Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
hatte, daß Gamarra bei ihr war und daß Zechi bei ihr war.
    Von Stunde zu Stunde wuchs seine Angst, die Schranken, die er seinen Gefühlen errichtet hatte, könnten bersten, und er würde die Beherrschung verlieren.
    «Ich hab gesagt, gib mir zwei!» verlangte der Schotte zum zweitenmal.
    «Entschuldige.» Willie gab die verlangten Karten und steckte die zwei abgelegten Karten unter den Stoß.
    «Garvin überlegt bereits, was er mit ihr heute nacht anstellen wird», sagte Zechi ein wenig spöttisch.
    «Ich werde sie schon wieder munter machen», entgegnete Willie. Es fiel ihm immer schwerer, sich an dem Gespräch zu beteiligen. «Das ist bloß einer ihrer Tricks», fuhr er nach einer Weile fort. «Sie versetzt sich selbst in eine Art Trancezustand. Da kann sie eine Zeitlang völlig abschalten. Aber ich kenn mich aus mit ihren Tricks.»
    «Den Trick mit dem verdammten Bleiklumpen in ihrem Ärmel kanntest du aber nicht», sagte der Schotte, blickte mißmutig auf seine Karten und warf sie hin.
    «Natürlich kannte ich ihn.» Willies Stimme war kalt. «Allerdings konnte ich nicht ahnen, daß es ihr gelungen war, das Blei in ihrem Waffenrock einzunähen. Diese hinterlistige Schlange.»
    Die Runde, bei der mehr als dreißig Spielmarken eingesetzt waren, wurde von einem stillen Australier kassiert.
    «Mehlsack», brummte Zechi ärgerlich. Er war sehr schlecht gelaunt.
    «Du setzt sie auf, sie fällt zurück. Du drehst sie um, sie liegt da wie ein Stück Kalbfleisch. Du schlägst ihr die Faust auf den Mund, sie zuckt mit keiner Wimper.»
    Er blickte verdrossen auf seine zerschundenen Fingerknöchel, dann berichtete er zum drittenmal in obszönen Details seine Erlebnisse.
    «Du bist eben ein Amateur, Zechi», unterbrach ihn Garvin, erhob sich und schob seine Karten dem Schotten zu. Er wußte, wenn er jetzt nicht hinausging, dann würde er überschnappen. «Ich steig aus. Muß zu Delgado rüber und mit ihm wegen der morgigen Übung sprechen.»
    Gamarra lachte. «Hol lieber aus der Nachtübung das beste heraus, Amigo. Wenn sie auch schläft, so hat sie doch alles, was eine Frau braucht. Solang sie die Uniform trug, hat man das nicht gesehen, aber ich kann dir sagen, sie ist ein Klasseweib. Ihren Körper, den muß man gesehen haben. Meiner Seel.» Und er begann mit einer sehr ins einzelne gehenden Beschreibung, während Willie den Verdunklungsvorhang zurückschlug und durch die Tür dahinter hinausging.
    Die Sonne war untergegangen, und die Dämmerung senkte sich tief auf das Tal herab. Willie blieb stehen und sog die Luft in seine Lungen. Sein Herz schlug, als hätte er einen Zehnkilometerlauf hinter sich, und Wellen der Übelkeit stiegen in ihm hoch.
    Er wartete, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte, dann konzentrierte er sein ganzes Denken auf das, was vor ihm lag. Es stimmte, daß er mit Delgado zu sprechen hatte, aber vorher waren andere Dinge zu tun. Er schätzte, daß er dazu etwa eine halbe Stunde brauchen würde. Er rechnete mit fünfzehn Minuten im Büro Delgados, dann eine Stunde in der Kommandeursmesse, weil das so üblich war, und dann würde es zehn Uhr sein – eine halbe Stunde später, als die Männer mit den grünen Karten normalerweise in den
Seraglio
gingen.
    Willie Garvin hatte eine Sonderkarte. Als Kommandeur wurde er bevorzugt behandelt. Nach dem System kam er mit seiner Karte jede sechste Nacht an die Reihe. Er war froh, daß er nicht länger hatte zu warten brauchen, denn noch 24 Stunden, und er wäre zusammengebrochen.
    Er schnitt sich selbst eine verächtliche Grimasse.
Er
wäre zusammengebrochen? Allmächtiger, was sollte
sie
sagen?
    Der
Seraglio
bestand aus etwa dreißig auf drei Stockwerke verteilten Räumen in einem Flügel des Palastes, der von dem übrigen Teil abgetrennt worden war.
    Maya, die behäbige Eurasierin mittleren Alters, die hier als Madame fungierte, blickte von ihrem hölzernen Tisch, der ihr als Schreibtisch diente, auf und machte einen kleinen Strich in einem abgegriffenen Register.
    «Sie sind Willie Garvin?» Ihr Lächeln entblößte eine Reihe gelblicher Zähne.
    «Ja.»
    «Sie waren noch nicht bei uns.»
    «Nein. Außertourlich, heute.» Er grinste sie teuflisch an.
    «Ach ja, die Blaise. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihr.» Sie watschelte ihm voran über einen kürzen Korridor. «Sie sind der letzte heute abend. Sie kommen spät.»
    «Ich hatte zu tun. Und was das betrifft, sag ich immer, nur nichts übereilen.»
    Maya kicherte, und ihr fetter Körper schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher