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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die es ankam, wußten Bescheid.
    Willie gönnte sich ein erleichtertes Aufseufzen bei dem Gedanken, daß er, nachdem er gestern bei Jeannette in Paris war und heute hier bei Ilse, in Rom keine Schlafzimmerverpflichtungen mehr haben würde.
    Aber sofort riß er sich wieder zusammen.
    «Zum Teufel, was ist los mit mir?» dachte er.
    Ilse war aufgestanden und hatte einen weißen Morgenrock aus Seidensamt angezogen. Sie hatte bereits wieder den fremden, kalten Blick, der über das, was bei ihr möglich war, so sehr hinwegtäuschte.
    Willie fragte mit besorgtem Ton: «Gibt es noch immer die wundervollen Austern bei Ehmke?»
    Sie sah ihn gelinde überrascht an. «Gewiß, Willie. Warum?»
    «Ach, bloß so.»
    Sie kam heran und setzte sich neben ihn. Er fühlte den festen Druck ihrer langen Finger, als sie sich über ihn lehnte und in sein Gesicht blickte. Wärme und Erregung flammten erneut in ihm auf.
    Sie sagte: «Du kamst mir vorhin so bedrückt vor, Willie.»
    «Ich bin es nicht mehr.» Er rollte sich rasch aus dem Bett, stand auf und grinste sie an. «Nein, es ist nichts Es geht mir wunderbar.»
    Nur die exklusivsten Kunden hatten Zutritt zur
petite salle privée
, die nur im Vergleich zu dem auf der anderen Seite des Korridors gelegenen Hauptsaal im ersten Stock des Casinos klein wirkte. Ihre Wände waren mit Eiche getäfelt, und von der reichverzierten Stuckdecke hingen drei riesige Kristallüster. Vor den großen Rundbogenfenstern, durch die man auf Beirut und das Meer hinunterblicken konnte, hatte man jetzt schwere rote Samtvorhänge gezogen.
    Der Boden war mit einem schwarzen Teppich bespannt. Rund um den langen, nierenförmigen Tisch stand ein Dutzend Sessel aus Atlasholz in einem Stil, den Robert Adam aus Frankreich übernommen hatte.
    Zwei breite Ottomanen und ein tief gepolstertes Sofa standen an der Wand.
    In der einen Ecke gab es einen Durchgang zu einer kleinen Bar.
    Zwölf Männer waren anwesend; Modesty Blaise war die einzige Frau. Sie trug ein langes burgunderrotes Seidenkleid mit durchsichtiger Passe. An ihren Ohren glitzerten Diamantboutons. Die weißen Handschuhe aus französischem Nylonsatin reichten bis zu den Ellbogen hinauf.
    Rauch hing wie eine dicke Nebelschicht unter der Decke. Es herrschte die lautlose Stille einer Atmosphäre gespanntester Konzentration, wie sie nur in Momenten höchster Dramatik eintritt … bei einer Geburt, beim Sterben oder bei einem Duell.
    Dies hier war ein Duell. Fünf Männer saßen, die übrigen standen; unter ihnen zwei südamerikanische Millionäre, ein griechischer Reeder, ein südafrikanischer Diamantenkönig, zwei Ölscheichs und ein französischer Industriemagnat. Die Spannung war ungeheuer, aber jeder dieser Männer hatte mit gleichgültigen Augen auf Karten geblickt, die ihm den Gewinn oder Verlust von Tausenden Pfund Sterling brachten.
    Modesty Blaise saß zur Rechten des Mannes, der die Bank hielt. Er war Amerikaner, etwas unter vierzig, mit einem harten braunen, tiefgefurchten Gesicht und dichtem schwarzem Haar. Die schiefergrauen Augen standen weit auseinander, und von der Nase zu den Mundwinkeln verliefen tiefe Falten. Das Gesicht war nicht schön im herkömmlichen Sinn, aber es ließ keinen Zweifel über die Kraft offen, die dahinter stand. Er war etwas über mittelgroß, mit sehr breiten Schultern unter der weißen Smokingjacke. Er hieß John Dall und hatte sich im Verlauf von zwanzig Jahren einen Komplex von Industriebetrieben aufgebaut, als dessen Besitzer er zu den zwölf reichsten Männern der Welt zählte.
    Knapp hinter Modesty stand ein großer Levantiner mit glattem beigefarbenem Gesicht und straff zurückgekämmtem Haar. Es war Jules Ferrier, der Direktor und Besitzer des Casinos. Die leidenschaftslose Maske seines Gesichtes zeigte plötzlich Zeichen von Unruhe.
    Dalls Hände ruhten auf dem
sabot
, der die sechs Päckchen Karten enthielt, die der Croupier kurz zuvor gemischt und aufgestapelt hatte.
    Knapp daneben stand ein Aschenbecher, auf dessen Rand eine schwarze Zigarre mit einem kurzen Mundstück lag. Vor ihm türmten sich die höchsten Jetonstapel, die man in diesem Raum jemals gesehen hatte; in einem Raum, in dem ansonsten bis zu der enorm hohen Grenze von 20.000 Pfund gespielt wurde.
    Achtmal hatte Dall bereits bis zu dieser Grenze hinausgesetzt, achtmal hatte Modesty
banco
gerufen … und
verloren
.
    Jules Ferrier trat vor und murmelte: «Verzeihen Sie, Mademoiselle Blaise, Sie haben Ihr Konto bereits sehr stark überzogen.»
    Sie

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