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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Tauben füttern konnte. Es würde Vaubois Spaß machen, zu erfahren, daß die Engländer tatsächlich Geld ausgaben, um Spezialfutter für wilde Vögel zu kaufen. Schließlich lag da noch der einzelne blaßgrüne Bogen, der einen Bericht seines Mannes in Lissabon enthielt. Die Information war kurz und nicht sehr aufschlußreich.
    Tarrant setzte sich zurück und sah Fraser, seine Nummer zwei, an. Fraser war ein kleiner Mann Ende Vierzig. Er trug eine Brille und hatte das Gehaben eines Bankbeamten aus der Zeit Charles Dickens. Aber gerade dieses Gehaben hatte sich während vieler Jahre seines Außendienstes als sehr nützlich erwiesen.
    «Was meinen Sie, Fraser?» fragte Tarrant.
    Fraser blickte schüchtern auf den Teppich. «Die Beiruter Sache scheint alle Anzeichen der Glaubwürdigkeit zu haben. Der Diebstahl –» er verbesserte sich und machte einen kurzen verstohlenen Seitenblick «oder besser gesagt die Entlehnung des Watteau war ebenfalls sehr zufriedenstellend.»
    «Entlehnung, das haben Sie gut gesagt.» Tarrant erwartete von Fraser ein dankbares Lächeln und den üblichen treuen Hundeblick.
    «Und was ist damit?» Er deutete auf den blaßgrünen Bogen.
    «Es erscheint mir etwas zu wenig spezifiziert, Sir.»
    Fraser hatte vorsichtig nach Worten gesucht und die Stimme zum Schluß etwas gehoben, so daß der Satz mehr wie eine vorfühlende Frage als wie eine Feststellung klang.
    «Nun gut, es ist ein bißchen verschwommen», sagte Tarrant, «aber Sie erwarten zu viel, Jack.» Da Tarrant seinen Vornamen gebrauchte, entschloß sich Fraser, seine gewohnte Rolle zu vergessen und offen zu sprechen. Fraser nahm die Brille ab und begann sie zu polieren. «Zu viel!» wiederholte er verächtlich.
    «Ja. Unser Mann in Lissabon mußte beinahe blind drauflosarbeiten. Seien Sie nicht zu hart mit ihm.»
    «Man sollte ihn mit einem stumpfen Messer kastrieren», erwiderte Fraser schlicht. «Sie beauftragten ihn, zu beobachten und zu berichten. Und er beobachtete Schlafzimmervorkommnisse und berichtet, irgend etwas sei zwischen Modesty und einer von Gerace geführten Bande, die sich zufällig zur gleichen Zeit in Lissabon aufhielt, vorgefallen.»
    Fraser setzte die Brille wieder auf und fuhr fort: «Er weiß weder, was geschehen ist, noch wo sich eine der beiden Parteien jetzt befindet. Er erwähnt Delgado, weiß aber ebenfalls nicht, wohin er sich begeben hat.
    Er erwähnt und beschreibt ferner einen Mann, den zu identifizieren er nicht imstande war, der aber einen kleinen roten Fiat fährt. Du lieber Himmel, meine halblahme Schwiegermutter könnte uns nützlicher sein, und dabei ist sie schon seit fünf Jahren tot.»
    «Sie beauftragten ihn, sich überall herauszuhalten», lenkte Tarrant ein. «Unter solchen Bedingungen zu beobachten, ist nicht einfach, wie Sie selbst sehr gut wissen.»
    «Wir bezahlen ja die Leute nicht für einfache Sachen», erwiderte Fraser eigensinnig. Er ließ sich in einen Lehnstuhl fallen und zündete sich eine Zigarette an. Tarrant fand die gereizte, düstere Miene seines Assistenten beinahe komisch, und doch tat er ihm leid.
    Fraser selbst würde seine Beobachtungen gemacht haben, und sich dabei trotzdem aus allem herausgehalten haben. Er besaß eine unbezahlbare Geschicklichkeit in diesen Dingen. Da er ein ausgesprochenes Naturtalent war, hatte er kein Verständnis für Menschen mit geringeren Fähigkeiten.
    «Ich glaube nicht, daß Lissabon jetzt noch interessant ist», meinte Tarrant. «Sie wird mit Willie nach Tanger weiterfahren. So war es ursprünglich geplant.»
    «Falls man ihnen nicht schon ein Angebot gemacht hat.» Fraser sog an seiner Zigarette, dann betrachtete er sie feindselig. «Rund vierzehn Söldner sind in den letzten zwei Wochen von der Bildfläche verschwunden – und das sind nur die Leute von unseren eigenen Listen.
    Es können gut und gern fünfmal mehr sein.»
    «Sie mußte sich auf die richtige Ebene begeben, um eine Annäherung zu ermöglichen», sagte Tarrant. «Lissabon wäre zu früh gewesen – kaum vierundzwanzig Stunden nach dem Fehlschlag mit dem Watteau. Mit der Entlehnung», fügte er mit ernstbleibender Miene hinzu.
    «Dann verstehe ich nicht, worüber Sie sich Sorgen machen», sagte Fraser. «Es ist doch jetzt alles arrangiert Uns bleibt nichts anderes zu tun als zu warten und zu hoffen, daß etwas geschieht. Weiß Gott, Warten und Hoffen, das sind wir doch gewohnt.» Tarrant erhob sich und ging ans Fenster. Die Hände in den Taschen, stand er da und blickte auf

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