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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ein paar beißende Bemerkungen für Monsieur Ransome vor.
    Zwei Minuten später erschien der Direktor am Fuß der breiten Steintreppe. Ein großer, dunkelhaariger Mann war neben ihm.
    Henri trat aus seiner Zelle heraus und wartete, daß sie sich näherten.
    Das also war Ransome, dachte er. Ein typischer Amerikaner. Sein Französisch war eine Beleidigung für die Ohren. Henri unterdrückte die scharfe Ironie, die er sich zurechtgelegt hatte. Er würde kühl und distanziert sein; vielleicht auch ein wenig gönnerhaft.
    «Ah, Henri», sagte der Direktor. «Das ist Monsieur Ransome.»
    Henri beugte den Kopf einen Millimeter tief und sagte: «Angenehm.»
    «Dort hinten ist der Watteau?» Ransome deutete mit dem Kopf auf den großen Torbogen.
    «Ja. Wenn der Herr mir bitte folgen würde.» Henri drehte sich würdevoll um und ging voran. Der Direktor bildete den Abschluß. Sobald sie den kleinen Saal betreten hatten, mußten sie sich nach rechts wenden, um unmittelbar vor die Absperrung zu gelangen «Bitte sehr, mein Herr», sagte Henri und machte eine gleichgültige Handbewegung, den Blick auf Ransome gerichtet. «Nun werde ich die Hauptalarmeinrichtung durchschneiden und demonstrieren, wie die Vorkehrungen in diesem Raum –» Er hielt kurz inne. Ransome starrte steif an ihm vorbei. Das Gesicht des Direktors war grau und versteinert.
    «Soll das ein Witz sein?» fragte Ransome heiser.
    Henri drehte sich um und starrte auf die Wand. Die abgewinkelten Leuchtkörper strahlten einen leeren Rahmen an. «Das ist doch nicht möglich», sagte er mit zitternder Stimme.
    «Unmöglich! Es war nur die Frau hier! Die Alarmglocke hätte geklingelt – sie konnte an das Bild nicht heran – ohne Leiter. Wie konnte sie es herausschneiden?» Seine Stimme wurde mit jedem Satz höher. Er wollte nach vorn stürzen, aber Ransome faßte ihn mit hartem Griff am Arm.
    «Wie lange ist es her, daß sie wegging?»
    «Drei Minuten … vier …» Henri griff sich an den Kopf. «Aber es ist unmöglich.»
    «Sie kann noch nicht weit gekommen sein, und ich möchte nicht, daß alle Alarmglocken hier losgehen und sie warnen», sagte Ransome mit leiser, grimmiger Stimme. «Holen Sie die Gendarmen. Sie müssen sofort die Verfolgung aufnehmen. Sie muß irgendwo in der Nähe einen Wagen haben – auf dem Platz vielleicht.
    Laufen Sie, Sie verdammter …»
    Henri setzte sich in Bewegung und rannte verwirrt drauflos. Seine Schritte hallten durch das leere Museum.
    Ransome wandte sich an den Direktor. «Wie stellt man die Alarmeinrichtung ab?»
    Der Direktor schloß den Mund mit offensichtlicher Anstrengung und sah Ransome mit schreckgeweiteten Augen an. «Dort … dort ist die Schalttafel», schluckte er. «Ich habe den Schlüssel hier.» Mit schlotternden Knien schritt er an das eine Ende des Alkovens und öffnete eine kleine, in die Mauer versetzte Metalltür.
    «Stellen Sie die Hauptanlage ab», befahl Ransome barsch.
    Der Direktor drehte mit zitternder Hand drei von vier Schaltern.
    Ransome trat an das Absperrseil und beugte sich vor. Plötzlich schrillte eine Klingel in Henris Zelle.
    «Schon gut. Schalten Sie diese ebenfalls aus. Das Zeug funktionierte zumindest.» Ransomes Tonfall wechselte von Wut auf Spott über.
    Die Klingel verstummte, und der Direktor stellte sich neben ihn an das Absperrseil.
    «Gehen Sie nicht mehr weiter!» fuhr Ransome ihn an. «Ich brauche zwei große Planen und eine Leiter. Eilen Sie, bitte.»
    «Planen? Ja … ja, natürlich.» Der Direktor fuhr mit einer Hand über seine feuchte Stirn. «Aber die Polizei, Monsieur. Sollten wir nicht sofort Inspektor Faunier anrufen?»
    «Holen Sie sofort die Planen.» Ransome beherrschte sich zwar, aber seine Stimme war wie Stahl. «Ich rufe inzwischen Faunier selbst von der Zelle draußen an.
Gehen Sie

    Modesty saß in der großen dunklen Kirche, welche die eine Seite des Platzes beherrschte. Es waren sechs Minuten vergangen, seit sie das Museum verlassen hatte.
    Selbst heute noch schien die Kirche im Verhältnis zur Stadt viel zu groß; und dabei war sie vor drei Jahrhunderten gebaut worden. Hier in der Ecke einer hinteren Sitzreihe war Modesty bei dem dämmrigen Licht, das durch die kleinen bunten Glasfenster drang, fast nicht zu sehen. Kaum mehr als acht Personen befanden sich in den Reihen vor ihr. Sie alle waren ins Gebet vertieft.
    Kniend zog sie unter dem Sitz eine große marineblaue Badetasche aus Stroh hervor, die sie vor einer halben Stunde dort versteckt hatte.
    Darinnen

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