Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Spitzenpreise. Das wäre mindestens ein Vierzigtausend-Dollar-Job.»
Der Mahn grinste. «Vielleicht bist du jemandem 40.000 Dollar wert.»
Sie war ein wenig verdutzt, ließ sich aber nichts anmerken. Mit einem Achselzucken fragte sie: «Und was geschieht jetzt?»
«Das erfährst du, sobald ich Nachricht habe. Vielleicht morgen, vielleicht übermorgen.» Er gab Ugo einen Wink, worauf dieser die Badetasche auf den Tisch leerte. Das Manikürzeug legte er ein Stück daneben.
«Keine Waffen», sagte er auf italienisch. «Bloß eine Nagelfeile und eine Schere.»
Gerace stellte das Feuerzeug auf das Etui mit der Nagelfeile und Schere. «Willst du sie vielleicht das Haus anzünden lassen?» fragte er.
Er untersuchte die anderen Gegenstände, dann stopfte er sie mit ihrem Hemd und den Shorts achtlos in die Badetasche. «In Ordnung.» Er nahm die Karten wieder auf. Emilio ergriff sie am Arm und stieß ihr die Pistole in die Rippen.
Forli reichte ihr die Strandtasche, faßte sie am anderen Arm und betrachtete sie nervös. Gemeinsam führten sie sie in eine Halle hinaus, von wo eine Treppe in das obere Geschoß führte. Ugo folgte ihnen.
Sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war, blickte Gerace auf den Mann in dem leichten rehbraunen Anzug und fragte: «
Bene
?»
Der andere nickte. «
Bene
. Nun warte ab, ob sie herauskommen. Ist alles vorbereitet?»
«Ja.»
«Laß ihnen achtundvierzig Stunden Zeit.»
«Und dann?»
«Ist der Auftrag erfüllt. Du kannst sie gehenlassen, du kannst sie umbringen, du kannst mit ihnen machen, was du willst.»
Gerace rieb sich das Kinn mit dem Daumen. «Sie hat Geld, um zu bezahlen. Viel Geld.»
«Nicht mehr. Sie hat ganz blödsinnig gespielt.»
Einer von den anderen Männern sagte, während er seine Karten sortierte: «Es ist besser, wir legen sie um.
Das erspart uns später Scherereien.»
Gerace fuhr sich mit der Zunge über die fleischigen Lippen. «Die Frau hat einen schönen Körper und Temperament», meinte er nachdenklich. «Wir könnten sie ja erst mal einspannen.»
«Erst nach achtundvierzig Stunden. So lautet die Abmachung.» Er blickte auf seine Uhr. «Machen wir dieses Spiel fertig, und dann gehe ich.»
Modesty ging neben Forli die Treppe hinauf; Emilio folgte. Ihr Gehirn arbeitete pausenlos. Vom ersten Augenblick an, da sie die Villa erblickt hatte, prägte sie sich alle Einzelheiten ins Gedächtnis ein. Während sie die Seitenfront entlanggegangen war und die Terrasse überquert hatte, war ihr aufgefallen, daß eines der oberen Fenster mit einem einbetonierten Eisengitter versehen war.
Nun ging sie über einen langen Korridor, der ihrer Schätzung nach zu dem Raum mit dem vergitterten Fenster führen mußte. Die Tür dieses Raumes war entfernt worden und lehnte an der Mauer im Korridor.
Statt dessen hatte man eine neue, nach außen aufgehende Tür aus massivem Holz eingehängt. An der Tür befand sich die Grundplatte eines Einsteckschlosses, und an der Seite gegenüber den Angeln waren vier Löcher von nahezu eineinhalb Zentimeter Durchmesser gebohrt worden.
Ugo war vorausgegangen und stand wartend da. Er hielt eine kleine Pappschachtel, die einen Schraubenzieher und vier lange Schrauben mit sechseckigen Köpfen enthielt. In der anderen Hand hatte er eine 9 mm Luger mit einem zehn Zentimeter langen Lauf. Etwa zehn Schritt von der Tür entfernt stand am Ende des Korridors eine Couch. Ugo legte die Schachtel weg, nahm einen Schlüssel aus der Tasche und sperrte, indem er sich mit dem Körper dagegenstemmte, die Tür auf. Er stieß sie auf und sprang gleichzeitig zurück, die Pistole auf den Eingang gerichtet. Dann entspannte er sich ein wenig und sagte: «In Ordnung, Emilio.»
Emilio stieß Modesty mit dem Lauf seiner Pistole in das Zimmer.
Willie Garvin, in dunkelroter Badehose und Riemensandalen, lehnte mit einer Schulter am Rahmen des Fensters und sah hinaus. Innen angebrachte Fensterladen waren flach an die Wand zurückgelegt worden.
Es gab keine Fensterscheiben, nur das Gitterwerk.
Auf beiden Seiten des Raumes stand ein niedriges Eisenbett mit einer dünnen Matratze und drei zusammengelegten Decken. Eine Tür an der einen Wand gab den Blick auf ein Klosett und ein Waschbecken frei.
Dieser Nebenraum hatte kein Fenster, sondern bloß einen kleinen Lüftungsschacht.
Auf dem Boden des Zimmers stand ein Karton mit zwei Brotlaiben und einigen Päckchen. Daneben stand ein Sessel, auf dem zwei irdene Krüge abgestellt waren.
Sonst befand sich nichts in dem
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