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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Zigarettenrauch zog träge durch die Luft, und auf einem polierten Tisch mit gedrechselten Beinen stand ein Dutzend Flaschen mit verschiedenen Getränken.
    Aus der Größe und Behaglichkeit des Raums schloß Grant, daß dies das Privatgemach des Abtes sein mußte.
    Und vielleicht, dachte er düster, war das der Abt, der dort unten in eine Decke eingenäht lag.
    In dem Zimmer befanden sich vier Männer. Einer saß in einem Lehnstuhl aus geschnitzter Eiche. Die drei anderen saßen in einer Reihe hinter ihm auf gewöhnlichen Stühlen; ihrer Haltung nach zu schließen, langweilten sie sich. Nicht so aber der Mann im Lehnstuhl.
    Er saß, das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt, zurückgelehnt da, völlig von dem Film gefesselt. Und alle paar Sekunden kicherte er plötzlich.
    Grant blickte zur Leinwand. Es war ein Trickfilm mit Tom und Jerry. Tom, der Kater, kauerte teuflisch boshaft grinsend an der offenen Tür eines Zimmers, ein Schlagholz zum Zuschlagen bereit hochgereckt, während er auf Jerry, die Maus, wartete. Die aber schlüpfte aus einem kleinen Schrank am anderen Ende des Zimmers hinter Tom. Sie schob einen Rollschuh, an den eine grelleuchtende Lötlampe gebunden war.
    Der Mann im Lehnstuhl kicherte erwartungsvoll.
    Die Maus stieß den Rollschuh an. Er sauste über den Boden, und Tom schoß aufkreischend zur Decke hoch, als sein Gesäß kirschrot anlief. Als er wieder auf den Pfoten landete, bewegten sich die Beine in einem einzigen Wirbel, und der Kater schoß wie eine Rakete durch das Fenster hinaus. Gleich darauf wurde das Bild immer kleiner, bis es schließlich verschwand und der Nachspann abzurollen begann.
    Ein Mann schaltete den Projektor aus und drehte das Licht an. Grant war schon früher aufgefallen, daß das Kloster ein eigenes kleines Elektrizitätswerk besaß. Jetzt versuchte er zu erraten, wie viele Männer wohl das Kloster besetzt hielten, ohne diejenigen mitzuzählen, die ihn vom Schiff hierhergebracht hatten und vermutlich wieder an Bord gegangen waren. In dem Zimmer befanden sich mit ihm zusammen sechs; der Dunkelhäutige, der ihn bewacht hatte, bei seinen erzwungenen Wanderungen durch das Kloster hatte er Bewaffnete in der Kapelle und an strategisch wichtigen Punkten in den Gängen gesehen. Also mindestens dreißig, schätzte er. Es war eine weitere Tatsache, die er seinem nunmehr nutzlos gewordenen Vorrat an Aufschlüssen hinzufügen konnte. Der Mann im Lehnstuhl erhob sich, und auch der letzte Rest eines Grinsens verschwand von den dünnen Lippen. Als er Grant ansah, enthielt das Gesicht überhaupt nichts mehr. Seine Leere war fast etwas Positives.
    Die Haut war kalkig, das Gesicht schwammig. Das ziemlich lange schwarze Haar war über den spitzen Ohren gerade zurückgekämmt. Die Augen unter den schweren Lidern waren unnatürlich weit auseinandergesetzt, vor allem aber war es ihre Farbe, die Grants Blick fesselte. Die Iris war wie eine kleine, hellgelbe, fast bleiche Scheibe, so daß sie auf den ersten Blick überhaupt zu fehlen schien und nur die schwarzen Pupillen in dem Weiß der Augäpfel zu stehen schienen.
    «Ich möchte die neuesten Zahlen durchgehen, McWhirter», sagte Gabriel, und seine Stimme war genauso farblos wie die Augen. «Wer ist das?»
    «Ein Kerl namens Grant.» McWhirters Benehmen war vergnügt wie immer, nur fiel Grant auf, daß er nicht ein überflüssiges Wort sagte. «Sie werden sich erinnern, daß die Gruppe, die wir, bevor wir Antibes verließen, zur Absicherung in Südfrankreich aufgenommen haben und bezahlen, nicht dichtgehalten hat.»
    «Die Gruppe Pacco, ja. Ein britischer Agent hat dort herumgeschnüffelt. Er wurde erledigt.»
    «Ja. Borg hat ihm eine Fuge auf einer Klaviersaite vorgespielt.» McWhirter machte eine Kopfbewegung in Richtung des großen Mannes, an den Grant gefesselt war. «Aber sie haben einen zweiten Kerl geschickt. Den da.»
    «Wer hat ihn aufgegabelt?»
    «Kalonides. Ja, so weit ist der Bursche da schon gekommen! Kalonides hat ihn heute abend auf der fahrplanmäßigen Fahrt eingebracht. Er meint, daß Sie vielleicht das Bürschchen gründlich auseinandernehmen wollen, Gabriel.» McWhirter wirkte hoffnungsvoll.
    Gabriel ging zu dem großen Schreibtisch, auf dem verschiedene Akten und ein Hefter mit Papieren säuberlich geordnet lagen.
    «Nein», sagte er kurz. «Kümmert ihr euch um ihn.»
    McWhirter lächelte Grant mit kläglicher Miene beglückwünschend an, dann sah er wieder zu Gabriel.
    «Das wäre vielleicht eine nette Kleinigkeit

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