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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Spitze ihrer Zigarette und Willie schaute ausdruckslos zur Decke.
    «Weiß das Deuxième Bureau von ihm?» fragte Modesty.
    «Das ist der springende Punkt. Wir verwenden ihn sogar gemeinsam. Es ist ein ungewöhnliches Abkommen, funktioniert aber. Ich habe freie Hand von Léon Vaubois bekommen, Hagan in dieser Sache einzusetzen. Er tut Dinge gern auf seine eigene Art, aber ich habe ihn angewiesen, daß er von euch Befehle entgegenzunehmen hat.»
    «Solange er daran denkt.»
    «Ich bin überzeugt, es wird Ihnen gelingen, Modesty, sein Gedächtnis diesbezüglich frisch zu halten.
    Ich habe das Gefühl, daß er sehr gut zu euch passen wird.»
    «Ja.» Modesty glitt von dem Hocker herunter und drückte die Zigarette sorgfältig in einem Aschenbecher aus. In ihrem Gesicht funkelte spitzbübischer Humor, als sie Tarrant ansah. «Ich bin überzeugt, das wird er, wenn er sich dazu überwinden kann, Sir Gerald.»

7
    Paul Hagan maß die Entfernung sorgfältig mit dem Blick und schwang dann den Arm. Die Kugel aus rostfreiem Stahl beschrieb einen Bogen durch die Luft, krachte scharf gegen die Perriers, so daß sie von der Markierungskugel wegschlitterte. Die übrigen Spieler murmelten beifällig.
    «
Ça y est
.» Hagan sammelte seine Kugeln ein, schüttelte allen in der Runde die Hand und ging von dem staubigen Flecken Boden zu dem heißen Pflaster hinüber. Er ließ die Kugeln bei der Frau, die den Tabakladen betrieb, und ging an dem Markt mit seinem geschäftigen Treiben vorbei auf den steilen Hang zu, der zu dem alten Stadtteil führte.
    Hagan war ein magerer, kräftig gebauter Mann gegen Ende Dreißig, 1,80 Meter groß, mit ruhigen, abwägend blickenden Augen. Wenn er Englisch sprach, dann mit einem ganz leichten südlichen, schleppenden Tonfall. Hagan fühlte zwei Berufungen in sich – Bilder malen und gefährlich leben. Die Männer neigten dazu, sich etwas vor ihm in acht zu nehmen. Die Frauen hatten ihn gern, sie schätzten die ungewöhnliche Mischung von Härte und Feinfühligkeit, die Kombination von Künstler und Seeräuber.
    In fünf Minuten war er an dem zweistöckigen Haus, in dem er eine Drei-Zimmer-Wohnung im oberen Stockwerk gemietet hatte. Während er die Treppe hinaufstieg, tastete er in der Tasche seiner Sporthose nach dem Wohnungsschlüssel.
    Die Tür führte direkt in den großen Raum, den er als Atelier benutzte. Dieser hatte gutes Licht und war mit Bildern vollgestopft, die längs der Wände aufgestapelt waren. Die eine Hälfte des Zimmers diente als Eßzimmer, ein ovaler Klapptisch stand an der Wand. Eine Tür ging in die Küche, und vom anderen Ende des Ateliers aus führte ein kurzer Gang zu den beiden Schlafzimmern und dem Badezimmer.
    Hagan sah sich im Atelier um. Ein Saustall, dachte er, aber die Mühe, aufzuräumen, war pure Zeitverschwendung. Ein Ding hob man auf und suchte einen Platz, nur um es dort wieder hinzulegen. Schließlich war alles, was man dabei erreichte, nur wieder ein Umschichten des Durcheinanders. Aber wenigstens war das Zimmer rein.
    Auf einer Staffelei am Fenster stand eine große, leere Leinwand. Er hatte vorgehabt, in dieser Woche ein neues Bild anzufangen, das langsam in ihm herangereift war. Aber jetzt konnte es ziemlich lange dauern, bis er dazu kam. Er sah auf die Uhr. Nur noch einige Stunden warten. Die angespannte Erregung, die er in den letzten sechsunddreißig Stunden im Magen gespürt hatte, verschärfte sich plötzlich, seine Kehle war trocken.
    Er ging in die Küche, holte eine Flasche Coca-Cola aus dem Eisschrank, öffnete sie, goß zwei Finger breit Wodka in ein Schnapsglas und füllte das Glas zur Hälfte mit Coca-Cola auf. Der Trunk war frisch und kühl.
    Hagan sah sich in der Küche um. Frisches Brot, Obst, eine Menge Fleisch im Tiefkühlfach und verschiedene Dosen, Milch, Butter, Käse. Er glaubte nicht, daß er etwas vergessen hatte.
    Er ging mit dem Glas in der Hand ins Atelier zurück und blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Die leere Leinwand war weg, an ihrer Stelle stand das Bild eines Mädchens auf der Staffelei. Es war nackt und saß mitten auf einem Bett, eine zerknitterte blaßblaue Steppdecke um sich gebreitet. Es stützte sich auf einen gestreckten Arm, mit seitlich halb angezogenen Beinen, in einer halb sitzenden, halb liegenden Stellung. Der Kopf war leicht gedreht, so daß es direkt aus dem Bild blickte. Es hatte schwarzes Haar, in einem Knoten im Nacken zusammengerafft. Das Gesicht zeigte einen gelassenen Ausdruck, die dunklen Augen waren

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