Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Weile aus dem Zimmer schaffen lassen, damit er das Mikrofon anbringen konnte. Nun vernahm er ihre Stimme in dem Kopfhörer.
Leise, trotzig, haßerfüllt.
«Garvin, du Schuft, du hinterlistige Ratte. Ich habe dich aus der Gosse gezogen und aus dir etwas
gemacht
, und du lieferst mich ans Messer wegen dieses Fratzen Lucille?»
«
Halt die Klappe
.» Garvins Stimme bebte vor Wut.
Wieder folgte ein harter Schlag.
Nach einem Augenblick Stille kam ein keuchendes Grunzen von Garvin. Ein Fluch, ein Gewirr von Geräuschen, ein Krach, ein Scharren und Poltern – plötzlich war der Empfänger tot. Delgado legte den Kopfhörer nieder, seine Augenbrauen hoben sich. Garvin dürfte es zumindest gelungen sein, sie wachzubekommen, aber sie schien ihn irgendwie kleingekriegt zu haben, obwohl sie bloß ihre Zähne und Füße als Waffe hatte.
Oder etwa nicht? Wenn es ihr gelungen sein sollte, sich von den Riemen zu befreien und Garvin überraschend auszuschalten … Delgado stand auf. Es war besser, er überzeugte sich selbst.
Willie betrachtete das halbumgeworfene Diwanbett.
Die Laken hingen wirr darüber. Das Mikrofon war jetzt vor seinem Blick verborgen. Er hatte es eben mit einem Fußtritt zerschmettert. Er sah sie fragend an.
«Es ist das einzige», sagte sie leise. «Ich verbrachte den ganzen Abend damit, das Zimmer zu durchsuchen. Delgado hat es angebracht, glaube ich. Bestimmt war er es.»
«Dann wird er ja wahrscheinlich gleich hier sein.»
«Ja, richte mich her. Aber du mußt mich noch mit einem Schlag zeichnen.»
Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er blickte an ihr vorbei.
«Willie», sagte sie hart und befehlend. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sauste seine Hand gegen die noch unverletzte Seite ihres Gesichtes. Ihr Kopf gab unter dem Schlag nach, dann lächelte sie ihn an.
«Sehr gut, Willie. Und jetzt los.»
Er faßte den einen Träger ihres Kleides, riß ihn ab und entblößte ihren Oberkörper von der einen Schulter bis zur Taille. Dann hob er sie über den umgestürzten Diwan und ließ sie neben der Wand auf den Boden nieder. Den Diwan selbst neigte er noch ein wenig tiefer auf sie herab und ging sodann an die Tür, um zu lauschen. Eine Minute später war es soweit. Die Tür des Vorraums quietschte in ihren Angeln. Willie ging rasch zu dem Lehnstuhl und setzte sich ein wenig vornübergeneigt auf eine Armlehne, die eine Hand in die Leiste gepreßt.
Die Tür ging auf. Delgado stand da, und hinter ihm Maya mit überraschtem und beunruhigtem Gesicht.
Willie hob den Blick, sah die beiden durchbohrend an und krümmte sich dabei wie im Schmerz.
«Verdammt noch mal, was fällt dir ein, hier einfach einzubrechen?»
«Maya glaubte, Krach gehört zu haben.» Delgado bildete sich im Zimmer um und schmunzelte. «Sieht ganz so aus, als ob sie recht hätte. Und wo ist unsere Miss Blaise?»
«Dort.» Willie wies mit dem Kopf gegen das Diwanbett und stand schmerzgekrümmt auf. «Sie machte Mucken, da hab ich ihr eine gewischt. Vor lauter Freude hat sie zurückgetreten. Da sah ich nur noch Rot.»
«Ich vermute, ihre Beinarbeit ging nur knapp daneben?» grinste Delgado. Willie beachtete ihn nicht, ging zu dem Diwanbett, stellte es auf und schob es ein wenig von der Wand weg. Modesty lag hilflos auf dem Boden, halb auf dem Rücken, die Arme noch immer hinter sich festgebunden.
«Guten Abend», sagte Delgado.
Sie sah ihn nicht an. Ihre Augen waren auf Willie Garvin gerichtet. Sie schien benommen. Willie ging zu ihr hin, hob sie brutal auf, warf sie auf das Bett und stieß das Bett an die Wand zurück.
Delgado sah sie interessiert und bar jeden Mitgefühls an. Zerschlagen lag sie auf dem Diwanbett, das Haar zerrauft, das Kleid zerrissen, den roten Abdruck einer Hand auf der einen Wange.
«Du mußt eines berücksichtigen, Willie», sagte Delgado sanft. «Ich glaube nicht, daß sie es auf diese Art noch lange macht. Es gelten zwar für sie Sonderbestimmungen, ich aber könnte mir vorstellen, daß es nicht in Karz’ Interesse liegt, wenn sie
zu
rasch abkratzt.»
«Hab keine Angst, ich bring das Luder schon nicht um. Aber wenn sie hier Mätzchen macht, kriegt sie eben eins auf die Pfoten. Hast du etwas dagegen?»
«Nein, um Gottes willen.» Delgado zuckte leicht die Achseln. «Jeder hat seine eigenen Methoden.»
«Richtig. Also verschwinde und laß mich die Sache nach meiner Methode erledigen. Wenn du noch einmal auftauchst, faßt du auch Prügel, Delgado.»
Sein Ton ließ keinen Zweifel offen, daß
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