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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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es zehn zu eins, daß du es nicht schaffst. Meiner Meinung nach hast du, wenn du den Fußmarsch in Kauf nimmst, viel größere Chancen.» Er sah sie an, und da sie nicht antwortete, fuhr er fort: «Also, die Wachen werden um drei Uhr abgelöst. Wir werden um diese Zeit dort sein und auf sie warten. Ich habe eine der versiegelten Türen geöffnet, die hier herausführen. Durch die eine gelangt man ins technische Lager. Auf diesem Weg werden wir uns absetzen können.»
    Er betrachtete das Ende seiner Zigarette und sagte ruhig: «Meine Abteilung hat heute Nachtdienst. Es lag also in meiner Hand, die einzelnen Ablösungen zu bestimmen. Die beiden, die um drei Uhr Dienst haben, werden Gamarra und Zechi sein.» Rasch, ehe sie etwas sagen konnte, sprach er weiter und blickte dabei noch immer auf seine Zigarette. «Sobald wir sie erledigt haben, kehren wir hierher zurück. Du schlägst mich bewußtlos und bindest mich. Wir werden die Szene gut arrangieren. Es wird aussehen, als hättest du mir einen Tritt versetzt, mich dann gegen die Wand geschlagen, so daß ich bewußtlos wurde, und als wäre es dir dann gelungen, mit meinem Messer die Riemen zu durchschneiden. Du verschwindest dann über den anderen Weg. Nicht an den Wachen und nicht am See vorbei, sondern in südlicher Richtung durch das kleine Tal. Sie werden die fliegende Infanterie und die halbe Armee auf dich ansetzen, aber nur im Norden suchen. Karz wird mit mir keine Freude haben, aber er kann es sich nicht leisten, noch einen Kommandeur zu verlieren, also hoffe ich, ohne Prügel davonzukommen.» Er dachte noch eine Weile nach, dann sah er sie an und meinte: «So ungefähr machen wir es also, ja?»
    «Das ist alles wunderbar, Willie.» Trotz der geschwollenen Lippen wurde ihr Gesicht plötzlich von einem schelmischen Lächeln erhellt.
    «Bloß machen wir es jetzt doch anders.»
    «Wieso?» Er war für den Moment beunruhigt, aber das rasche Schütteln ihres Kopfes beschwichtigte ihn.
    «Nun, wir werden es noch besser machen.» Ihre Stimme war warm und drängend. Sie zog ihr Kleid herauf und griff nach dem Saum.
    «Alles hat sich geändert, Willie. Wir haben keine eisernen Ketten und keine Kugel mehr an unseren Fußgelenken. Wir haben zumindest einen Trumpf.»
    Sie zog aus dem Saum ihres Kleides ein schmutzigweißes Band heraus und reichte es ihm. In roten Buchstaben stand darauf der Name Lucille Brouet gedruckt.
    Willie hob den Kopf und starrte sie an. «Das ist eines ihrer Namensbänder», sagte er heiser. «Sie hat sie in allen ihren Kleidungsstücken eingenäht, wie es in der Schule Vorschrift ist. Wo hast du es gefunden, Prinzessin?»
    «Es muß sich von irgend etwas, das sie trug, abgetrennt haben, Willie.» Modesty lehnte sich nach vorn und legte eine Hand auf die seine. «Ich fand es hier in diesem Zimmer. Es lag in der Ecke hinter dem Diwanbett.»
    Willie Garvin saß ganz ruhig da, aber seine Gedanken arbeiteten wie rasend. «Das hätten wir wissen sollen», sagte er schließlich leise.
    «Natürlich ist sie hier, Prinzessin. Karz statuiert doch jedesmal ein Exempel, wenn einer
faul
wird. Wenn es dazu gekommen wäre, Lucille zu töten, dann hätte er es doch hier gemacht, hätte es groß aufgezogen, nur damit jeder sieht, daß er niemals blufft.»
    «Und dein Funkgespräch mit ihr, Willie, kam nicht von irgendwoher jenseits der Grenze. Sie kann mit dir über einen portablen Sender wenige Meter vom Kontrollraum entfernt gesprochen haben.»
    Er nickte abwesend und stand auf. In seinem Gesicht spiegelte sich Überraschung. «Prinzessin … warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Warum hast du es zugelassen, daß ich mich in dem großen Auftritt vorhin zur Mücke machte?»
    «Du mußtest dich aus eigener Kraft befreien, Willie, und dabei in dem Glauben sein, wir müßten den schwierigen Weg gehen. Ich wollte dich nicht mit einer Glückspille füttern, um dir, herauszuhelfen.»
    Verstehend und dankbar blickte er sie an. Er ging durch das Zimmer, blieb stehen, legte die Hände auf die Hüften und blickte auf wie ein Mann, der einen herrlichen Sonnenuntergang betrachtet und in tiefen Atemzügen die Freude in sich einsaugt. Er legte die Handflächen gegen die starke Lehmziegelwand, starrte auf die pompöse Wandbespannung und zog in einem fragenden Lächeln die Brauen hoch.
    «Am liebsten würde ich diese ganze verfluchte Wand umlegen, Prinzessin», sagte er. «Soll ich’s dir zeigen?»
    «Ich glaube es dir auch so. Laß es lieber vorläufig. Wir haben

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