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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Raum.
    Sobald die Tür hinter Modesty geschlossen war, drehte sich Willie mit einem abwesenden Lächeln auf den Lippen vom Fenster weg, nickte ihr zu, als wäre etwas längst Erwartetes nun endlich eingetroffen, und sagte: «Hallo, Prinzessin.»
    «Hallo, Willie.» Sie stellte die Badetasche auf eines der Betten. «Schon lange hier?»
    «Zwei Stunden.» Seine Stimme war ebenso ruhig wie die ihre. «Ich war unentschlossen, ob ich was versuchen sollte, aber dann sagte ich mir, daß sie dich sicher auch hierherbringen würden. Hatte außerdem bis jetzt gar nicht die Chance.»
    «Nein. Ich auch nicht.»
    Von der Tür her kam ein Geräusch. Wie sie feststellte, war ein neuer Türrahmen eingesetzt worden.
    Das Geräusch, das nun zu hören war, war das eines Schraubenbolzens, der sich in das Holz fraß. Die vier vorgebohrten Löcher fielen ihr ein. Ugo oder einer der andern war wohl jetzt dabei, die Tür an den Rahmen anzuschrauben, so daß sie unbeweglich festsaß.
    Sie deutete auf den Karton. «Essen?»
    Er nickte. «Und dort in dem Krug ist Wasser.»
    Modesty zeigte nun den gleichen abwesenden Ausdruck. Es war, als bewege sich ihr Gespräch bloß an der Oberfläche ihres Bewußtseins, während sich ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge konzentrierte.
    «Glaubst du, daß es etwas mit der Sache zu tun hat, hinter der wir her sind?» fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf, trat an seine Seite und blickte zum Fenster hinaus. «Ich kann es mir nicht vorstellen. Für jemanden, der uns anheuern will, ist das doch nicht gerade die richtige Methode, findest du nicht?»
    «Dann ist es wohl so, wie Gerace sagte? Irgend jemand will eine alte Rechnung begleichen?»
    «Möglich.» Sie zuckte die Achseln. «Wenn es nicht das ist, was wir suchen, dann bin ich nicht daran interessiert, hier herumzustehen und es zu ergründen.»
    «Richtig.»
    Nun, da sie einen Entschluß gefaßt hatten, konnten sie sich auf die dringlichsten Aufgaben konzentrieren.
    Modesty öffnete die Badetasche und nahm ihre Handtasche heraus. Niemand hatte den Bügel als einen Kongo erkannt. Sie deutete darauf, sah Willie an, und er nickte zufrieden. Nun holte sie ihren Lippenstift aus der Handtasche, blickte sich im Zimmer um und trat dann an die Wand neben der Tür. Willie folgte ihr.
    Draußen war noch immer jemand damit beschäftigt, die Tür festzuschrauben.
    Modesty zeichnete mit dem Lippenstift eine dünne horizontale Linie an die Wand und fragte flüsternd:
    «Zwölf Meter?»
    Er überlegte einen Augenblick, dann nickte er.
    Rasch skizzierte sie die Hinterfront des Hauses, die Terrasse, die Türen, die Küchentür auf der einen Seite, die drei oberen Fenster und das Dach.
    Sie ging ein Stück weiter und begann, etwas langsamer nun, den Grundriß des unteren Stockwerks zu skizzieren. Seitlich davon markierte sie ein längliches Rechteck mit einem Kreis darin. Das war der kleine rote Fiat, den sie im Vorbeigehen dort hatte stehen sehen. Von Zeit zu Zeit blickte sie Zustimmung heischend auf Willie. Einmal nahm er ihr den Lippenstift aus der Hand und zeichnete eine Tür in einer Zwischenwand ein. Sie wußte, er hatte, genau wie sie, jedes Detail beobachtet. Von dem, was ihnen innerhalb und außerhalb des Hauses aufgefallen war, vermochten sie vieles abzuleiten, was sie nicht zu Gesicht bekommen hatten. Alles genau zu beobachten, das war eine Haupterfordernis bei ihrer Arbeit, und das hatte sie Willie schon vor langer Zeit gelehrt.
    Schweigend zeichnete sie den Plan des oberen Geschosses. Hier gab es einen Teil, den keiner von ihnen mit Sicherheit bezeichnen konnte. Sie skizzierte eine Trennwand und malte ein Fragezeichen darüber. Dann zeichnete sie in größerem Maßstab einen detaillierten Plan der großen Halle, die auf die Terrasse führte, und deutete die Möbel als Rechtecke an.
    Als sie damit fertig war, nickte Willie zustimmend.
    Fünf Minuten lang standen sie schweigend da, studierten den Plan und wurden sich bloß am Rande bewußt, daß das Festschrauben der Bolzen zu Ende war und am Korridor draußen Schritte verhallten.
    Modesty ging zu ihrem Bett zurück. Sie zog ihren Badeanzug aus und schlüpfte in die Shorts, die sie in der Badetasche hatte.
    Willie drehte sich nach ihr um und fragte sanft:
    «Fertig, Prinzessin?» Es war weder so, daß er sie direkt ansah, noch daß er es vermied, sie anzusehen. Es gab keine Geheimnisse zwischen ihnen.
    Sie nickte und warf ihm den Badeanzug zu. Er ballte ihn zusammen und begann die dünnen, korallenfarbigen Linien

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