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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hunderttausend Meilen weit von hier weg. Als es mir vor langer Zeit, im Alter von zwölf Jahren zustieß, da war es anders. Damals hatte ich Angst, bis ich ohnmächtig wurde. Und auch das ist heute vorbei. Ich bin damit längst fertig. Es war ein anderer Mensch, dem das geschehen war. Und so ist es auch jetzt. Ich habe es mir selbst auferlegt, Willie, daher war es viel leichter. Jetzt ist es vorbei. Aus. Wir müssen an den nächsten Schritt denken. Und jetzt wird für mich die schlimmste Zeit kommen, weil ich mir Sorgen machen muß. Um dich.»
    Sie hielt inne und blickte ihn lange an. Dann senkte sie den Kopf und legte die Stirn auf seine Brust. Ihre Stimme flehte nicht, sie war bloß ein wenig traurig, ein wenig müde, als sie sagte: «Komm zurück zu mir, Willie. Wir sind einen weiten, weiten Weg zu zweit gegangen, ich möchte nicht wieder damit anfangen, allein zu gehen.»
    Es gab nun nichts mehr zu sagen. Sie verharrte in ihrer Stellung. Ihr Denken setzte aus, während sie ruhig wartete. Minuten verstrichen, bevor sie feststellen konnte, daß sein Atem gleichmäßiger wurde und der Krampf in seinen Muskeln nachließ.
    Ein Gefühl der Erleichterung bemächtigte sich ihrer, aber sie wartete noch immer unbeweglich. Sein tiefes langes Ausatmen kam ihr unwahrscheinlich laut vor.
    Seine Hand glitt von ihrer Wange auf die Schulter und umfaßte sie.
    Er räusperte sich und setzte dreimal zum Sprechen an, ehe er in heiserem Flüstern hervorbrachte: «Wußtest du eigentlich, Prinzessin, wußtest du … daß von vier Millionen Trompetenschnecken nur eine linkshändig ist?»
    Die Spannung fiel von ihr ab. Sie wußte, sie hatte gewonnen.
    «Linkshändig? Nein. Ich hatte keine Ahnung, daß Trompetenschnecken Hände haben.»
    «Nicht Hände, Prinzessin. Ihre Gehäuse sind rechtsgedreht. Du könntest dich dein ganzes Leben mit Trompetenschnecken beschäftigen, ohne daß du jemals eine linksgedrehte Muschel siehst.»
    «Unter vier Millionen bloß eine einzige?»
    «Ja.»
    Sie spürte, wie sich sein Körper von Sekunde zu Sekunde entspannte.
    «Ist ja unglaublich, Willie.»
    «Ich war überzeugt, es würde dich interessieren.»
    «Sicher. Es ist von nicht geringer Bedeutung.»
    «Ach, jetzt hast du eine
litotes
gesagt.»
    Er wollte sie damit zum Lachen bringen, aber statt dessen begann sie sich zu schütteln und still zu weinen.
    Er hielt sie eine ganze Minute fest, bis der Krampf vorbei war. Sie hob den Kopf und blickte ihn ganz erschrocken an. «Das ist mir noch nie passiert, Willie. So mitten drin. Ich weine doch sonst erst nachher. Manchmal.»
    «Ich weiß. Aber es schadete dir trotzdem nicht. Hat dich entspannt. Und diese Chose verläuft ohnedies anders als die andern.»
    «Ja.»
    Sie stand auf, setzte sich auf die Armlehne des Lehnstuhls und betrachtete ihn mit ungeheurer Zufriedenheit.
    Willie schwang die Füße auf den Boden und erhob sich. «Laß uns einstimmen und den Hymnus vierundfünfzig singen: Nun mit milde steigender Lust …» Widerwillig schüttelte er den Kopf. «Es tut mir leid wegen der Marlon-Brando-Szene von vorhin, Prinzessin.»
    «Und mir tut es leid, daß ich heulte, Willie.»
    Er schüttelte rasch den Kopf. «Nein, das war schon richtig.» Er hob das kleine Päckchen vom Boden auf, entnahm daraus ein Handtuch und ein Necessaire, das zuoberst lag, und begann sodann eine Reihe von Gegenständen, die darunter verborgen waren, auf dem Bett auszubreiten – den Gürtel mit dem Halfter und dem 8.1-mm-Colt, einen einfachen schwarzen Büstenhalter und eine schwarze Strumpfhose, den Kongo und den Tränengaslippenstift, eine kleine Phiole mit anästhetischen Nasenstiften, einige Dosen mit eisernen Rationen und eine kleine, flache Holzschachtel, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Seine Hände bewegten sich sicher und ohne Hast. Seine Stimme war ganz ruhig.
    «Ich dachte, das müßte dir für den Anfang genügen, Prinzessin. Nichts ist geschehen, was unsere Pläne durchkreuzen könnte. Es sind bloß zwei Posten auf Patrouille bei der Dove und beim Munitionslager. Ich habe deine Sachen unter dem Felsen versteckt, den wir am Fluß ausgesucht haben – Hemd, Hose, Stiefel, Pullover, eine Decke und noch ein paar Kleinigkeiten; alles in einem Tornister.»
    Er setzte sich an den Bettrand und nahm Zigaretten heraus. Die Flamme flackerte nicht, als er ihr Feuer gab.
    «Ein Jammer, daß du die Dove nicht steuern kannst», sagte er. «Aber du hast bloß zwölf Flugstunden in einer kleinen Maschine gemacht, und somit steht

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