Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Bogenschießstand?»
    «Das ist mir am liebsten.»
    «Ein großartiger Sport, soviel ich höre. Aber wahrscheinlich ziemlich unpraktisch? Man kann doch nicht Bogen und Pfeile mit sich herumtragen.»
    Sie sagte nichts, setzte aber plötzlich ihr spitzbübisches Grinsen auf, das er nun schon kannte und auf das er wartete. Warum es aber diesmal kam, entging ihm.
    Langsam ging er neben ihr die Gestelle entlang.
    «Welchen Revolver ziehen Sie im Dienst vor?»
    «Ich trage selten einen. Und noch seltener habe ich einen benützt. Er ist nur nötig, wenn die Dinge wirklich schiefgehen könnten.»
    «Dem möchte ich zustimmen. Die Kunst der Anwendung scheinen Sie jedoch sehr ernst zu nehmen.»
    «Das muß man», sagte sie einfach. «Wie selten man auch einen Revolver benützt, wenn der Augenblick kommt, muß man bereit sein, denn sonst ist man tot.»
    «Und welcher Revolver ist Ihnen am liebsten?»
    «Je nachdem. Wenn es nicht wahrscheinlich ist, daß ich ihn sehr schnell benützen muß, ziehe ich die Brevete vor.»
    «Doch sicherlich ein Spielzeug?»
    «Sie entspricht dem Zweck – wenn man ihm selbst entspricht. Willie billigt das nicht, weil er automatische Waffen haßt. Sie können zu leicht versagen.»
    «Und was nehmen Sie, wenn Sie den Revolver wahrscheinlich sehr schnell benützen müssen?»
    «Den Colt .32.»
    «Vom Schulterhalfter aus?»
    «Nein. Den kann man nicht tragen, wenn man einen Busen hat. Ich benütze ein Schnapphalfter, das Willie entworfen hat, an der Hüfte hinten geschnallt.
    Natürlich bedeutet das, daß man zu ihm eine kurze Jacke tragen muß, die über es darüberreicht.»
    «Und behindert die nicht?»
    «Nicht bei dem FBI-Griff. Man schiebt die Jacke gleichzeitig mit dem Griff nach der Waffe zurück.»
    Tarrant nickte. «Willie muß sehr geschickt im Entwerfen dieser verschiedenen Dinge für Sie sein.»
    «Das ist er. Er richtet auch Spezialkugeln für mich zu. Machen sehr wenig Lärm.»
    «Höchst nützlich.» Tarrant blickte um sich. «Ich habe geglaubt, daß wir Willie hier antreffen.»
    «Er wird in seiner Werkstatt sein, hinter der Tür dort gegenüber. Aber keine Sorge. Er hat vorausgesehen, daß Sie sich aufhalten und seine Sammlung ansehen werden.»
    «Sie fasziniert mich. Ist das tatsächlich ein Wurfstock, was ich da eben sehe?»
    «Spotten Sie nur ja nicht.» Sie berührte den dicken Stab aus Schlehdornholz, der in zwei Lederschlaufen hing, einen Winkel mit ihnen bildend. «Willie sagt, es sei die großartigste nichtexplosive Handwaffe, die je erfunden wurde. Er kann dieses Stück Holz so schnell wirbeln lassen, daß man es gar nicht mehr sehen kann.»
    «Aber das ist doch kein Gegenstand, den man noch leicht mit sich herumtragen kann.»
    «Ich weiß. Willie ist sehr betrübt darüber. Er ist wirklich der geborene Künstler, und er betrachtet den Kampf mit Revolvern ungefähr so, wie Rembrandt Malereien in Serienherstellung betrachten würde.»
    «Ich glaube, er ist mit einem Wurfmesser sehr gut.»
    Modesty blickte Tarrant an. «Wenn Sie ihn je an der Arbeit mit seinen Messern sehen», sagte sie ruhig, «werden Sie ihn nicht mehr bloß als ‹sehr gut› bezeichnen.» Tarrant lächelte entschuldigend. Sie gingen an einem Gestell mit seltsamen, barbarisch anmutenden Waffen vorbei. Er erkannte ein Samuraischwert und einen japanischen Kreuzspeer, aber die anderen waren ihm unbekannt. Er berührte einen Gegenstand, der wie ein Metzgermesser aussah und dessen Griff mit Haifischhaut überzogen war. Aus dem Handschutz des Griffs ragte eine kurze, gebogene Metallzinke heraus und verlief dann weiter parallel mit der Klinge.
    «Noch eine Superwaffe?» fragte er.
    «Weit gefehlt.» Modesty nahm die Waffe herunter.
    «Es ist ein altes japanisches
jitte
. Diese Zinke bildet mit der Klinge eine Gabel, und in dieser Gabel mußte man das Schwert des Gegners auffangen und ihn mit einer scharfen Drehung des Handgelenks entwaffnen. Sie sollten einmal Willie darüber berichten hören.» Sie sprach mit tiefer Stimme und einem knarrenden Vorstadttonfall, ohne ihren sonstigen leichten Akzent.
    «Meiner Seel, Prinzessin, da hat man aber schon ein Riesenschwein haben müssen.»
    Tarrant lachte, sah zu, wie sie den
jitte
zurückstellte, dachte, daß ihr Nachäffen bemerkenswert echt gewesen war und hoffte nur, daß er selbst ihr nie zum Opfer fallen würde. «Der
dojo
», sagte er und deutete auf die Matte in der Mitte der Halle. «Mit wem trainiert Willie? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er viele Leute hier

Weitere Kostenlose Bücher