihre Augen schon im Augenblick des Eintretens den ganzen Raum erfaßten. Rund um eine umgestülpte Lattenkiste saßen vier Soldaten und spielten Karten. Das Fenster hinter ihnen war mit Laden verschlossen. Gut so. Die Männer waren als begrenztes Ziel gruppiert. Noch besser. Sie saßen stocksteif da, vier Augenpaare starrten Modesty an, eine Hand erstarrte mitten in der Bewegung des Einsammelns verstreuter Karten für das Austeilen.
    Der Mann ihr gegenüber war dick; er trug die Streifen eines Sergeant an seiner schmierigen Jacke. Dieser war es auch, der sich als erster von der Überraschung erholte. Während Modesty die Tür mit dem Fuß hinter sich zustieß, ließ sie ihn als den Gefährlichsten nicht aus den Augen. Langsam breitete sich ein Grinsen über sein stoppelbärtiges Gesicht, als seine Augen von dem seltsam maskierten Gesicht zu der Linie ihrer Brüste und den Kurven ihres Körpers wanderten.
    Sie bewegte die Pistole leicht und zog damit seine Blicke so an, daß er direkt in das runde schwarze Auge der Automatic starrte, so unverrückt, als seien sie in einer Klammer festgehalten. Das Grinsen verschwand, die Augen wurden schmal und wachsam.
    Aus der zweiten Schenkeltasche zog Modesty einen schwarzen Metallzylinder mit einem gewölbten Deckel heraus. Er sah wie eine Pfefferbüchse aus. Sie trat vor und streckte die Hand aus, um den Gegenstand auf die Kiste zu stellen. In diesem einzigen Augenblick war ihre Pistolenhand nicht weiter als dreißig Zentimeter von der Schulter des einen Mannes entfernt. Sie spürte geradezu, wie sich seine Muskeln für eine plötzliche Bewegung spannten, aber sie zielte mit der Pistole unverrückt mitten in das Gesicht des Sergeant. Ein Schweißtropfen lief über seine Stirn, und er stieß wild geflüstert einen Befehl auf spanisch hervor: «Rühr dich ja nicht, du Sohn einer Hündin!»
    Der Mann zögerte. Modesty stellte die plumpe Pfefferbüchse nieder und hörte, als sie zwei Schritte zurücktrat, das schwache Klicken des Mechanismus in dem metallenen Fußteil. Ein leises Zischen, in dem Radiogeplärr kaum zu hören, drang aus der Büchse. Der Sergeant glotzte, schnüffelte, neuerlich erschreckt, dann starrte er Modesty bösartig an. Seine linke Hand lag immer noch auf der Holzkiste über einigen Karten. Mit der rechten begann er langsam seinen Gürtel entlang

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