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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hatte, die zu Gabriel führte; die so hart, tüchtig und selbstsicher war, daß sie bei einem Mann nie die zweite Geige spielen konnte.
    Das alles erschien Hagan jetzt nicht nur unglaubwürdig – es war plötzlich unwirklich geworden. Die Wirklichkeit lag in anderem; in der Wärme ihres Gemüts und dem Wunder ihres Körpers. Das allein war wichtig – sie. Und das sollte in Gefahr gebracht werden um zweier Kisten voller Kieselsteine willen? Oder Tarrants wegen? Oder des Scheichs Abu-Tahir wegen? Oder wofür sonst?
    Der Irrsinn des Ganzen traf Hagan scharf wie eine eiskalte Dusche einen Schlafenden. Er wußte jetzt, was Willie Garvin gemeint hatte, als er von der Vorstellungskraft der Frauen und von all dem gesprochen hatte, was geschehen konnte, sobald die Pistolen sprachen und die Messer gezückt waren – von all dem, was Modesty Blaise zustoßen konnte.
    Schweiß brach auf Hagans Stirn aus. Plötzlich hatte er Angst.
    Über den Bäumen ging ein reiner Mond auf. Hagan schloß die Fensterladen, drehte die Nachttischlampe an und legte seinen Schlafrock ab.
    Morgen sollte Tarrant kommen. Er dachte darüber nach, als er seine Pyjamahose anzog, sich auf den Bettrand setzte und nach einer halbgerauchten Zigarette im Aschenbecher griff.
    Es war ein seltsamer Tag gewesen. Modesty war gegen vier Uhr wieder aufgetaucht. Für Hagans Auge sah sie seltsam verändert aus. Sie war befreit von der leichten Spannung, die sich um ihre Augen gezeigt hatte, und es lag etwas Neues um sie. Hagan mußte an eine Messerklinge denken, frisch geschliffen und glänzend poliert.
    Sie war in einem der Wagen fortgefahren und kehrte nach zwei Stunden zurück. Als Antwort auf Hagans beiläufige Frage hatte sie gesagt: «Oh, mich nur um einiges Persönliche gekümmert, Paul.»
    Der Rest des Tages war still verlaufen. Es war nichts Wichtiges gefragt, geantwortet oder getan worden.
    Willie Garvin hatte sich den größten Teil der Zeit in seinem Zimmer beschäftigt.
    Hagan drückte die Zigarette aus. Seine Kinnmuskeln schmerzten vor Gespanntheit. Er hatte Modesty nichts mehr gefragt, weil sein Entschluß jetzt gefaßt war. Als er seine Pyjamajacke aufhob, klopfte es. Die Tür öffnete sich, und Modesty war da. Sie trug Pantöffelchen und einen Hausmantel aus leichter Baumwolle mit dünnen blaßgrünen und weißen Streifen.
    «Ich habe uns einen Schlaftrunk gebracht», sagte sie, ging durch das Zimmer und stellte ein kleines Tablett mit zwei Gläsern nieder. «Gin und French für dich. Der ewige derbe Rote für mich.»
    Hagan sah, daß sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, als sie hereinkam. Er warf die Pyjamajacke auf das Bett und sah sie an. «Nur einen Schlaftrunk?»
    «Falls es nicht etwas anderes gibt, das du haben willst, solange ich hier bin.» Ihre Augen waren groß und feierlich, aber in ihren Tiefen lag eine Andeutung von Spitzbüberei; Spitzbüberei und irgend etwas anderes, sehr Starkes, das heraussprang und eine Flamme in seiner Magengrube entzündete.
    «Alles?» fragte er.
    «Ja.»
    Langsam faßte er sie an den Schultern. «Du hast mir gesagt, das sei nur etwas für Amateure, nicht für Profis. Was hat deinen Sinn geändert?»
    Sie zuckte leicht mit den Achseln, und einen Augenblick stand Müdigkeit in ihren Augen. Er fragte sich, ob sie schauspielerte. «Ich weiß es nicht genau», sagte sie. «Vielleicht der Mißerfolg. Ich bin nicht begeistert, daß ich Tarrant morgen nichts zu sagen habe.»
    «Willie Garvin sprach von einer wüsten Sache.»
    «Er hofft bloß darauf. Willie hält mich für unfehlbar. Auch ihm steht eine Enttäuschung bevor.»
    Hagan begann ihren Hausmantel aufzuknöpfen.
    Nach dem dritten der sechs Knöpfe wußte er, daß sie nichts darunter trug. Er streifte ihn von ihren Schultern und ließ ihn fallen, dann hielt er sie auf Armeslänge von sich ab und sah sie an. Sie rührte sich nicht.
    «Aber ich habe Tarrant etwas zu sagen», sagte er.
    «Und dir. Wir machen nicht mehr mit, Modesty.» Seine Hände strafften sich fast brutal. «Ich bin plötzlich geistig normal geworden.» Sein Blick lief ihren Körper entlang und wieder zurück zu ihrem Gesicht. «Ich müßte völlig wahnsinnig sein, wenn ich all das wegen einer Kiste Kieselsteine riskierte, und wenn es meine eigenen wären!»
    «Das fühlst du für mich, Paul?»
    Er ließ seine Hände zu ihrer Taille gleiten, zog sie an sich und spürte ihre warmen Brustspitzen an seiner Brust.
    «Für alles das hier», sagte er. «Einzig du bist es, worauf es ankommt. Ich

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