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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hoch.
    «Steht’s so schlecht?»
    Sie hatte sich weder bewegt noch widerstrebt. Seine Hand ruhte noch immer auf ihr. Sie sah ihn einige Sekunden lang nachdenklich an, dann sagte sie: «Wenn alles gutgeht, bin ich heute in einer Woche in Lissabon. Komm hin, wenn du frei bist. Vielleicht gibt es Gelegenheit, zu feiern.»
    Seine Hand ließ sie los. Er hob ihr den Morgenrock über die Schultern, um sie zu bedecken. Dann blieb er, die Hände auf den Knien, lächelnd sitzen. «Wann wirst du hier abreisen?» fragte er.
    «Ich weiß noch nicht genau. Wahrscheinlich morgen abend. Ruf mich in der Früh an, vielleicht können wir zusammen mittagessen.»
    «Mach ich.»
    «Gute Nacht, Mike.» Er erhob sich, ein großer Mann, der sich mit Grandezza bewegte.
    Am Fenster drehte er sich um und sah noch einmal zurück: «Mach’s gut, Liebling.» Die Vorhänge bewegten sich, der Fensterriegel klickte, und dann war er weg.
    Langsam entspannte sie sich. Nach einer Weile nahm sie den Telefonhörer auf und sprach mit der Rezeption: «Ja – in fünfundvierzig Minuten einen Wagen zum Flughafen. Mein Gepäck können Sie in einer halben Stunde abholen lassen. Und geben Sie mir bitte sämtliche Abflüge aus Beirut durch.» Sie legte auf, stieg aus dem Bett und fing an, den Kleiderschrank und die Laden zu entleeren, um zu packen. Es war gut, Mike Delgado wissen zu lassen, daß sie ein Geschäft im Sinn hatte, aber es war in gewisser Hinsicht auch riskant.
    Mike konnte neugierig sein und versuchen, für sich selbst einen Anhaltspunkt zu finden.
    Daher war es das klügste, das erstbeste Flugzeug zu nehmen und irgendwohin zu fliegen. Mike würde sie ja eine Woche später in Lissabon finden. Das war früh genug.
    In weniger als zehn Minuten hatte sie ihre drei Koffer gepackt, und das Reisekostüm lag auf dem Bett bereit – ein leichtes Deux-piece, ein frischer Büstenhalter, eine Strumpfhose, wie sie sie immer trug, flache Schuhe und ein Kopftuch. Sie hatte noch Zeit für eine kurze Dusche. Während sie die Duschhaube aufsetzte, fiel ihr zu ihrem Ärger ein, daß im Badezimmer nur noch ein Restchen Seife lag und sie vergessen hatte, dies dem Mädchen zu sagen. Sie öffnete ihr Necessaire und entnahm daraus eine ziemlich große Guerlain-Geschenkschachtel, die sie vor vierzehn Tagen von Willie bekommen hatte.
    Willies Geschenke waren nichts Überraschendes. Sie hatte es längst aufgegeben, dagegen zu protestieren.
    Aber diese Schachtel hier hatte sie einigermaßen erstaunt. Willies Geschenke waren immer irgendwie exquisit. Aus Amerika hatte er ihr einmal einen antiken Derringer aus dem Jahre 1860, eine Williamson 10.4 mm mit einem Elfenbeinladestock und herrlich ziselierten goldenen Kolbenplatten mitgebracht.
    Das war ein ausgesprochenes Sammlerstück gewesen. Wenn man Willie kannte, mußte einem diese Seifen-Geschenkschachtel ziemlich gewöhnlich vorkommen.
    Sie fühlte sich schwer in ihrer Hand an, während sie sie ins Badezimmer trug. Ihre Gedanken waren schon weit voraus, und so wunderte sie sich nicht allzu sehr, daß die Schachtel nur zwei Stück Seife, eine Dose Puder und ein Körperspray enthielt. Die Schachtel schien viel tiefer zu sein, als es für den Inhalt notwendig war. Sie nahm eine der beiden Seifen heraus, indem sie sie von den zwei steifen Kartonzungen löste, die sie festhielten. Sie drehte die Dusche an, ließ sie eine Weile laufen, und als der erste warme Wasserstrahl über ihren Körper herabrann, ertönte ein Musikakkord, gefolgt von einem perlenden Arpeggio. Sie fuhr herum und starrte um sich. Die Klänge waren aus der Guerlain-Schachtel gekommen.
    Nun trat eine Pause ein, und dann ertönte eine aalglatte Stimme: «
Und nun für alle Reinlichkeitsfanatiker Musik, zu der man sich wäscht

    Ihre großen Augen füllten sich mit Heiterkeit. Sie starrte auf die Schachtel und drehte die Dusche ab. Es war Willies Stimme, in einer der unzähligen Verstellungen, deren er fähig war, wenn er seinen Londoner Dialekt ablegte.
    Und nun stimmte ein volles Orchester die
A-dur-Polonaise
von Chopin an – die ersten drei Takte, und der vierte Takt bestand in rhythmisch genau angepaßten Gurgelgeräuschen aus einem leeren Badezimmer.
    Sie gingen über in ein Sprudeln, das in Takt und Tonhöhe exakt den Noten entsprach.
    Ähnlich jemandem, der mit seiner Stimme ein Instrument nachahmt, hatte Willie hier verschiedene Geräusche so umgeformt, als würden sie von einem Instrument erzeugt.
    Da war einmal das rhythmische Schrubben, das Gurgeln

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