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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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nicht Forli?»
    Er verzog den Mund zu einem halben Grinsen und wandte den Blick von ihr ab.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, sagte Emilio auf italienisch zu Forli: «Du kennst sie?»
    «Ich bin ihr mal in Catania begegnet. Vor vier Jahren. Ich arbeitete damals für Vecchi, und sie hatte ein Geschäft mit ihm.»
    Der vierte Mann startete den Motor, und das Boot knatterte in weitem Bogen ins Meer hinaus.
    Modesty meinte: «Vecchi wird diesen Vorfall sehr bedauern. Er ist ein alter Freund von mir.»
    «Vecchi hat seine eigenen Probleme.» Emilio lächelte. Sein großer Mund zog sich nach hinten wie das Maul eines Krokodils. «Vecchi ist tot.»
    Das Boot nahm westlichen Kurs parallel zur Küste und hielt sich beständig etwa achthundert Meter vom Strand entfernt.
    «Eine Zigarette, bitte», sagte Modesty, während ihr Blick die Küste verfolgte, um die Orientierung nicht zu verlieren.
    Forli fuhr mit einer Hand in die Tasche, aber Emilio stoppte ihn mit einem obszönen Fluch.
    «Bleib ihr vom Leib, du Idiot, verstanden?» schrie er.
    «Komm ihr nicht zu nahe, du nicht und die andern auch nicht.»
    Für Modesty war eines klar: wer immer hinter der Sache steckte, mußte sie gut kennen. Man hatte vier Männer ausgeschickt, um sie zu holen, und man hatte sie vor ihr gewarnt. Der Sprecher öffnete ihre Badetasche, sodann die Handtasche und begann jeden Gegenstand sorgfältig zu untersuchen.
    Eine halbe Stunde später lief das Boot in eine felsige Bucht ein. Leicht stieß der Bug gegen die rohgezimmerte Holzmole. Man führte sie einen Pfad entlang, der sich durch Unterholz und einen Baumbestand wand, bis zu einer Straße, an der ein Wagen mit einem Fahrer wartete. Sie hatte mittlerweile herausgefunden, daß der Sprecher Ugo hieß. Auf seinen Befehl nahm sie vorn zwischen dem Fahrer und Forli Platz. Die drei anderen setzten sich in den Fond, Emilio, der die Pistole an ihren bloßen Nacken anlegte, in der Mitte.
    Zehn Minuten später hielt der große Wagen vor einer riesigen, häßlichen Villa in Blau und Rosa. Sie stand allein auf einer erhöhten Lichtung inmitten eines Waldes von Regenschirmpinien. Seitlich von der Villa war ein kleiner roter Fiat abgestellt. Ugo gab die Anweisungen.
    Sie stieg aus, und ihre Wächter nahmen sie in die Mitte. Sie führten sie an der Seitenfront entlang zu einer großen Terrasse an der Hinterseite des Hauses.
    Vier Männer saßen in dem Raum, der sich zur Terrasse hin öffnete. Sie spielten Gin-Rummy. Drei von ihnen trugen, obwohl sie ein städtisches Aussehen hatten, lässige Strandkleidung. Der vierte trug einen leichten rehbraunen Anzug und ein cremefarbenes Hemd mit dazu passender Krawatte. Auf einem Sofa hinter ihm lag ein weicher cremefarbener Popelinhut mit schmaler Krempe. Sein Gesicht war hager und dunkel.
    Zwei der Männer in Strandkleidung waren die gleichen Typen wie Forli, Muskelprotze ohne besondere Intelligenz. Der dritte war ein untersetzter Mann mit breiten Schultern. Dicke Oberschenkel quollen aus den zerknitterten Shorts. Die Füße waren sehr klein. Das schüttere schwarze Haar hatte er von einer Seite in Sardellen quer über den fast kahlen Schädel gelegt. Seine Augen waren kalt und bewegten sich flink. Sie hielt ihn für gefährlich – für noch gefährlicher als Emilio, den sie auf ihrer Abschußliste obenan gesetzt hatte.
    Diese Einstufung geschah ganz unbewußt, fast automatisch. Sie war sehr wichtig, denn im Kampf gegen mehrere Gegner gilt eine goldene Regel: wenn der Moment kommt – falls er überhaupt kommt –, dann muß man den Gefährlichsten zuerst nehmen; und man muß ihn schnell nehmen.
    Er sah sie an, während seine spatelförmigen Finger mit den Karten spielten und seine behaarten Unterarme auf dem Tisch ruhten. «Ich heiße Gerace. Du hast ja von mir schon gehört, was?»
    «Du bist einer von Montleros Leuten.»
    «Stimmt. Montlero hat mich und die anderen Jungs geschickt. Jetzt ist dir wohl klar, daß das kein Kinderspiel ist, was?»
    Sie nickte. Montlero war einmal in der amerikanischen Gangster-Hierarchie eine bedeutende Nummer gewesen. Vor vier Jahren war er in seine Heimat Sizilien deportiert worden, kontrollierte jedoch noch immer etliche ‹Unternehmen› in gewissen Gebieten der USA. Er entfaltete aber auch auf Sizilien und in Italien seine Macht.
    «Da du mir schon gesagt hast, wer, kannst du mir auch sagen, warum», forderte Modesty ihn auf.
    Gerace hob eine Braue. «Glaubst du, du hast keine Feinde?»
    «Vielleicht. Aber Montlero verlangt

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