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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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waren hübsche weiße Schuhe, ein weißer Baumwollhut mit schmaler Krempe, ein Lippenstift, imprägnierte Toilettetüchlein und ein Taschenspiegel mit einer an der Rückwand fixierten schwachen kleinen Glühbirne, die von einer winzigen Batterie gespeist wurde. Sie nahm das Kopftuch ab und damit gleichzeitig die mausbraunen Stirnfransen. Unter dem braunen Nylonmantel trug sie ein blaßblaues Baumwollkleid mit weißem Ledergürtel. Von unten her langte sie unter ihren Rock und zog die Auspolsterung über ihrem Magen weg. Sie glättete ihr Kleid und schnallte den Gürtel enger.
    Der Mantel, das Kopftuch, die schwarze Handtasche, die flachen Schuhe und die Auspolsterung wanderten in die große Badetasche. Dann öffnete sie das Päckchen mit den imprägnierten Toilettetüchlein, beugte sich tief hinab und drehte das winzige Spiegellämpchen an. Sechzig Sekunden später waren die kränkliche Farbe und der Schnurrbart aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie trug Lippenrot auf, betrachtete das Ergebnis und steckte den Spiegel in die Badetasche.
    Das Haar hatte sie unter dem Kopftuch lose zusammengesteckt gehabt. Nun drehte sie es rasch zu einem festen Scheitelknoten zusammen, steckte ihn auf und setzte das Baumwollhütchen darüber.
    Eine Minute später stand sie in der Vorhalle der Kirche, die Badetasche am Arm, und sprach mit einem rundlichen, liebenswürdigen Priester. Sie fragte ihn, wie sie auf bestem Wege aus der Stadt hinaus und in das Dorf Bournis käme. Er ging mit ihr auf den Platz hinaus, dort, wo sie ihren grauen Citroën abgestellt hatte, und beschrieb ihr heftig gestikulierend den Weg. Ein Gendarm auf einem Motorrad drehte sich nach ihnen um und warf ihr einen raschen, prüfenden Blick zu.
    Modesty setzte sich ans Steuer und hörte aufmerksam zu, als ihr der Priester seine Anweisungen wiederholte. Sie dankte ihm mit einem strahlenden Lächeln und gab lässig Gas.
    Im Museum kam der Direktor mit zwei zusammengelegten Planen in den kleinen Ausstellungssaal. Die Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt, er zitterte und schwitzte jedoch noch immer. Ransome hatte das dicke Absperrseil ausgehakt. Er nahm eine der Planen und breitete sie behutsam auf dem Boden vor der Mauer, an der das Bild hing, aus.
    «Möglicherweise befinden sich Spuren auf dem Boden. Sie müssen bewahrt bleiben für die Polizei», erklärte er.
    «Haben Sie Inspektor Faunier gesprochen?»
    «Ja. Er schickt sofort zwei Detektive. Ich muß den Rahmen des Bildes auf seine Dienststelle bringen, damit er auf Fingerabdrücke untersucht werden kann.»
    «Kommt er denn nicht selbst?» fragte der Direktor bestürzt.
    «Im Augenblick gilt seine ganze Aufmerksamkeit der Errichtung eines Kordons, damit die Frau mit dem Gemälde die Stadt nicht verlassen kann», gab Ransome kurz zur Antwort. «Wo ist die Leiter, um die ich bat?»
    «Henri wird sie sogleich –» Der Direktor unterbrach sich, als Henri mit einer großen Holzleiter erschien.
    Ransome sagte: «Bitte, bleiben Sie nur zurück.» Er nahm die Leiter, schritt behutsam über die aufgelegte Plane und stellte sie unter das Gemälde. Er kehrte wieder zurück, nahm die zweite Plane, stieg auf die Leiter und legte die Plane sorgfältig über den ganzen Rahmen. Sodann hob er den Rahmen herab, stützte ihn auf die oberste Sprosse der Leiter, während er ihn nun gänzlich in die Plane einschlug, und kam erst dann von der Leiter herunter.
    Henri und der Direktor trotteten unglücklich neben ihm, als er durch den Korridor ging.
    «Haben Sie einen Wagen?» fragte der Direktor.
    «Ja. Gleich vor dem Eingang für Ihre Angestellten.»
    «Soll ich einen Gendarmen ersuchen, Sie zu begleiten?»
    «Ich hoffe», entgegnete Ransome grimmig, «daß die Gendarmen sich im Augenblick bemühen, jene Frau zu begleiten, die Monsieur Leightons Gemälde gestohlen hat.»

9
    Willie Garvin trocknete sich energisch das Haar und betrachtete sich in dem Spiegel über der schadhaften Waschmuschel. Zwei feuchte Bausche aus Baumwolle klebten an seinen Wangen. Er legte das Handtuch beiseite, beugte sich ganz nahe zu dem Spiegel, hob einen der Bausche leicht an und guckte darunter.
    Mit einem befriedigten Nicken zog er den Bausch ab. Er war schwarz gesprenkelt, aber auf der Haut selbst gab es keine Spuren von irgendwelchen Pulverbrandnarben. Er untersuchte die andere Wange und löste auch hier den Bausch. Die Nase hatte keinen gekrümmten Rücken und keinen Höcker mehr. Das einzige, was man sah, war ein kurzer, hauttiefer Ritz, aus dem er

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