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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Schulterende. Chu machte keinen Versuch, auszuweichen. Die Manschette traf seine Schläfe wie das Ende einer Peitsche. Ein keuchendes Grunzen entrang sich seinen Lippen, und er stolperte benommen.
    Warum, das wußte außer ihr nur Willie Garvin. In dem doppelten Saum der Manschette war ein breites und flexibles Bleiband eingenäht. Da es fünfzehn Millimeter dick war, hatte es ein beträchtliches Gewicht.
    Während sie vorhin die Stulpe in der Hand gehalten und mit dem harmlosen oberen Ärmelende herumgeschlagen hatte, war es ihr gelungen, das Bleiband zu einem festen Klumpen zusammenzudrücken.
    Chu war von einem Stück Blei getroffen worden, das fast ein halbes Pfund wog. Lok war aus dem Gleichgewicht gekommen, weil sein Bruder an der biegsamen Spange zerrte, während er taumelte und beinahe zusammenbrach.
    Wieder blitzte das schwere Ärmelende hervor und traf Lok an der Wange. Ein überraschter Aufschrei, in den Erregung gemischt war, kam aus den Rängen des Amphitheaters.
    Zweimal noch traf das Blei, wenn auch nicht mit voller Wucht, denn es war unmöglich, das schwere Ärmelende präzise zu zielen, aber es bewirkte zumindest, daß das vierbeinige und vierarmige Geschöpf nun blind herumtappte.
    Eine abwehrende, tastende Metallhand erwischte das Ende des Ärmels und klammerte sich verzweifelt daran.
    Modesty ließ los und schnellte nach vorn, direkt zwischen die beiden Brüder. Das Gesicht direkt an der lederüberzogenen Spange, welche die beiden Schulterharnische verband – dies war die einzige Nahkampfstellung, in der sie vor einem raschen Gegenschlag sicher war. Sie riß die Arme weit auseinander, die Handflächen hielt sie nach innen gebogen. Dann gab es ein Krachen, als die beiden glattrasierten Schädel gegeneinanderprallten, und sie war bereits wieder zurückgesprungen. Die Zwillinge schwankten, sackten in sich zusammen und konnten sich kaum noch auf den Füßen halten. Sie ergriff Loks Handgelenk, riß es hoch und drehte das schwankende Paar um seine eigene Achse herum. Nun standen die Zwillinge mit dem Rücken zum Abgrund, zu dem die eine Seite der felsigen Arena abfiel, und Modesty war hinter ihnen.
    Sie sprang hoch und stemmte jedem der beiden Brüder eine Sohle ins Kreuz, während sich ihre Hände um die beiden Kehlen schlangen.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann fielen die Zwillinge wie ein Mann nach hinten. Modesty schlug mit der Schulter hart auf dem Boden auf. Nun hievte sie mit den Händen und stieß mit aller Kraft, die sie in den langen, stählernen Muskeln ihrer Oberschenkel hatte. Die Zwillinge wirbelten über sie hinweg in einem Bogen nach rückwärts, flogen über den Rand des Abgrunds und schlugen sieben Meter tiefer hart auf dem Geröll von Fels und Stein auf.
    Ein ungläubiger Aufschrei gellte aus der Menge der zuschauenden Männer empor und ging dann in ein merkwürdig gedämpftes Raunen über. Da der Rand der Arena einen Bogen machte, konnten jetzt nur Karz und seine Kommandeure die Zwillinge sehen.
    Modesty erhob sich langsam, trat an den Rand des Abgrunds und blickte hinab. Die Lederspange war gerissen, und die Zwillinge waren getrennt. Lok hatte das Rückgrat gebrochen, bewegte sich aber noch und schob sich ruckweise an seinen Bruder heran, der ausgestreckt, mit einem unnatürlich verdrehten Bein, offenen, starrenden Auges dalag. Loks tastende Hand fand einen Felsbrocken von der Größe einer Grapefruit und hob ihn auf.
    «
Du … Hund
!» keuchte Chu haßerfüllt. Der Felsbrocken krachte auf seinen Schädel nieder. Lok lachte schrill auf, dann sank sein kahler Schädel in den Tod.
    Modesty wandte sich ab und ging steif vom Rand des Abgrunds weg. Ihr Rücken war von dem notwendigen Fall auf den harten Fels stark aufgeschunden. Die eine Seite ihres Gesichtes schmerzte rasend, und in ihrem Kopf hämmerte es. Jeder einzelne Muskel tat weh.
    Matt vor Erschöpfung blickte sie auf Karz und seine Kommandeure. Sie standen da wie Statuen.
    Jetzt … jetzt, nachdem alles vorbei war, kam der Augenblick der größten Gefahr.
    Karz wandte den Kopf und blickte auf Hamid.
    «Schieß sie nieder», sagte er. Es war das erste Mal, daß in der eiskalten Stimme eine Spur von Leidenschaft mitschwang. Hamid nahm langsam die M-16 von der Schulter.
    Willie Garvins Finger faßten den Messergriff unter seinem Waffenrock fester. Er hielt den Blick auf Karz’ Hals – sein erstes Ziel – gerichtet und hob seine Stimme:
    «Macht das doch später», sagte er laut, «legt sie um, bevor wir hier

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