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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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abziehen. Wozu machen wir sie kalt, wenn wir sie noch in unserem Puff gebrauchen können.»
    Karz wandte langsam den Kopf und starrte Willie an. Willie hielt seinem Blick eisern stand. «Verdammt noch mal, was ist denn wirklich dabei, Karz?» sagte er starrköpfig und verärgert. «Einfach niederschießen ist doch viel zu gnädig für dieses Luder. Stecken Sie sie in das Bordell, dann können noch ein paar Jungs bei ihr einen Stich machen.»
    Ein leises, aber nachhaltiges Gemurmel der Zustimmung ging durch das Amphitheater. In diesem Gemurmel schwangen viele unterschiedliche Emotionen mit: Erregung, Begierde, eine unbewußte Sympathie für den Außenseiter, der gesiegt hatte, die Faszination bei dem Gedanken, daß manche von ihnen die Möglichkeit haben würden, diese erstaunliche Frau in einem der Betten des
Seraglio
zu besitzen. Die Glücklichen würden berichten, man würde darüber reden, Vergleiche ziehen und ganz neue Aspekte des ewig jungen Themas diskutieren können.
    Da gab es aber auch einen Unterton, der etwas von Trotz an sich hatte. Den Männern gefiel Garvins Vorschlag.
    Liebmann hörte diesen unheilverkündenden Ton heraus. Er wußte, daß auch Karz ihn vernommen hatte, und Karz stand unter Druck wie nie zuvor. Die Zwillinge verloren, Blaise nicht zu gebrauchen – die Armee drohte ihre Stoßkraft einzubüßen, die den Erfolg verbürgt hatte. Er konnte es sich in diesem Stadium nicht leisten, die Leute zu verärgern. Die Schwierigkeiten, die er mit den Kommandeuren hatte, genügten ihm.
    Aber nichts von all diesen Gedanken spiegelte sich in seinen Zügen.
    Er nickte bloß langsam. «Ein guter Vorschlag, Garvin.» Dann wandte er sich Liebmann zu. «Es müssen besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Diese Blaise ist gefährlich. Ordnen Sie die nötigen Vorkehrungen an.»

18
    «Sie wird schon munter werden, wenn ich sie im Bett habe», meinte Willie Garvin.
    Mit jener Geschicklichkeit, die durch jahrelange Übung zustande kommt, teilte er die Karten aus und nahm sein Blatt auf. Die Tagesarbeit war zu Ende. Er befand sich mit seinen Männern in der Baracke der Abteilung E.
    «Das glaube ich nicht, Amigo», sagte Gamarra, der große Bolivianer mit den tiefliegenden Augen und den schmalen Lippen. Es fehlte ihm die Hälfte seines linken Ohres. Irgend jemand hatte es ihm bei einer Schlägerei in einer südamerikanischen Hafenkneipe abgebissen. Er blickte auf den blonden Mann, der mit mürrischem Gesicht auf einem der Betten in der Nähe des Tisches lag. «Es ist nichts zu machen mit ihr, Zechi, stimmt’s?»
    «Sie liegt da wie ein Mehlsack», grunzte der Pole verdrießlich. «Man hat das Gefühl, man schläft nicht mit einer Frau, sondern mit einer Schaufensterpuppe.»
    Seit dem Tag in der Arena waren drei Tage vergangen. Am zweiten Tag war Modesty von Liebmann als einsatzfähig erklärt worden. Gamarra, der bei einer Auslosung als Sieger hervorgegangen war, buchte sie daraufhin mit einer grünen Karte. Die nächste Nacht war Zechi bei ihr. Auf weiße Karten war sie nach einer Anordnung von Karz nicht zu haben. Die Faszination und das Erregende an der ganzen Sache hatte sich auf die Moral der Miniaturarmee günstig ausgewirkt, hatte die Langeweile bekämpft. Und diese Stimmung sollte so lange wie möglich anhalten.
    Einer der Kartenspieler, ein Schotte, schob sechs Spielmarken in die Mitte des Tisches. Bargeld gab es keines im Lager. Die Spielmarken galten als allgemeines Zahlungsmittel. Sie würden pro Stück mit einem Dollar eingelöst werden, sobald der große Zahltag kam.
    «Sieh dich lieber vor», meinte der Schotte. «Sie könnte aufwachen und dich für immer ruinieren oder dir die Augen auskratzen. Mein Lieber, die hat die Zwillinge fertiggemacht, was?»
    «Ihre Arme sind auf dem Rücken gefesselt», sagte der Bolivianer grinsend. «Wenn sie versucht, schlau zu sein, dann kannst du ihr die Hölle heißmachen. Es ist nirgends vorgeschrieben, daß man ihr nichts tun darf.»
    Willie schluckte die Galle hinunter, die in ihm hochstieg, und zwang sich zu einem Grinsen. Zum hundertstenmal zertrümmerte er wütend das Bild, das immer wieder vor seinem geistigen Auge auftauchte.
    Die Vorstellung, wie sich seine Hände um Gamarras Gurgel legten, wie sie sich um Zechis Gurgel legten, wie sie zudrückten, wie sie würgten. Aber es gab auch noch andere Vorstellungen, die er auszulöschen versucht hatte während der langen Stunden der vergangenen zwei Nächte, da er in seiner Koje wach gelegen und gewußt

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