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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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langer Zeit gekannt hatte, an jenen anderen Willie Garvin, der diesen Frieden nie gefunden hatte und auch niemals Freude.
    Bis zu jenem unvergeßlichen Tag, an dem ihm im Gefängnis von Saigon ein dunkles Mädchen von zwanzig Jahren, das wie eine Prinzessin aussah, gegenübergestanden und gesagt hatte: «Sie können jetzt gehen, Willie Garvin – mit mir.»
    Im Halbdunkel der Kutsche wechselte Modestys Kopf den Platz an seiner Schulter. Sie gab einen verschlafenen Seufzer von sich, dann atmete sie gleichmäßig weiter.
    «Mein Gott», dachte Willie Garvin in tiefer Bescheidenheit und fragte sich, wie all das Wunderbare sich gefügt hatte. Sie stand unendlich hoch über ihm, obwohl sie das niemals wollte. Ihr Geist war von einer Klugheit und unbezwingbaren Stärke, mit der er sich niemals würde messen können. Seltsamerweise schien sie sich des Unterschiedes zwischen ihnen gar nicht bewußt zu sein. Sie hatte niemanden gehabt, der für sie eine neue Welt geschaffen hätte, so wie sie es für ihn tat, und dabei hatte sie eine Kindheit hinter sich, vor deren bloßer Vorstellung Willie zurückschreckte.
    Er war nicht eifersüchtig auf Mike Delgado oder irgendeinen anderen Mann, der sie auf diese oder jene Weise besessen hatte. Willie Garvin besaß sie auf Hunderte Arten und bedingungsloser als irgendeiner von ihnen, weil eine Fügung des Himmels sie bewogen hatte, ihn zu erschaffen. Und die Bande, die durch diesen Schöpfungsakt entstanden, waren viel unzerreißbarer als die Seidenfäden, die sie manchmal auf kurze Zeit mit einem anderen Mann verbanden.
    Willie Garvin warf einen Blick aus der Kutsche. Gerace hatte die Bremse angezogen, und das Menschengespann trottete langsam und müde den Abhang hinunter, auf die Lichter von Cascais zu. Willie streichelte Modesty leicht die Wange. Sie rührte sich nicht von seiner Schulter, aber mit hellwacher Stimme fragte sie: «Sind wir schon da, Willie?»
    «Fünf Minuten. Wir können ein Taxi zur Villa nehmen.»
    «Es soll dort gleich warten, bis ich gepackt und mich umgezogen habe. Dann fahren wir zu deinem Hotel und holen deine Sachen ab.»
    «Reisen wir ab, Prinzessin?»
    «Ja.» Sie berührte sein Ohr, um ihm zu bedeuten, daß ihre Worte für Gerace bestimmt waren. «Hör zu, ich habe eine wunderbare Idee, wie wir Montlero bei sich zu Hause zu fassen bekommen. Und dann werden wir ihn dazu bringen, daß er uns sagt, wer ihn anheuerte, diesen Job zu organisieren und warum.»
    Willie produzierte ein leises, eisiges Lachen. «Ich werde es übernehmen, daß er singt. Alles, was man dazu braucht, ist ein Stiefelknöpfer und eine Schachtel Streichhölzer –» Er unterbrach sich, dann fuhr er hoffnungsvoll fort: «Du glaubst nicht, daß uns Gerace doch die Antworten auf diese Fragen geben könnte?»
    Gerace schauderte sichtbar.
    «Ich glaube nicht, Willie, und egal – ich möchte Montlero zappeln sehen.»
    «Und ob er zappeln wird», sagte Willie, als genieße er die schaurige Vorstellung. Natürlich würden sie nicht nach Sizilien fahren, aber Gerace und seine Kumpanen würden gewiß das erstbeste Flugzeug, das sie erreichen konnten, nehmen, und Montlero würde eine Zeitlang schwitzen.
    Um zehn Uhr vormittag des anderen Tages ging ein Mann in einem leichten rehbraunen Anzug von Zimmer zu Zimmer der verlassenen Villa, die Gerace gemietet hatte. Er hielt eine Pistole in der Hand und sah ziemlich verdattert drein.
    Er brauchte eine Weile, bis er die Schrauben aus der Tür des versiegelten Zimmers losgemacht hatte. Als er endlich eintreten konnte, starrte er eine volle Minute lang auf das Loch in der Decke. Das Gitter vor dem Fenster war unberührt.
    Eine Stunde später schickte er von Lissabon ein chiffriertes Telegramm an eine Adresse in Barcelona ab.

12
    Tarrant blätterte die Zeitungen auf seinem Schreibtisch durch. Er fand drei Berichte über Dalls Coup im Casino von Beirut, auf Kosten des reichen, schönen, rätselhaften Mitgliedes der Londoner Gesellschaft, Modesty Blaise.
    Die Bezeichnung ‹rätselhaft› stammte aus der Feder eines kleinen Redakteurs, dachte Tarrant. Man konnte ihn dafür nicht gerichtlich belangen. Aber was die Londoner Gesellschaft betraf – das würde Modesty amüsieren.
    Es gab auch noch eine Reihe von Zeitungsausschnitten, die über den Bilderdiebstahl und die Wiederentdeckung des Watteau berichteten.
    René Vaubois hatte, wie Tarrant anerkannte, außerordentlich gut gearbeitet. Er beschloß, Vaubois ein Päckchen Swoop zu schicken, damit er seine

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