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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sich nicht in meiner Schuld.»
    «Danke. Ich werde tun, was Sie sagen.» Das Lächeln, das sie ihm zurückgab, ließ nicht erkennen, ob sie meinte, sie würde ihn besuchen oder sie würde sich nicht in seiner Schuld fühlen.
    Mit einem Nicken nahm er die Zweideutigkeit ihrer Worte widerspruchslos zur Kenntnis. «Ich nehme an, Sie haben eine große Sache vor. Geben Sie gut auf sich acht. Ich werde an Sie denken.» Er ließ ihre Hand los, nickte Ferrier zu und schritt zur Tür. Als er hinausging, war seine Miene wieder völlig ausdruckslos.

7
    Sie brauchte genau einen tiefen Atemzug lang, um aus dem Schlaf in die Wirklichkeit zu finden, und sie wußte sofort, daß jemand im Zimmer war.
    Sie bewegte sich ein wenig, so wie jemand, der im Schlaf unruhig wird. Ihre Hand glitt unter das Kissen, um den kleinen Kongo zu ergreifen, der dort lag. Die andere über dem Bettrand ausgestreckt, drehte sie sich auf den Rücken. Lautlos schlossen sich ihre Finger in der Dunkelheit um die Lippenstifthülse, die neben der Lampe auf dem tiefen Nachtkästchen lag.
    Die Lippenstifthülse hatte Willie Garvin konstruiert.
    Sie enthielt eine Patrone komprimiertes Tränengas, genug, um auf die Entfernung von eineinhalb Meter einen Mann unschädlich zu machen. Sie klammerte die Finger darum und tastete mit dem Daumen nach dem Druckschalter der Lampe.
    Der Schalter klickte, und in demselben Moment, da sich das milde Licht in das Zimmer ergoß, saß sie aufrecht im Bett.
    Der Mann im Lehnstuhl neben dem Fenster mit den Vorhängen trug eine leicht rehbraune Jacke, eine dunkle Hose, ein weißes Hemd und eine kastanienbraune Krawatte. Sein Haar war dicht, dunkel, ziemlich lang, aber sorgfältig frisiert. Seine Augen waren blaugrün und schalkhaft, das Gesicht mit dem langen Unterkiefer sonnengebräunt. Dieses Gesicht besaß jene ungewöhnliche Anziehungskraft, die die Mischung von irischem und spanischem Blut häufig hervorbringt.
    Aufgestützt auf die Hand, die den Kongo umklammerte, spürte Modesty, wie ein vertrautes Zittern durch ihren ganzen Körper rann, so als sammelten sich winzige Moleküle der Hitze unter ihrer Haut. Sie stemmte sich mit ihrem Verstand dagegen und sagte: «Hallo, Mike.»
    «Hallo, du.» Seine Stimme mit der leisen Spur von irischem Dialekt klang angenehm. «Wie ich sehe, schläfst du noch immer nackt selbst wenn du allein bist.»
    Seine Augen glitten über ihren Körper mit amüsierter Zufriedenheit.
    Es war, als betrachte er etwas, das er vor langer Zeit gekannt hatte und nun besser findet, als er es in Erinnerung hatte.
    Sie machte keinen Versuch, sich zu bedecken und sagte: «Ja. Möchtest du mir den Morgenrock herüberreichen?»
    Er erhob sich, nahm den Morgenrock aus weißgetupftem Nylon, der quer am Fußende des Bettes lag, reichte ihn ihr und ging wieder zu seinem Stuhl zurück. «Du mußtest die ganze erste Hälfte deines Lebens in deinen Kleidern schlafen. Und jetzt möchtest du nie mehr in Kleidern schlafen, nicht wahr?»
    Sie nickte. Der Kongo lag jetzt wieder unter ihrem Kissen, der Lippenstift auf dem Nachttisch. Sie schlüpfte in den Morgenrock, und während sie Mike Delgado betrachtete, fühlte sie den ihr wohlbekannten Stich unter ihrer Brust; sie wußte, daß sich ihr Pulsschlag erhöht hatte, und sie ärgerte sich darüber. Beinahe barsch fragte sie: «Wie bist du hereingekommen?»
    «Über den Balkon.» Er deutete lässig auf die Vorhänge. «Ich hätte dich herausläuten oder herausklopfen können, aber alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen, das weißt du.» Die blaugrünen Augen leuchteten belustigt auf.
    «Meinst du? Ich finde nicht.»
    «Nun ja, du hast dich natürlich aus dem Geschäft zurückgezogen, aber du schläfst noch immer nackt.»
    Sie tat diese Anspielung mit einem Achselzucken ab, nahm aus der goldenen Dose auf dem Nachttischchen eine Zigarette und zündete sie an. «Und du rauchst noch immer nicht?» fragte sie.
    «Tugendsam wie immer.» Die Art, wie er seinen langen Unterkiefer bewegte, verlieh ihm einen ganz schwach pastorenhaften Anstrich.
    Schon früher hatte sie darüber lachen müssen, und sie lachte auch jetzt; aber die Spannung in ihr blieb. Und unter dieser Spannung, die eine rein physische Reaktion war, arbeitete ihr Gehirn, schätzte, erwog, berechnete.
    Mike Delgados Betätigungsfeld umfaßte die gleichen Gebiete, die sie eben selbst zu sondieren begonnen hatte. Seine Verbindungen waren mannigfach. Es war möglich, daß er Tarrants Vermutungen zumindest bis zu einem

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