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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Fehler zu machen und ohne sich anmerken zu lassen, welch mörderische Wut in ihm brodelte, weil er ja wußte, was ihr geschehen würde, und weil er sich dann auch noch all den Schmutz anhören mußte, der über sie gesprochen wurde. Gamarra, der große Bolivianer, der die erste Nacht bei ihr gewesen war – wie mußten sie über ihn hergefallen sein mit begierigen Fragen, und genauso über Zechi, den heimtückischen Polen aus der zweiten Nacht. Zufälligerweise gehörten sie beide zu Willies Abteilung, konnten also vor den Ohren der lüstern lauschenden Zuhörer des langen und breiten ihre Erfahrungen austauschen und Vergleiche anstellen. Sie hatten nicht mehr als den willenlosen Körper einer Frau genossen, die kaum bei Bewußtsein war, weil sie sich in einem selbst herbeigeführten Koma befunden hatte, aber nachdem sie die ersten gewesen waren, würden sie ihre Erzählungen wohl entsprechend ausgeschmückt haben.
    Und Willie Garvin hatte das alles mitanhören müssen. Es mußten Tage der grauenvollen Übelkeit für ihn gewesen sein. Und erst die Nächte … zwei Nächte, in denen er allein in seiner Koje gelegen und sich verzweifelt bemüht hatte, die Visionen dessen, was mit ihr geschah, während er dort lag, niederzuringen.
    Sie bezweifelte, daß er Schlaf gefunden hatte. Wohl verstand er es genau wie sie, sich gegen die zerstörenden Klauen der Phantasie abzukapseln. Diese Fähigkeit war eine der mächtigsten Waffen in ihrem Arsenal – aber gegen die Anforderungen der letzten 72 Stunden hatte sich diese Waffe als zu schwach erwiesen.
    Und sie hätte das von allem Anfang an wissen müssen. Willie Garvin hatte eine mörderische Schlacht geschlagen und gewonnen – aber knapp gewonnen. Sie wußte, daß er alles getan hatte, was er hatte tun müssen, so wie er auch seit dem Betreten ihres Zimmers alles planmäßig ausgeführt hatte. Aber nun war die Reaktion eingetreten.
    Es war ein Wunder, daß er nicht den Verstand verloren hatte. Jetzt erst wurde ihr voll bewußt, was sie ihm angetan hatte, und sie wunderte sich, daß es ihm gelungen war, seine Rolle zu meistern.
    «O Willie, verzeih mir.» Ihre Stimme war ein Flüstern.
    Er wollte den Kopf schütteln, aber es gelang ihm nur eine kleine Bewegung. Sie hielt den Schlüssel in der Hand, mit dem sie ihn aus der Umklammerung hätte lösen können, die ihn zu hilfloser Untätigkeit zwang. Es war ein kleines Ding, ein drei Zentimeter langes Band, verborgen im Saum ihres Kleides. Es hätte die Fesseln sofort zu sprengen vermocht. Aber sie würde ihm nichts Gutes tun, wenn sie dieses Zaubermittel jetzt anwandte. Nichts würde dann für Willie Garvin wieder ganz so werden, wie es früher war.
    Darum mußte Willie mit ihrer Hilfe diesen Kampf allein bestehen auf die härtere Art.
    Sie überlegte, wie sie ihm am besten dabei helfen könnte. Sollte sie Zorn und Wut vorschützen und versuchen, ihn damit aufzurütteln? Es würde ihn ärgern, das Ziel ihrer Wut zu sein. Oder sollte sie so tun, als hätte sie schon viel mehr ausgehalten, und sich über ihn lustig machen, daß er die Sache so schwer nahm? Nein.
    Sie hörte auf zu überlegen und ließ ihren Gefühlen einfach freien Lauf. Sachte bog sie seine Hand auf und legte ihre verletzte Wange in die Höhlung.
    «Willie, plag dich doch nicht so und mach dir keine Sorgen», flüsterte sie. «Ruh dich einfach aus und hör mir zu. Sonst nichts.»
    Sie sah etwas in seinen Augen aufglimmen. Einen Anflug von Begreifen vielleicht.
    «Sieh mal, Willie, jetzt ist es vorbei», sagte sie sanft.
    «Ich war die ganze Zeit überhaupt nicht dabei. Das weißt du doch.»
    Sie legte seine Hand kurz an ihre Schläfe. «Hier drinnen hat es mich überhaupt nicht berührt. Ich bin dieselbe geblieben.»
    Sie sprach sehr ruhig und klar, machte nach jedem Satz eine Pause und gab seinem erstarrten Geist Zeit, ihre Worte zu erfassen. «Willie, hör zu, was ich dir sage … wir haben nie gejammert, wenn wir uns selbst in eine waghalsige Sache einließen. Und in diese hier ließen wir uns eben ein, Willie. Was auch geschieht, es ist im Preis mit inbegriffen. Auf dich kam der schlimmste Teil; ich hätte das von Anfang an wissen sollen. Ich weiß es erst jetzt. Mein Teil war nicht lustig –» ein Funke Humor leuchtete in ihren Augen – «aber es war nichts, von dem man hätte sagen können, es sei ein Schicksal, härter als der Tod.», Sie preßte seine Hand etwas fester gegen ihre Wange.
    «Hör zu, Willie. Du weißt, daß ich dich nie belüge. Ich war

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