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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Sorgfalt ein Diagramm einer 105-mm-Kanone in allen ihren Einzelteilen zu skizzieren. Chu zündete sich eine Zigarette an und starrte ausdruckslos vor sich hin.
    Vor drei Tagen hatte Modesty zum erstenmal eine Hinrichtung mit angesehen. Ein Türke aus Hamids Abteilung hatte einer der Frauen eine Verletzung zugefügt. Und zwar war es Leila, die Nymphomanin, gewesen. Er hatte sie niedergeschlagen und ihr den Kiefer gebrochen.
    Sie wurde mit der Dove hinausgeflogen, und der Türke starb am Tag darauf unter den stählernen Kettenhandschuhen der Zwillinge.
    Er hatte sich einen Säbel als Waffe gewählt und versucht, damit die Achselspange, mit der die Zwillinge verbunden waren, durchzuhauen.
    Die Klinge hatte die fünfzehn Zentimeter lange flexible Spange noch gar nicht berührt, da hatten ihn die Zwillinge schon zermalmt. Dann nahmen sie ihm den Säbel ab.
    Sie hatte empfindungslos zugesehen. Der Tod des Mannes ließ sie kalt, aber daß sein Sterben in der Art einer Volksbelustigung im Alten Rom vor sich gehen mußte, das erfüllte sie mit tiefstem Abscheu. Willie, das wußte sie, hatte das gleiche empfunden, wenn auch sein Gesicht ebenso wenig Bewegung gezeigt hatte wie das ihre.
    Und nun saßen die beiden aneinandergeketteten Brüder, die wie ein Mann gekämpft hatten, da und kochten vor Wut aufeinander.
    Karz löste sich aus seiner Erstarrung, schritt auf die Tür zu und ging hinaus. Willie Garvin mischte lässig die Karten und schien ganz in Gedanken versunken. Er sah Modesty nicht an, aber sie bemerkte, wie er mit dem Zeigefinger über die Oberlippe rieb, und sie wußte, daß er ihr jetzt gleich etwas sagen würde.
    Das war ungewöhnlich. Wenn sie einander bisher in der Messe oder während ihrer Arbeit getroffen hatten, waren sie kurz angebunden, ja feindselig zueinander gewesen. Jedermann hatte dies als gegeben hingenommen, und da ihre Leistungen gut waren, stieß sich niemand daran.
    Modesty hatte den Druck auf die Männer der Abteilung R seit dem ersten Tag mehr und mehr verstärkt.
    Sie trieb sie beim Training unerbittlich an. Ihre eigene Kraft und Ausdauer war für die Leute ein ständiger Ansporn. Wenn die Männer schwerbeladen ihre langwierigen Leistungsübungen durchzustehen hatten, dann war sie mitten unter ihnen, trug die gleiche Last wie sie, schwitzte, keuchte, feuerte sie jedoch an durch Wort und Tat.
    Sie war abgehärtet und mager, ihr Gesicht war wettergebräunt, die Hände braun und ungepflegt, die Nägel abgestoßen. Sie wußte, daß sich die Männer über sie Gedanken machten, ja sich vielleicht sexuellen Phantasien hingaben, aber es hatte bis jetzt keine Schwierigkeiten gegeben. Sie war für sie unerreichbar, und keiner hatte auch nur versucht, die Schranken zu übertreten. Ihre Leute trugen nun einen seltsamen Stolz zur Schau. Anfangs waren sie von den Männern anderer Abteilungen verspottet und gehöhnt worden. Aber das war rasch vorbeigegangen. Nun prahlten ihre Männer mit ihr. In Blaises Abteilung zu sein, war eine Auszeichnung. Sie hatte viel von den Männern gelernt. Was sie mit einer Handfeuerwaffe oder einem Gewehr zu leisten imstande war, hatte nur wenig gemeinsam mit dieser massierten Form des Kampfes, und in der Handhabung der Kleinwaffen für die Kriegführung kannten sich ihre Leute besser aus als sie. Das setzte sie in deren Augen jedoch keineswegs herab, denn sie nahm alles Wissenswerte rasch auf, und dank ihrer angeborenen Geschicklichkeit wurde sie mit den neuen Waffen rasch vertraut.
    Willie Garvin war überhaupt auf keine Probleme gestoßen. Mindestens zwanzig von den Männern im Tal kannten ihn persönlich, und viele andere vom Hörensagen. Außerdem war er ein Meister im Gebrauch der Waffen, denn er war bei der Legion gewesen und hatte sich auch als Söldner verdingt gehabt. Er war demnach ein ausgesprochener Experte. Wenn er mit Revolvern und Maschinenpistolen nicht geschickt war, so hieß das nicht, daß er nicht mit Gewehr, Maschinengewehr und schwereren Waffen umgehen konnte.
    Er führte seine Abteilung mit entschlossener Zuversicht und unbedingter Gerechtigkeit. Sie sahen in ihm einen hartgesottenen Bullen, waren aber mit seiner Art einverstanden, ja bevorzugten sie sogar. Es war in vieler Hinsicht ganz günstig, so einen harten Bullen als Vorgesetzten zu haben.
    Modesty hatte mit Willie zum letztenmal vor drei Tagen in Liebmanns Büro gesprochen. Sie war dorthin gerufen worden, nachdem Willie das versprochene Funkgespräch mit Lucille gehabt hatte.
    Da Liebmann anwesend

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