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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sie auf Distanz gesetzt, um sich mit Modesty auf Möglichkeiten zur Flucht zu konzentrieren.
    Aber bis jetzt hatten sie nichts gefunden, und dies war nun schon der dritte Tag …
    Modesty nahm ihre Schaufel auf. Ganz bewußt entspannte sie ihren sich zusammenkrampfenden Magen, der ihr Übelkeit verursachte. Es könnte schließlich noch schlimmer sein. Steve Collier half viel, um das Treffen Delicata-Willie hinauszuschieben. Er sorgte für Delicatas Belustigung und tat das mit beachtlichem Talent. Er war zum Hofnarren geworden – ein beschränkter, verängstigter Mann, der dennoch von einer gewissen gebildeten Kultiviertheit war –, für Delicata der ideale Gesellschafter. Sie fragte sich, wie lange Collier wohl so weitermachen konnte.
    In einiger Entfernung sah sie McWhirter stehenbleiben, mit Gabriel sprechen und dann eine weitere Eintragung in sein Notizbuch vornehmen. An dem zerfallenden Pfeiler mit dem Brett davor übte Wenczel ununterbrochen Ausfall und Deckung.
    Ein fadendünner Gedanke bildete sich in ihrem Innern, eine plötzliche Verbindung von unzusammenhängenden Belanglosigkeiten. McWhirter und sein Notizbuch; Tangye und die Zombis; Wenczel und sein Degen; Skeet Lowry und die Skywagon; McWhirter, der sie abtastete, als sie sich nackt ausziehen und durchsuchen lassen mußte; Delicata und Willie Garvin.
    Der Faden wurde dicker und begann sich zu einem komplizierten Muster zu verweben.
    Ein Überdruckventil für Delicata; eine Entspannung für Willie; ein Schachzug gegenüber Skeet, den man nicht kaufen konnte. Ja …
    Sie merkte, daß sie unbeweglich dastand und ins Leere starrte. Rasch bückte sie sich, um in ihrem Schaufeln fortzufahren. Die letzten Reste von Anspannung schwanden aus ihren Nerven und Muskeln und hinterließen die kühle Gemütsruhe, die einer getroffenen Entscheidung folgt. Es konnte etwas unternommen werden, und das blinde Umhertasten war vorbei.
    Das Muster ihrer Überlegungen baute sich weiter auf. Sie betrachtete es eingehend. Etwas fehlte, etwas überaus Wichtiges. Aber das konnte sich bei der näheren Planung des übrigen durchaus noch ergeben. Sie hörte auf zu schaufeln und trank aus der Wasserflasche, die an ihrer Hüfte hing. Jeder Gefangene wurde während kurzer Arbeitspausen im Laufe des Tages mit fünf Litern Wasser versehen. Die restlichen zwei Liter bekamen die Gefangenen jeden Abend im ganzen in Kunststoffkanistern.
    Sie verschloß die Flasche und betrachtete dann ihr Denkmuster noch einmal. Willie Garvin würde das nicht gefallen. Steve würde sofort wütend werden und sich ängstigen. Sie beschloß, besser nichts zu sagen, bis sie den ersten Schritt getan hatte. Danach würde jeder Widerspruch sinnlos sein.
    Der Plastikteller war mit einer enormen Essensportion angehäuft; kalte Speisen aus Büchsen, die in dem kühlen Innern der vor zweitausend Jahren erbauten, altertümlichen steinernen Vorratskammern aufbewahrt wurden. Collier stellte den Teller vor Delicata hin. Beim Absetzen geriet seine Hand in nur zentimeterweite Entfernung vom Messer. Er hätte es packen und versuchen können, es Delicata in die Kehle zu stoßen – und dabei scheitern. Delicata hoffte halb, daß er es tun würde, und Collier wußte, daß dieser Versuch damit enden würde, daß die riesigen Hände ihm den Arm brachen.
    Collier trat zurück und sagte mit ängstlichem Grinsen: «Ist es so recht?»
    «Wenn jemals etwas nicht in Ordnung wäre», sagte Delicata, während er Messer und Gabel zur Hand nahm, «dann kannst du sicher sein, daß ich dich das so oder so schon wissen lassen würde.» Mit einem Kopfnicken wies er auf einen der Klappstühle. «Setz dich.»
    Delicata aß enorm viel, aber nicht gierig. Es amüsierte ihn, Collier bei sich zu haben. Collier war unterhaltsam.
    «Du hast wahrscheinlich beobachtet», sagte Delicata angeregt, «daß meine Hände fast bis zu den Knien reichen, wenn ich stehe. An was erinnert dich das, Collier?»
    Collier schaute besorgt und ein wenig verängstigt drein. Es war wichtig, diesen Ausdruck zu zeigen, und er fand es nicht schwierig. Sein Gewicht auf dem Seil richtig auszubalancieren, auf dem er sich mit Delicata bewegte, war eine angstvolle Aufgabe. «Nun», sagte er vortastend, «es erinnert mich an … an einen Akrobaten.»
    «Wirklich?» Delicata war entzückt. «Warum?»
    «Ich weiß nicht ganz genau.» Collier legte einen Unterton von Verzweiflung in seine Stimme. «Ich nehme an, daß dieses ständige Hängen am Trapez und anderen Geräten ihre Arme

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