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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Juwelen der Garamanten waren gesondert aufgeführt:
    «… Karfunkelsteine von großer Reinheit und solcher Größe, daß ein Mann in seinen beiden zusammengelegten Händen kaum mehr als zehn zu halten vermag, und von diesen sind fast sechshundert vorhanden.»
    Es gab auch noch andere Edelsteine. Im Laufe der Jahrhunderte hatten Phönizier und Perser, Griechen und Karthager an der afrikanischen Küste die Herrschaft ausgeübt, zu einer Zeit, da die Menschen ihren Reichtum mit sich herumtrugen. Nach ihrer Beschreibung zu urteilen, waren einige der Edelsteine im Osten geschliffen und poliert worden. Und diese, von den Griechen erbeutet, an die römischen Eroberer verloren, in der privaten Schatulle eines Generals herumgetragen, verlorengegangen oder gestohlen in irgendeiner Schlacht gegen Karthago, noch ehe der junge Mus geboren war, waren endlich unter den Steinen der von ihm erbauten Stadt zur Ruhe gekommen.
    Heute würde ihr wahrer Wert sich zweifellos auf mehrere Millionen Pfund Sterling belaufen. Aber Domitian Mus war gestorben, ohne in sein Tagebuch das von ihm so gut gehütete Geheimnis einzutragen – die genaue Stelle, an der der gehortete Reichtum lag.
    «Interessant; das wirst du zugeben müssen, denke ich», hatte Delicata gesagt, als Collier mit der Lektüre fertig war. «Dieser verrückte kleine Aaronson unterschlug die Seiten über den Schatz. Er war Jude, und Tangye ist Zionist. Sie hatten die absurde Idee, den Schatz zu gegebener Zeit, wenn Tangye ihn gefunden hatte, der israelischen Regierung heimlich zur Entwicklung des Gelobten Landes zu übergeben.» Ein breites Grinsen. «Das konnten sie den algerischen Behörden natürlich kaum erzählen. Aber sie mußten es Presteign sagen, um seine Unterstützung für die Ausgrabungen zu gewinnen. Ausgerechnet Presteign. Du lieber Himmel!»
    Dieser Gedanke hatte Delicata unendlich erheitert.
    Collier rief seine Gedanken in die Gegenwart zurück und stellte fest, daß Delicata ihn anstarrte.
    «Das ist sehr merkwürdig», sagte Delicata sanft. «In dieser entspannten Stimmung sahst du eben ziemlich intelligent aus.»
    Collier verwünschte sich selbst. Indem er es vermied, seinen Gesichtsausdruck zu plötzlich zu ändern, setzte er sich langsam aufrecht und schaute Delicata mit einer Miene an, die eine mit leisem Ärger gemischte Verdutztheit ausdrückte.
    «Ich glaube nicht, daß man mich jemals als einen Trottel betrachtet hat», sagte er steif. «Weder in entspannter Stimmung noch anders.»
    Delicata lächelte. «Vielleicht nicht», sagte er. Er verhielt sich nachdenklich. «Vielleicht nicht.»
    Riesige Finger trommelten einen Augenblick lang auf den Tisch, dann wies er auf den leeren Teller.
    «Räum das hier ab, dann wollen wir nachschauen, wie die Arbeitsgruppen vorankommen.»

16
    Collier erkundigte sich höflich: «Hatte Ihr Gatte eigentlich irgendwelche Theorien über die ehemalige Wasserversorgung von Mus entwickelt, Mrs. Tangye?»
    Sie saß neben Professor Tangye auf dessen Bett. Hier verbrachte sie außer nachts, wenn sie schlief, den größten Teil ihrer Zeit. Tangye antwortete nur selten auf das, was sie zu ihm sagte. Wenn sie zu beharrlich war, wurde er gereizt. Collier hatte das Gefühl, daß Tangyes Hirn unheilbar geschädigt war.
    Es ließ Collier schaudern, wenn er sich klarmachte, daß auch er mit Leichtigkeit in diese leblose Schlaffheit hätte gepreßt werden können. Obwohl er wußte, daß Modesty ihn bewußtlos machen würde, wenn sie an diesem Abend wieder in die Gaskammer getrieben wurden, war er doch unruhig und ein bißchen ängstlich.
    Jetzt war die lange Mittagspause. Die Gefangenen arbeiteten von der Morgendämmerung bis zum Mittag, bekamen dann ihr Essen und wurden bis vier Uhr in den großen steinernen Gemeinschaftsraum gesperrt.
    Um vier Uhr hatte die Sonne aufgehört, direkt auf das Tal herunterzustrahlen; dann wurde die Arbeit wieder aufgenommen und bis sieben Uhr fortgesetzt. Mrs. Tangyes Gesicht war noch hagerer als sonst. Sie schaute zuerst ihren Mann, dann Collier an, und ihre erloschenen Augen zeigten Angst und Verwirrung.
    «Wasser?» fragte sie unbestimmt. «Ja, ich glaube, wir haben darüber gesprochen. Aber Sie dürfen ihn jetzt nicht stören. Er ist nicht bei sich, Mister … Entschuldigen Sie, ich weiß Ihren Namen nicht mehr. Ich mache mir wirklich große Sorgen um ihn.» Mit ihrer von der Arbeit rauhgewordenen Hand streichelte sie beruhigend Tangyes mageren Arm.
    «Vielleicht erinnern Sie sich noch, was über die

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