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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erwecken. Das war der erste Schritt auf einer Reise, deren Weg und Ende noch nicht abzusehen waren. Noch konnte man keine Mutmaßungen anstellen. Sie und Willie Garvin waren sich darüber einig. Jetzt konnten sie bloß die Rollen spielen, die man ihnen aufgezwungen hatte, und abwarten, welche Chance ihnen die Laune des Schicksals zuspielen würde.
    Sie sagte: «Nun hört mal alle her. Ich bin kein Narr.
    Daß ihr eine Frau bei euch habt, kann Probleme schaffen. Einige von euch werden sich fragen, ob ich zu haben bin. Ich werde euch daher sagen, wie die Dinge liegen, damit ihr zu schwitzen aufhören könnt. Ich bin nicht zu haben; nicht hier, nicht solange der Job dauert und nicht für euch.»
    Ihre Worte lockerten die Spannung in der Gruppe einigermaßen. Sie fuhr mit der gleichen rauhen, entschiedenen Stimme, die keinem Zweifel Raum ließ, fort: «Wir fangen mit der Arbeit an. Ich werde euch so hart hernehmen, daß ihr die meiste Zeit zu müde sein werdet, um auf dumme Gedanken zu kommen. Und wenn ihr nicht zu müde seid, dann könnt ihr euch, soviel mir bekannt ist, im
Seraglio
betätigen. Das stimmt doch?»
    «Es ist wie mit dem Whisky», sagte die amerikanische Stimme betrübt. «Die Ration ist ein bißchen zu klein für uns große Jungs.» Es gab ein beifälliges, freundliches Gelächter.
    «Wie mit dem Whisky werdet ihr euch damit begnügen müssen.»
    Sie hatte nicht mit ihnen gelacht, und in ihrer Haltung, wie sie da lässig gegen die Wand der Baracke lehnte, war keine Spur von Weiblichkeit.
    Möglicherweise hielten sie sie für eine Lesbierin, und das paßte ihr gerade. «Laß meine Sachen hineinbringen, Brunig» sagte sie und ging in die Baracke.

15
    Thamar, der Georgier, zog seinen Springer und sagte:
    «Schach.» Modesty studierte das Brett. Sie hatte Thamar einen Bauern weggenommen, doch diese Preisgabe ermöglichte ihm nun seinen Angriff. Sie würde entweder in vier Zügen matt sein oder einen Turm aufgeben müssen.
    «Schon wieder dein Spiel», sagte sie. In den letzten Tagen hatte sie viel gegen Thamar gespielt, aber gewonnen hatte sie bis jetzt nie. Thamar war unbestrittener Meister.
    Es war spät am Abend. Sie befanden sich in der Kommandeursmesse. Willie Garvin, die Zwillinge und Sarrat pokerten. Ihr Spiel würde nicht lange dauern – nicht, wenn die Zwillinge mit von der Partie waren.
    Sie saßen leicht voneinander abgewandt, jeder verbarg angestrengt seine Karten, und einer warf dem andern mißtrauische Blicke zu. Bald würden sie zu streiten beginnen, und das Spiel würde abgebrochen werden.
    Brett, der Engländer, war im
Seraglio
, das einen ganzen Flügel des großen, weitläufigen Palastes einnahm.
    Hamid befand sich mit seiner Abteilung und mit Liebmann als Beobachter auf einer Nachtübung. Delgado hatte im Kontrollraum Dienst.
    Karz stand mit dem Rücken zu dem langen, mit Gardinen verhängten Fenster. Er pflegte nicht in der Messe zu essen, verbrachte jedoch manchmal abends eine halbe Stunde dort. Es war üblich, seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis zu nehmen. Unbeweglich pflegte er dann dazustehen und seinen Kopf bloß gelegentlich langsam zu wenden, wenn er seinen brütenden Blick von einer Person oder Gruppe auf eine andere lenkte. Und schließlich stapfte er dann wortlos davon, wie irgendein monströser Erdgeist, der plötzlich zum Leben erwacht ist.
    Modesty wußte nun vieles, das sie vor zehn Tagen noch nicht gewußt hatte. Einiges kannte sie als Tatsache, anderes hatte sie von den Tatsachen abgeleitet.
    Das Tal lag in den östlichen Gebirgsketten des Hindukusch, in einer Höhe von zwölfhundert Metern.
    Zwischen dem Tal und den Ebenen weit im Norden und im Süden lag ein unabsehbares Gewirr von gewaltigen Gipfeln, Kämmen, Tälern und Schluchten. Keiner wußte, ob man aus diesem Labyrinth auf anderem Wege als mit einem Flugzeug herauskam. Nördlich des Sees stieg das Gelände auf einer Strecke von ungefähr drei Kilometern leicht an und bildete eine riesige, karg mit Bäumen bestandene Hochfläche. Aus dieser Ebene heraus wuchsen nahezu senkrecht tief zerklüftete Felsen. Am südlichen Ende des Tales verschwand der Fluß unter hochaufgetürmten Fels- und Gesteinsmassen, die sich vor langer Zeit von einem Berg abgespalten hatten.
    Hier mußte es einmal, vielleicht vor tausend Jahren, aus den tief darunterliegenden Ebenen einen Zutritt ins Tal gegeben haben, und irgendein längst vergessener Khan hatte hier heroben seinen Sommerpalast

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