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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Augen und blickte hinüber zu einem Boot, das am Horizont sichtbar war. «Vor langer Zeit», sagte er, «herrschten wunderliche, aber ziemlich zivilisierte Bräuche. Wenn man einen Gentleman dabei ertappte, wie er das Verpflegungsgeld der Kompanie oder etwas Ähnliches unterschlug, dann gab man ihm einen Dienstrevolver und veranlaßte ihn, in sein Schlafzimmer zu gehen, wo er sich durch den Kopf schoß, weil er das einem Leben in Unehre vorzog.»
    Presteign zuckte die Achseln. «Wie Sie schon sagen – wunderliche Bräuche. Aber sehr veraltet. Und schließlich bin ich ja nicht in Gefahr, ertappt zu werden oder in Unehre zu fallen. Ich kann mir wirklich keine Alternative vorstellen, in der ich es vorziehen würde, mich zu erschießen.»
    «Ich kann Ihnen etwas sagen», erklärte Tarrant liebenswürdig. «Modesty Blaise wird Sie töten, wenn Sie es nicht selbst tun.»
    Presteign starrte ihn mit einem Anflug von Neugier an. «Aus Rache? Im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit? Oder zu ihrem eigenen Schutz?»
    «Oh, nicht aus Rache.» Tarrant machte eine abwehrende Handbewegung. «Sie hat nichts dagegen, wenn die menschlichen Raubtiere dieser Welt versuchen, einander auszumerzen. Und da sie sich selbst auch in diese Kategorie einordnet, betrachtet sie es als ein faires Vorgehen. Ich persönlich finde, daß sie sich dabei zuwenig Gerechtigkeit widerfahren läßt, aber das ist ja nicht wichtig. Ausgleichende Gerechtigkeit? Auch hier sage ich nein.» Er lächelte vor sich hin. «Sie betrachtet sich ganz sicher nicht als ein Werkzeug der Gerechtigkeit. Und Selbstschutz? Glaube ich nicht. Das ist einfach nicht ihr Stil.» Er schaute Presteign an. «Sie sagt einfach, Sie hätten abzutreten. Wenn Sie es nicht tun, werden Sie noch mehr Menschen ermorden. Kleine, harmlose Leute wie Aaronson oder Dinah Pilgrims Schwester.
    Leute wie Tangye und sein Team, wenn man Sie nicht daran gehindert hätte. Das ist der Grund, warum sie Sie töten will, Presteign. Als abschreckendes Beispiel.»
    Presteign schüttelte den Kopf. Er schien wirklich aus der Fassung gebracht. «Ich weiß, daß man eine gewisse Einstellung entwickelt zu dem Verschleiß von – wie Sie sagen – kleinen Leuten. Aber mal ehrlich, Tarrant, wollen Sie wirklich behaupten, diese Leute seien von Wichtigkeit?»
    Tarrant betrachtete ihn eingehend. «Ich behaupte das nicht nur so», sagte er. «Nicht einen Augenblick lang, Presteign. Mehr noch, auch Modesty Blaise tut das nicht.»
    Presteign bewegte die Schultern. «Ich finde das außergewöhnlich. Ich habe niemand getötet.»
    «Das ist noch schlimmer.»
    «Wie bitte?»
    «Sie lassen das Umbringen durch Stellvertreter erledigen. Sie beschäftigen einen Mann wie Delicata, um bestimmte Ziele zu erreichen, und werden fett von seinen Morden. Sie will das nicht dulden.»
    «Ich dachte eigentlich, sie hätte zu ihrer Zeit das gleiche getan.»
    «Nein.»
    Presteign saß schweigend und mit ausdruckslosem Gesicht da. Nach einer Weile sagte er: «Ich habe nicht die Absicht, unter einer Drohung zu leben. Das ist absolut unerträglich.»
    «Sie werden nicht lange warten müssen», erklärte Tarrant grimmig.
    «Werde ich wahrhaftig nicht. Ich werde sofort die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um mich dieser Frau zu entledigen. Und inzwischen werde ich mir für meine Person volle Sicherheit verschaffen.» Presteign dachte einen Augenblick nach. «Ich werde auch dafür sorgen, daß jeder ihrer ehemaligen Kontaktleute, den sie anwerben könnte, um ihre Drohung wahrzumachen, streng überwacht wird.»
    Tarrant seufzte. «Sie haben die falsche Sau am Ohr erwischt, Presteign. Vergessen Sie ihre ehemaligen Kontaktleute. Modesty Blaise tötet nicht mit Hilfe von Stellvertretern. Sie wird nicht einmal Willie Garvin schicken. Sie wird es selbst tun. Nicht ohne Abscheu – aber sie wird es tun.»
    Presteign lehnte sich in seinem Sessel zurück und lächelte schwach. «Sie wird sich sehr beeilen müssen», sagte er und drückte auf einen in den Tisch eingebauten Knopf. Irgendwo in der Villa ertönte ein Summer. Zwanzig Sekunden später trat ein Mann in weißem Jackett auf leisen Sohlen auf die Terrasse. Er war dunkelhäutig und hatte glattes schwarzes Haar. Mit höflich fragender Miene blieb er zwei Schritte von Presteign entfernt stehen.
    «Ich brauche telefonische Verbindung mit den Spezialnummern in London, Paris, Zürich, Rom und Marseille.» Bei diesen Worten stand Presteign auf. «In dieser Reihenfolge, und in Abständen von fünf Minuten ab

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