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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gewissen Grad erhärten konnte. Aber Mike war ein Mann, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht war. Wenn sie ihn jetzt geradeheraus fragte, konnte sie nie sicher sein, ob die Antwort wahr oder gelogen wäre. Und selbst wenn er nichts wußte, war es möglich, daß er aus taktischen Gründen log, um dann selbst seine Erkundigungen einzuziehen und festzustellen, ob er nicht etwas für sich aus der Sache herausschlagen könne.
    Sie war ihm deshalb nicht böse. Es gehörte zu dem Spiel, das sie selbst einst gespielt hatte, und viel zu lange gespielt hatte, um das Recht zu haben, andern Vorwürfe zu machen.
    Aber selbst wenn eine direkte Frage auszuschließen war, so konnte Mike dennoch viel zu nützlich sein, um von der Hand gewiesen zu werden. Sie fragte sich, ob Mikes Anwesenheit hier gegen Tarrants Theorie sprach; denn wenn tatsächlich eine Armee von Söldnern aufgestellt wurde, dann würde Mike Delgados Name ganz oben auf der Liste der in Frage kommenden Männer rangieren. Aber nein … Mike war ein Einzelgänger. Bei den Gurgelabschneidern, wie Willie sie nannte, zu dienen, das lag nicht auf seiner Linie. Er bewegte sich, so wie sie, in ganz anderen Bahnen.
    Immerhin, er hatte seine Ohren überall, und es konnte nur von Vorteil sein, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Sie mußte innerlich lächeln und schnitt sich heimlich selbst eine Grimasse, wenn sie daran dachte, wie dieser Kontakt aussehen würde.
    Und dort lag die Gefahr. Wenn das Geschäft ins Rollen kam, wenn Tarrants Albtraum Wirklichkeit war, dann durfte sie jetzt dem belebenden Prickeln in ihrem eigenen Innern keine Beachtung schenken.
    Jetzt war nicht die Zeit für Komplikationen, und sie wußte, daß sie sich von Mike nicht nehmen lassen konnte – ohne Komplikationen.
    Es war wohl fünf Jahre her, oder noch mehr, seit sie das letzte Mal die Berührung seiner Hand und das Gewicht seines schlanken Körpers auf sich gespürt hatte, aber nun glaubte sie, es sei gestern gewesen.
    Sie hatte während dieser Jahre andere Männer kennengelernt … nicht viele, nicht wenige. Sie hatte gegeben und hatte empfangen; hatte Wärme und Lust verspürt, war emporgerissen worden zu jener höchsten Höhe und hatte den glühenden Frieden der Erfüllung gefunden.
    Aber nur drei von ihnen allen vermochten sie über den Höhepunkt hinaus in jene lodernd goldene Welt des ewigen Augenblicks zu tragen, wo es schien, als würde des Körpers ureigenste Substanz zu bestehen aufhören.
    Von diesen drei Männern war Mike Delgado der erste gewesen und hatte sich so einen kleinen Teil ihres Seins als ihm gehörig gesichert.
    Aber es war keine einseitige Sache; sie wußte, auch er war von ihr gebrandmarkt. Und das war der Grund, warum sie ihm nie einen Platz im ‹Netz› angeboten hatte und warum er auf ein solches Angebot niemals eingegangen wäre. Während sie das Unausgesprochene ihrer Beziehung umsichtig hegen könnte, würde Mike Delgado befürchten, es könnte ihm am Ende seine totale Skrupellosigkeit kosten.
    Er riß sie aus ihren Gedanken. «Du bist nicht mehr so mager, wie du mit einundzwanzig warst.»
    «Ist das schlimm?»
    «Überhaupt nicht.» Sein Dialekt war jetzt etwas stärker zum Vorschein gekommen. «Aus Haut und Knochen zu bestehen, war im Bett ein Minus, das du fabelhaft wettgemacht hast. Ich könnte mir vorstellen, daß du jetzt noch besser bist.» Und ohne Übergang fügte er hinzu: «Und wie geht’s Willie Garvin?»
    «Gut.» Sie klopfte die Asche ihrer Zigarette in den Aschenbecher auf ihrem Schoß. «Bist du geschäftlich in Beirut?»
    «Eigentlich nein.» Er runzelte die Stirn. «Ich ruhe mich zur Zeit von einer sehr erfolgreichen Vorstellung in Macao aus.»
    «Gold?»
    «Liebling, sei nicht grausam. Habe ich dir jemals derartige Fragen gestellt?»
    «Verzeih. Seit wann weißt du, daß ich hier bin?»
    Er wurde wieder ernst, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah sie an. «Seit einer Stunde. Das war knapp nachdem du an Dall ein Vermögen verloren hattest.»
    Sie nickte und zeigte sich nicht überrascht. Es hatte mehr als ein Dutzend Zeugen des Spiels gegeben, und die Nachricht von Dalls tollem Coup würde sicher rasch die Runde gemacht haben. Und so sollte es ja auch sein.
    «Was ist bloß in dich gefahren?» fragte er.
    «Habe ich dir jemals derartige Fragen gestellt?»
    «Ich habe so eine Frage ja auch nie herausgefordert.»
    Er sah sie mitleidig an, und sie fragte sich, ob dieser Blick aufrichtig war. «Die Gerüchte waren ja ziemlich wild. Zuerst

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