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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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unverrückbar fest. Sie war auf Widerspruch gefaßt, würde sich ihm aber nicht beugen.
    Entschieden sagte sie: «Du wirst nicht begeistert sein, aber streite nicht mit mir. Das ist mein Ernst.»
    Er fuhr sich mit der Hand über die trockenen Lippen. Sein Blick flackerte unruhig. «Schieß los.»
    Sie sprach ruhig, mit starrem Gesicht, etwa drei Minuten lang. Während er ihr zuhörte, begann es in seinen Zügen zu arbeiten, sein Kiefer zuckte, und der Schreck nahm ihm die Farbe aus dem Gesicht.
    «Nein!» sagte er heiser, als sie geendet hatte. «O Gott, nein, Prinzessin!»
    «Aber das ist unsere einzige Chance.»
    «Das kannst du nicht machen. Du wirst es niemals allein schaffen.»
    «Was? Die Zwillinge?»
    Er schüttelte den Kopf. Sein Blick war leer. «Ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber was dann?»
    «Ich habe schon Schlimmeres durchgemacht. Es geht vorüber.»
    Er schloß die Augen ein paar Sekunden lang, dann öffnete er sie wieder. «Aber … nachher, Prinzessin! Du kannst die Dove nicht fliegen, und wie willst du hoffen, zu Fuß hinauszukommen?»
    «Warum sollte ich es nicht schaffen? Ich bin gut zu Fuß und habe einen guten Orientierungssinn. Die Menschen, die den Palast bauten, sind ja auch zu Fuß den Fluß entlang heraufgekommen. Dieser Weg ist blockiert. Ich brauche nichts weiter zu tun, als das Hindernis zu umgehen.»
    «Du müßtest vielleicht einen Umweg von hundert Kilometern machen, ehe du aus diesem verdammten Wirrwarr von Bergen hinausfindest.»
    «Was sind schon hundert Kilometer? Das einzige Problem ist die Zeit. Ich muß rechtzeitig hinauskommen, um Tarrant wegen des D-Tags zu warnen.»
    Er schüttelte wie betäubt den Kopf. «Um Gottes willen, Prinzessin …»
    «Schluß jetzt, Willie. Keine weiteren Einwände mehr.»
    Er wollte sich abwenden, aber ihr Blick ließ ihn nicht los. Schließlich merkte sie, wie sich allmählich ein Ausdruck hoffnungsloser Resignation über seinen Zügen breitmachte. Beruhigt öffnete sie die Tür und glitt von dem Lastwagen herunter. Sie drehte sich um und sah ihn mit einem kleinen, herben Lächeln an.
    «Nur keine Bange deswegen, Willie. Wir haben jetzt wenigstens einen Plan. Bisher hatten wir nichts.»
    Er kreuzte die Arme über dem Lenkrad und legte für ein paar Minuten den Kopf darauf. Als er ihn wieder hob, waren seine Züge schrecklich verzerrt. «Wir hätten Verbrecher bleiben sollen», sagte er müde.

16
    Die Sendeanlage war in einer Baracke nahe der kleinen Kraftstation in der Mitte des nördlichen Abschnittes des Tales untergebracht. Sie wurde mittels einer Fernsteuerung vom Empfängerraum im Palast aus bedient.
    Die Baracke, in der ein Mann ständig Dienst hatte, war mit dem Empfängerraum in telefonischer Verbindung.
    Es war 2 Uhr 30 am Morgen, eine halbe Stunde nach der letzten Ablösung. Modesty Blaise bewegte sich im Schatten der Felswand auf die Baracke zu. Am Fluß patrouillierten zwei Wachen entlang des Kammes, wo sich das Munitionslager und die am Ende der Piste im Freien abgestellte Dove befand. Sie machten ihre Runden in einer Entfernung von etwa achthundert Metern von Modesty.
    Ein Schatten bewegte sich, und Willie Garvin berührte leicht ihren Arm. Es gab nichts zu sagen. Was vor ihnen lag, war am Tag vorher in den zwei Stunden besprochen worden, während sie sich bei den für die Straßenkämpfe aufgestellten Holzhäusern aufgehalten hatten.
    Modesty hatte den 8.1-mm-Colt an der Taille; den Kongo hielt sie in der Faust. Sie faßte kurz Willies Arm, dann ging sie weiter auf die Tür der Baracke zu.
    Sehr vorsichtig ergriff sie die Klinke, drückte sie herab und öffnete die Tür. Kein Licht drang heraus, denn die Verdunklungsvorschriften wurden streng eingehalten.
    Man mußte damit rechnen, daß rein zufällig ein Flugzeug das Tal überflog. Auf einer halbkreisförmig gebogenen Schiene hing von der Decke bis zum Fußboden ein schwerer Vorhang, der die Tür völlig abschirmte.
    Während sie die Tür hinter sich schloß, vernahm sie das Scharren eines Stuhls. Ihr Kommen war gehört worden. Sie schlug den Vorhang auseinander und trat mit einer beschwichtigenden Geste nach vorn. «Beruhigen Sie sich, ich bin es bloß.»
    Sie kannte den Techniker vom Sehen, wußte aber seinen Namen nicht. Es war ein dunkelhaariger Grieche mit glänzendem Gesicht und kleinen, scharfen Augen.
    «Was gibt’s?» fragte er mit einem Anflug von Mißtrauen in seinem Gesicht.
    «Ich war draußen, die Wachen kontrollieren. Sie sind aus meiner Abteilung. Wissen Sie,

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