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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ob du wirklich so ungalant sein kannst. Die Sache, hinter der er her ist, könnte doch ich sein.»
    «Ich bin so naiv, Prinzessin. Das ist mein großer Fehler. Ich bin schrecklich naiv.»
    Sie lachte und ging in den Nebenraum. Dort stand in einer Ecke ein großer, offener Verschlag, in dem ein Dutzend weißer, in Stroh gebetteter Gipsfiguren verpackt waren. Die Figuren waren etwa sechzig Zentimeter groß, sahen entfernt orientalisch und äußerst grotesk aus. Das Auffallendste an ihnen war ihre absolute Geschmacklosigkeit.
    Der Verschlag war an das Lagerhaus einer nichtexistenten Speditionsfirma im Hafen von Lissabon adressiert. Von einer der Figuren war fein säuberlich der Kopf abgeschlagen.
    Modesty nahm beide Teile dieser Figur und trug sie in das Zimmer, in dem Willie arbeitete. Er entfernte gerade die letzte Zwecke und hob die Leinwand vom Keilrahmen ab. Er prüfte sie sorgsam auf ihre Biegsamkeit.
    «Wird man es ohne weiteres zusammenrollen können?» fragte sie.
    Er nickte. «Wenn man es nicht allzu fest rollt.»
    Zwei Minuten später war die Leinwand zu einer losen Rolle von etwa zehn Zentimeter Durchmesser zusammengerollt und an drei Stellen mit einem Band gebunden. Modesty hielt den Körper der Figur, und Willie steckte die eingerollte Leinwand in deren hohles Innere.
    Die Bruchstelle am Hals der Figur war zwar gezackt, aber sehr sauber.
    Als sie den Kopf daraufsetzten, paßten die beiden Teile ganz fest aufeinander. Sie ging wieder in den Nebenraum, wo der Verschlag stand. Er folgte ihr und sah ihr zu, wie sie die Figur der Länge nach neben die übrigen ins Stroh bettete.
    «Das war’s, Willie.»
    Er breitete noch eine dicke Lage Stroh über das Ganze, nahm den schweren Holzdeckel auf und begann, ihn festzunageln.
    «Hoffen wir nur, daß der alte Tarrant es einrichten konnte, zum Abschluß dieses Coups nun das Seinige beizutragen.»
    René Vaubois vom Deuxième Bureau strich sich über die gutrasierte Wange und beobachtete durch sein Bürofenster eine Taube auf dem Zweig eines Kastanienbaums. Die Taube beobachtete ihn ebenfalls.
    Den Telefonhörer an dem einen Ohr festgeklemmt, erhob sich Vaubois, öffnete das Fenster, nahm ein Stück Kuchen aus der Lade und zerkrümelte es entlang des Fenstersimses. Sobald er das Fenster geschlossen hatte, kam die Taube herangeflogen und begann zu picken.
    «Aber mein lieber Freund», sprach Vaubois mit höflichem Vorwurf in das Telefon, «das hätten Sie mir aber wirklich früher sagen können. Die Polizei ist seit sechsunddreißig Stunden mit dieser Watteau-Affäre beschäftigt.»
    «Es tut mir leid, René», kam Tarrants Stimme entschuldigend durch den Draht, «aber ich konnte Ihnen nicht etwas sagen, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte.» Vaubois trug ihm diese Lüge nicht nach, denn er sah ein, daß sie notwendig war. Tarrant wollte ihn nicht täuschen, sondern hatte nur aufrichtiges Verständnis für seine Lage. Vaubois war froh, nicht früher davon unterrichtet worden zu sein, denn das hätte ihn in eine sehr schwierige Situation gebracht.
    Er sagte: «Der Mann und die Frau – das waren natürlich Modesty Blaise und Willie Garvin?» Er sagte nicht «Wiiillie», wie die meisten Franzosen. Sein Englisch war fehlerfrei, und bloß die exakte Aussprache verriet, daß es nicht seine Muttersprache war.
    «Ich habe keine Ahnung, René.» Tarrants Stimme klang freundlich.
    «Die beiden sind ja nicht mehr im Geschäft, aber der Stil dieser Sache läßt auf sie schließen. Das einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, daß ich einen anonymen Hinweis erhielt und der Meinung war, ich müßte es sofort an Sie weitergeben.»
    «Das ist Sache der Polizei, Gerald, und geht das Deuxième Bureau nichts an.» Vaubois lächelte und beobachtete die Taube, während er diese rein rhetorischen Äußerungen von sich gab.
    «Ich weiß das, René, aber angesichts der wirklich ungewöhnlichen Natur des Hinweises glaubte ich, zuerst mit Ihnen sprechen zu müssen. Die weiteren Schritte will ich Ihnen überlassen.»
    «Ich verstehe.» Vaubois blickte auf die kurzen Notizen auf seinem Schreibblock. «Sie sagen also, wenn eine bestimmte Kiste von der Ladefläche des Lastautos einer bestimmten Speditionsfirma in dem Augenblick, da es im Frachtdepot in Paris eintrifft, herabfällt, wird man, sobald man die Kiste auf eventuelle Schäden untersucht, auf den unversehrten Watteau stoßen.»
    «So wurde ich von unbekannter Seite unterrichtet, René.»
    «Und es wird unmöglich sein,

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