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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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filterten Flecken von Mondlicht und huschten über die Laufenden hinweg. Alle fünfzig Meter wies ihnen ein Fetzen weißen Papiers, an einen Baumstamm geheftet, den Weg. Nach etwa achthundert Meter erreichten sie eine schmale, ungepflasterte Landstraße.
    Der Wagen, ein schwarzer Chrysler, war hinter einer dichtstehenden Gruppe schulterhohen Grases geparkt. Willie hielt Modesty die Tür neben dem Volant auf und lief dann zum Beifahrersitz herum. Mit abgeblendeten Scheinwerfern schob sich der Wagen aus dem unebenen Grasstreifen und auf die Straße. Modesty hielt die Geschwindigkeit auf achtzig im dritten Gang, bis sie an der Kreuzung die gepflasterte Straße erreichten, drückte dann das Gaspedal ganz herunter und glitt in die Höchstgeschwindigkeit.
    Lange herrschte Stille, in der nur das gleichmäßige Brummen des Motors und das Dröhnen der Reifen zu hören war. Modesty merkte, daß sich Willie nicht mehr so wohl fühlte wie während ihres gemeinsamen Vorgehens. Er saß sehr aufrecht, gespannt und linkisch da. Ein schneller Blick in den Spiegel zeigte ihr die Verlegenheit und Bedrückung in seinem braungebrannten Gesicht.
    Zögernd tastete er im Handschuhfach herum, fand Zigaretten, zündete zwei an und reichte ihr eine. Sie nahm sie und tat einen langen Lungenzug, hielt dabei aber die Augen auf die dunkle Straße geheftet.
    «In einer halben Stunde sind wir über die Grenze», sagte sie leise. «Dort ist es dann kein Problem mehr. Ich habe auf dem Herweg einen goldenen Teppich aufgerollt.»
    «Es tut mir leid, Prinzessin.» Willie Garvin rückte unbehaglich herum. «Du hättest nicht kommen sollen.»
    «Aber nein, wirklich?» Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. «Sie waren alle darauf aus, dich unterzukriegen, Willie, du verdammter Narr. Und ich hätte es nicht einmal erfahren, wenn es mir Tarrant nicht gesagt hätte.»
    «Tarrant?»
    «Tarrant.»
    «Das war anständig von ihm.» Er runzelte die Stirn.
    «Was ist die Gegenrechnung?»
    Sie antwortete nicht und ließ ihn zappeln. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, daß sie Willie einen Stoß versetzen mußte, aber er hatte es herausgefordert und wußte das.
    «Wie bist du hergekommen, Prinzessin?» fragte er nach einer Weile.
    «Ich hörte vor einer Woche von Tarrant über dich, habe einen Flug gebucht und Santos in B. A. angerufen. Ich bat ihn, schnell und gründlich etwas für mich zu tun – den Plan des Vorgehens, die Bestechungen, eben all das.»
    «Du hast ihn
gebeten
?» In Willies Stimme lag eine Spur Empörung.
    «Befehlen konnte ich es ihm nicht. Santos arbeitet nicht mehr für mich. Weißt du das nicht?»
    «Aber er hat immerhin mitgespielt?»
    «Er wußte, daß ich ihm das Genick brechen würde, wenn er’s nicht täte.» Ihr Ton wurde schärfer. «Was, zum Teufel, ist dir eingefallen, Willie? Wir haben doch Schluß damit gemacht, oder? Nichts Kriminelles mehr.
    Wir haben uns unser Scherflein geholt, die Organisation aufgeteilt und Schluß gemacht.»
    «Ich wollte ja keine krummen Touren mehr machen, Prinzessin –»
    «Schweig und hör zu, Willielieb.» Sie spürte, wie er sofort erleichtert war, als sie den alten, vertrauten Ausdruck benützte. «Du hast eine ganze Bank voll Geld und ein hübsches kleines Gasthaus an der Themse. Alles, was du dir seit je gewünscht hast. Warum also kommst du da herüber und läßt dich als Söldling in einen Bananenkrieg verwickeln?»
    Willie seufzte. «Mein Geschäftsführer leitet die Kneipe besser als ich’s könnte», sagte er mit einer Spur Bitterkeit. «Ich bin glatt meschugge dabei geworden, Prinzessin, ehrlich! War zum Die-Wände-Hochgehen.
    Hab ganz einfach Tapetenwechsel gebraucht.»
    «Und hast du dich unbedingt erwischen lassen müssen? Und, mein Gott, vor allem – gefangen bleiben müssen? Willie, das ist erniedrigend. Du bist doch früher oft genug für mich solo gegangen.»
    «Ja – für dich. War immer leicht, wenn du gesagt hast: ‹Geh und tu’s.›» Er fuhr sich durch das Haar. «Ich hab mich einfach nicht mehr aus ganzem Herzen in diese Geschichte verbeißen können, Prinzessin. Wenn ich allein etwas fingere, geht’s schief. Hatte ja ’nen Bammel, daß es so kommen würde – aber ich mußte einfach irgendwas tun.» Er sog nachdenklich an seiner Zigarette.
    «Hat keinen Sinn. Der Ruhestand ist nichts für mich. Weiß nicht, wie du es aushältst», schloß er respektvoll.
    Modesty lenkte den Wagen von der Hauptstraße in einen anderen Weg, womit sie die sorgfältigen Anweisungen

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