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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Gläser mit.»
    Sie standen auf und folgten ihr; Tarrant steckte im Vorbeigehen Willies Messer in die Scheide zurück.
    Auf dem Tisch ausgebreitet lag eine Landkarte von Afrika und dem ganzen Mittelmeer. Modesty zündete sich eine Zigarette an. «Wir haben keinerlei Fortschritte erzielt, um durch seine Agenten etwas über Gabriel herauszufinden. Denken wir daher über Gabriel selbst nach.»
    Sie fuhr mit dem Finger auf der Landkarte von Süden nach Norden. Tarrant bemerkte, daß ihre Nägel jetzt nicht gefärbt waren.
    «Das Schiff verläßt Kapstadt», sagte sie. «Es fährt die Ostküste Afrikas entlang, durch das Rote Meer nach Suez, dann weiter nach Beirut. Drei Wochen lang. Wie fängt man es an, zwei Kisten Diamanten, zehn Millionen Pfund wert, aus dem Tresor des Schiffs zu holen?»
    «Wie verrückt dürfen wir uns das ausmalen?» fragte Hagan.
    «So verrückt du willst.»
    «Also schön. Vielleicht hat Gabriel einen Zerstörer gemietet, um ein bißchen Seeräuberei zu betreiben.
    Oder er läßt die
Tyboria
verfolgen und wird irgendwo hier ein Segelflugzeug voll Bewaffneter eine Bruchlandung auf Deck inszenieren lassen. Dabei hätte ich mir übrigens selber bei ihm ein Sümmchen verdienen können – ich habe in den USA nämlich zwei Jahre lang Militär-Segelflugzeuge geflogen.»
    Tarrant sah ihn stirnrunzelnd an, und Hagan zuckte die Achseln. «Wir dürfen ja verrückt denken», sagte er.
    «Richtig.» Modesty fächelte mit der Hand, um den Zigaretten- und Zigarrenrauch zu vertreiben. «Denn es könnte ja einen Funken schlagen.»
    «Wenn ich es hätte planen müssen», sagte Tarrant, «dann hätte ich versucht, Leute unter die Passagiere oder die Besatzung zu schmuggeln.» Er seufzte. «Aber jeder Mensch an Bord ist auf Herz und Nieren geprüft, und die Bewachungsmaßnahmen sind mehr als zweckentsprechend. Daher hätte ich nunmehr den Plan aufgeben müssen.»
    «Bei Gabriel», sagte Modesty, «muß es etwas völlig Ausgefallenes sein. Er hat eine groteske Phantasie, ist dabei aber ein Genie der praktischen Durchführung, so daß seine Einfälle immer in die Tat umgesetzt werden können. Nehmen wir den Fall an, daß das Schiff in irgendeiner Art von außen angegriffen werden soll.
    Denken Sie nicht an das Wie, Sir Gerald, sondern an das Wo.»
    Hagan beugte sich über die Landkarte. «Ich würde sagen, irgendwo hier, eher im Indischen Ozean als im Mittelmeer. Er ist viel größer, und man hat mehr Raum zum Entkommen. Ich vermute, die einzige Stelle, wo es mit ziemlicher Sicherheit nicht geschieht, ist hier.» Er legte den Finger auf den Suezkanal und die Umgebung von Port Said. «Genau in der Mitte aller Möglichkeiten.»
    Modesty blickte Tarrant an. «Wenn sie die Diamanten kurz vor Suez erwischen, irgendwo im Roten Meer, dann könnten sie über Land entkommen. Aber ich kann mir noch immer nicht vorstellen, wie sie sie bekommen. Ich hoffe nur, Sie haben Ihr Ende der Geschichte fest abgesichert.»
    «Das hoffe auch ich.» Es klang etwas grimmig. «Ich wäre jedoch heiterer, wenn wir an Ihrem Ende der Geschichte überhaupt einen Fortschritt erzielen könnten.»
    Einen Augenblick herrschte Stille. Modesty rauchte, während sie unbewegt die Landkarte betrachtete.
    «Was, zum Teufel, erwarten Sie denn eigentlich von ihr?!» sagte Hagan mit gefährlich leiser Stimme.
    Tarrant betrachtete die Asche an seiner Zigarre.
    «Wenn ich das beantworten könnte, Hagan, dann hätte ich in erster Linie nicht Modesty um ihre Hilfe bitten müssen.»
    «Siehe», ertönte Willies Stimme salbungsvoll vom Eingang her. «Siehe, wie gut und wie erfreulich es für Brüder ist, in Einigkeit beisammen zu verweilen. Psalm 133, Vers 1.» Er kam herein, dabei den Reißverschluß seiner Jacke zuziehend. «Fahren wir, Sir G.?»
    Die Spannung des Augenblicks wich. Hagan lachte und wurde gelöster. Tarrant zog entschuldigend die Augenbrauen hoch und ergriff Modestys Hand. «Verzeihen Sie, wenn ich zu scharf war», sagte er. «Aber ich werde immer besorgter. Und mit Scheich Abu-Tahir zusammen zu leben ist eine zusätzliche Belastung. Sagen Sie – wenn Ihre letzten Kontakte versagen, werden Sie überhaupt noch etwas unternehmen können?»
    «Doch.» Sie sagte das geistesabwesend, die Augen noch immer auf die Landkarte geheftet. Ihr Gesicht war ruhig, fast verträumt. Jetzt erst erkannte Tarrant an dem Gegensatz, wieviel Spannung während dieser letzten zwei Stunden unter der Oberfläche gelegen hatte. Er fragte sich, was wohl die plötzliche

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